Kleiner Ausflug um San Luis Potosí: Jaral de Berrio Hacienda – die reichste Hacienda Mexikos

Manchmal möchte ich nicht das ganze Wochenende unterwegs sein und bevorzuge kleinere Ausflüge rund um San Luis Potosí. Nach der Ex-Hacienda de Gogorrón fuhr ich zur Jaral de Berrio Hacienda, der größten Hacienda Mexikos im 17., 18, und großen Teilen des 19. Jahrhunderts.

Wie angekündigt war mir der Text des letzten Artikels zu lang, sodass ich ihn auf zwei Posts aufgeteilt habe. Nach der Ex-Hacienda de Gogorrón fuhr ich nur etwa 15 Minuten weiter und schaute mir die Jaral de Berrio Hacienda an. Wie so oft in Mexiko war der Weg nicht ausgeschildert und die Sehenswürdigkeit total beeindruckend!

Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen und falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*:


 

Die Jaral de Berrio Hacienda: Die reichste Hacienda Mexicos im 17., 18. und Großteil des 19. Jahrhunderts

Anfahrt

Ich dachte mir, dass ich gleich noch eine weitere Hacienda anschauen könnte, wenn ich schon einmal in der Gegend bin. Etwa 20 km südlich der Ex-Hacienda de Gogorrón, kurz nach der Grenze des Bundesstaates Guanajuato, befindet sich an der Bundesstraße 37 ein Abzweig zum Dorf Jaral de Berrios. Schon kurz vor Einfahrt in das Dorf sieht ihr rechts der Straße ein großes Agavenfeld, kurz danach kommt auch schon der riesige Komplex.

Ein buntes Schild mit dem Ortsnamen darf in keinem mexikanischen Dorf fehlen.

Übernachtung

Für den Besuch von Jaral de Berrio braucht ihr max. 1-2 h einzuplanen. Wenn ihr jedoch viele der anderen tollen Sehenswürdigkeiten rund um San Luis Potosí anschauen wollt, dann solltet ihr euch ein Hotel in der Stadt nehmen. San Luis Potosí boomt und es ist für jeden etwