Im letzten Artikel zu Mexiko-Stadt wenden wir uns dem schönen Künstlerviertel Coyoacán zu. Hier gefiel es mir während meiner Reisen immer besonders gut.
Nach den schwimmenden Gärten bleiben wir im Süden der Stadt und sehen uns in Coyoacán um. Wie immer noch eine kurze Zusammenfassung der letzten Artikel: Zuerst haben wir vieles über die Gründung und den Aufstieg von Mexiko-Stadt gelernt. Danach haben wir unsere Anreise und Übernachtung geplant und unsere Sightseeing Tour im historischen Zentrum begonnen. Von dort begaben wir uns über den Alameda Central zur Prunkstraße La Reforma, der wir zum riesigen Bosque de Chapultepec folgten. Begeistert von weltberühmten Museen und dem einzigen Königspalast Nordamerikas ließen wir uns im Luxusviertel Polanco kulinarisch verwöhnen. Danach folgte eine mexikanische Fiesta der besonderen Art: Auf Flößen steuerten wir durch die schwimmenden Gärten von Xochimilco.
Tipp: Bevor ihr eure Tour durch Mexiko startet, solltet ihr meine Sicherheitshinweise lesen.
Nordwestlich von Xochimilco befindet sich das berühmte Künstlerviertel Coyoacán. Hier beenden wir unsere Sightseeing Tour durch Mexiko-Stadt.
Der beste Reiseführer für eure Mexiko-Reise*:
Überblick Coyoacán
Coyoacán befindet sich etwa 10 km südlich des Zentrums. Der Name des Viertels kommt aus dem Nahuatl und bedeutet Platz der Kojoten. Die schmalen Gassen, tollen Cafés und vielen kleinen Parks faszinierten mich jedes Mal aufs Neue bei meinen Besuchen in Mexiko-Stadt. Hier fühlte ich mich meist am wohlsten. Am Wochenende ist das Zentrum Coyoacáns nach dem Zócalo der meistbesuchte Platz der Stadt, daher empfehle ich euch einen Besuch unter der Woche. Mehrere Metrostationen führen in die Gegend um Coyoacán, jedoch müsst ihr in jedem Fall noch mindestens 20 Minuten laufen (Metro Coyoacán, Viveros/ Derechos Humanos (Linea 3) oder General Anaya (Linea 2)). Alternativ nehmt ihr ab der Metrostation ein Uber oder Taxi (oder einen colectivo, die heißen in Mexiko-Stadt pesero).
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Geschichte von Coyoacán
Das prähispanische Dorf Coyohuacan muss lt. Aufzeichnungen bereits im 14. Jahrhundert existiert haben und zahlreich bevölkert gewesen sein. Zu Zeiten der Azteken lebten hier Indigene des Volkes Tepanec, dabei handelte es sich um eine Schwesterkultur der Azteken. Die Einwohner nahmen Hernán Cortés wohlwollend in Empfang um gegen die Übermacht der Azteken vorzugehen. Dieser nutzte die Gegend als Hauptquartier und machte Coyoacán kurzerhand zur ersten Hauptstadt von Neuspanien (1521-1523). Erst 1857 wurde Coyoacán an den Hauptstadtdistrikt angeschlossen, der sich immer weiter ausdehnte. Mitte des 20. Jahrhunderts wuchs Mexiko-Stadt über Coyoacán hinaus – Landwirtschaftsbetriebe, Seen und Felder wurden in Stadtgebiete umgewandelt, jedoch konnten viele schmale Gassen, Plätze und Gebäude beibehalten werden, welche das Viertel heute so besonders machen.
Tipp: Ihr solltet immer eine Powerbank dabei haben, falls der Akku unterwegs schlapp macht*:
Sehenswürdigkeiten in Coyoacán
Jardín Centenario und Jardín Hidalgo
Diese zwei aneinandergrenzenden kleinen Parks bilden das Zentrum Coyoacáns. Sie wurden 2008 in einer groß angelegten Aktion renoviert, dabei wurden auch über 150 (teilweise illegale) Straßenverkäufer in einen neu gebauten Kunstbasar umgezogen. Die Polizei sollte dafür sorgen, dass die Straßenverkäufer dem Zentrum fern bleiben, was immer wieder zu Auseinandersetzungen führte. Nach einem Gerichtsbeschluss wurden mittlerweile wieder 40 Straßenverkäufer (mit offizieller Lizenz) erlaubt. In der Mitte des Jardín Centenario befindet sich ein Brunnen mit Skulpturen von zwei Kojoten. Hier findet ihr auch die häufig fotografierten bunten Buchstaben. Im Jardín Hidalgo befindet sich hingegen eine Statue des gleichnamigen Volkshelden (siehe Dolores Hidalgo).
Parroquia San Juan Bautista
Diese wunderschöne Kirche grenzt südlich an den Jardín Hidalgo an und wurde zwischen 1520-1552 erbaut. Sie ist Teil eines ehemaligen Dominikanerklosters, das den Franziskanern übergeben wurde. Der Innenraum mit den sieben Kapellen ist absolut sehenswert.
Casa de Cortés
Hernan Cortés richtete während der Belagerung von Tenochtitlán an der Nordseite des Jardín Hidalgo Mexikos ersten Gemeindesitz ein. Auf einem Wandgemälde in der Kapelle ist eine Folterszene dargestellt: Cortés ließ Cauhtémoc foltern, um die Verstecke aztekischer Schätze zu erfahren. Die aktuelle Form des Gebäudes entstand jedoch erst im 18. Jahrhundert. Entgegen einer Tafel im Gebäude hat Cortés übrigens nie hier gelebt.
Museo Frida Kahlo – das blaue Haus
In diesem Haus wurde Frida Kahlo geboren, hier lebte sie Teile ihres Lebens zusammen mit Diego Rivera und hier starb sie auch. 1957 überließ Diego das Haus der Stadt, um es in ein Museum umzuwandeln. Es hat sich zu einem der berühmtesten Museen von Mexiko-Stadt entwickelt (dementsprechend hoch ist der Besucherandrang – früh kommen und Tickets vorher online kaufen!). Frida Kahlo wurde 1907 als Tochter von Wilhelm Guillermo Kahlo und Matilde Calderón y González hier geboren. Ihr Vater wanderte von Europa nach Mexiko aus und ließ das 800 m² große Haus um den 400 m² großen Innenhof erbauen. Die kobaltblaue Fassade sorgte für den Beinamen La Casa Azul (das blaue Haus).
Fridas Leben war geprägt durch eine Polioerkrankung und einen Unfall mit einer Straßenbahn. Sie musste ihr Leben lang orthopädische Korsetts und Einrichtungen tragen. Während sie krank war, begann sie zu malen und ihr Leid zu verarbeiten. Sie lernte Diego Rivera kennen, welchen sie heiratete und welcher ein regulärer Besucher des blauen Hauses wurde. Er zahlte die Hypothek der Eltern auf das Haus. La Casa Azul entwickelte sich zu einem Treffpunkt Intellektueller und Künstler.
Als Leo Trotzki durch Stalin ins Exil gezwungen wurde, kam er einige Jahre hier unter, bevor er in ein anderes Haus um die Ecke zog. Die Liebesbeziehung zwischen Diego und Frida kann durchaus als chaotisch bezeichnet werden – 1939 ließen sie sich scheiden, 1940 heirateten sie erneut, Affären und Streitereien waren keine Seltenheit. Am 13.07.1954 starb Frida Kahlo im Alter von 47 Jahren hier im blauen Haus. Ihr merkt schon – es gibt so viele interessante Geschichten um die beiden und ihr Leben, dass ein Besuch des Museums ein Highlight in Mexiko-Stadt ist (übrigens steht Diegos Geburtshaus in der wunderschönen Stadt Guanajuato, ein weiteres Juwel Mexikos).
- Öffnungszeiten: Di, Do-So: 10:00-18:00 Uhr, Mi: 11:00-18:00 Uhr, Mo geschlossen; Tickets bitte vorher online kaufen
- Eintritt unter der Woche: 230 Pesos pro Person, Residents 100 Pesos pro Person, Lehrer/Studenten 45 Pesos pro Person, Schüler/Senioren: 20 Pesos pro Person, Behinderte/Kinder unter 6 Jahre: freier Eintritt
- Eintritt am Wochenende: 270 Pesos pro Person, Residents 130 Pesos pro Person, Lehrer/Studenten 50 Pesos pro Person, Schüler/Senioren: 25 Pesos pro Person, Behinderte/Kinder unter 6 Jahre: freier Eintritt
- Euer Ticket erlaubt euch auch Eintritt ins Diego Rivera Anahuacalli Museum.
- Guides: 600 Pesos Spanisch (exklusive Eintritt), 700 Pesos Englisch (exklusive Eintritt); Nacht der Museen (letzter Mittwoch jedes Monats): 200 Pesos pro Person
- Karte; Website
Ihr möchtet mehr über das faszinierende Leben von Frida lernen? Dann kann ich euch die folgende Biographie empfehlen:*
Diego Rivera Anahuacalli Museum
Dieses tempelähnliche Museum befindet sich 3,5 km südlich von Coyoacán. Es kann via Uber, Taxi oder mit dem Tren Ligero von der Metrostation Tasqueña aus erreicht werden (Linea 2). Diego Rivera entwarf das interessante Gebäude als Aufbewahrungsort für seine Sammlung präkolumbischer Kunst. Sonntags gegen 13 Uhr finden kostenlose Konzerte mit klassischer oder regionaler Volksmusik statt. Rund um den Día de los Muertos wird das Museum mit aufwendigen Opfergaben geschmückt. Ein Besuch lohnt sich auch hier.
- Öffnungszeiten: Di-So: 11:00-17:30 Uhr
- Eintritt: 100 Pesos pro Person, Residents 80 Pesos, Studenten und Lehrer 35 Pesos, Grundschüler und Senioren 20 Pesos, Behinderte und Kinder unter 6 Jahren: Eintritt frei
- Karte; Website
Museo Casa de León Trotsky
Im Februar 1929 wurde Leo Trotzki aufgrund seiner Kritik an Stalins Regierung ins Exil gezwungen. Acht Jahre verbrachte er mit seiner Frau Natalia Sedova in verschiedenen Ländern unter Verfolgung von Agenten Stalins. Diego Rivera und Frida Kahlo überzeugten den mexikanischen Präsidenten Lázaro Cárdenas Trotzki politisches Asyl in Mexiko zu gewähren. Von 1937-1939 lebte Trotzki mit seiner Frau im blauen Haus. 1939 kam es jedoch zu einem Streit zwischen Diego und Leo. Daraufhin zogen Trotzki und Natalia in ein anderes Haus an der Avenida Viena. Im Januar 1940 schlug ein Anschlag auf Leo durch einen russischen Agenten und mexikanischen Maler (verkleidet als Polizisten) fehl. Daraufhin wurden die Wände um das Haus verstärkt und Wachtürme errichtet. Einen zweiten Anschlag im August 1940 durch den Spanier Ramón Mercader, unter dem Decknamen Jacson Mornard, überlebte Trotzki nicht. Ramón war der Liebhaber von Leos Sekretärin und hatte sich dadurch Vertrauen und Zugang zum Haus erarbeitet. Mercader schlug Trotzki einen Eispickel in den Kopf. Dieser war jedoch noch bei Bewusstsein und wehrte sich. Die Wachen überwältigten Ramón und Trotzki kam ins Krankenhaus, wo er nach einer Operation einen Tag später aufgrund des hohen Blutverlustes und Schocks starb. Mercader kam für 20 Jahres ins Gefängnis.
- Öffnungszeiten: Di-So: 10:00-17:00 Uhr
- Eintritt: 40 Pesos pro Person, Studenten und Lehrer: 20 Pesos
- Karte; Website; Website
Ihr wollt mehr über Mexiko lernen und Hintergründe verstehen? Dann kann ich euch das Länderporträt Mexiko von Jürgen Neubauer empfehlen:*
Ex-Convento de Churubusco – Museo Nacional de las Intervenciones
Dieses ehemalige Kloster wurde im 17. Jahrhundert errichtet. 1847 war es Schauplatz einer Schlacht zwischen der mexikanischen Armee und US-Truppen, die aufgrund eines Streits über die US-Annexion von Texas nach Mexiko einrückten. Ihr erreicht es am besten über die Metrostation General Anaya (Linea 2). Die Klosteranlage beinhaltet das Museo Nacional de las Intervenciones, welches 1981 eröffnet wurde und fünf ausländische Interventionen in Mexiko thematisiert (gefühlt hatte einfach jeder mal Lust in das Land einzufallen – Spanier, Franzosen, US-Amerikaner…).
Restaurants und Cafés in Coyoacán
In Coyoacán werdet ihr unzählige tolle Bars, Cafés und Restaurants finden, zwei davon gehören bei einem Besuch unbedingt dazu:
Café El Jarocho
1953 von Gil Omero und Bertha Paredes eröffnet hat sich dieses Straßencafé zu einem Touri-Spot entwickelt. Verkauft werden verschiedene Getränke mit Kaffee aus Mexiko. Schnappt euch einen Drink und beginnt eure Tour! Karte
La Coyoacána
Ein Tag in Coyoacán sollte immer in La Coyoacána enden! Früher kannten wir einen der Türsteher und konnten dadurch immer einen guten Platz ergattern. Die Cantina ist bekannt für gutes mexikanisches Essen, Bier und Mariachis – falls ihr den Garibaldi nicht besucht habt, dann lasst euch doch hier ein Liedchen vorsingen! Karte
Ihr wollt auch kochen wie die Mexikaner? Dann kann ich folgendes Buch empfehlen (hab ich auch meiner Mum geschenkt):*
Ende unserer Sightseeing-Tour
Hier endet leider unsere Sightseeing-Tour durch Mexiko-Stadt. Es gibt jedoch noch unzählige weitere Sehenswürdigkeiten zu entdecken, zum Beispiel den berühmten Handwerkermarkt im Viertel San Ángel oder den entspannten Distrikt Tlalpan mit seinem wunderschönen Stadtpark (hier ist es ein wenig wie in Coyoacán, nur ohne die vielen Menschen). Auch der Campus der großen Universität UNAM oder die vielen großen Stadien sind sehenswert. Außerdem gibt es unweit der Stadt noch etliche weitere Highlights, zum Beispiel die berühmten Pyramiden von Teotihuacán oder Tepoztlán. Auch die wunderschöne Stadt Puebla (mit der größten Pyramide der Welt in Cholula) ist nicht wirklich weit entfernt. Wanderfreunde finden östlich und westlich der Stadt riesige Vulkane (Nevado de Toluca, Popocatépetl, Itzaccuhatl). Es gibt also noch viel zu sehen in diesem wunderschönen und faszinierenden Land!
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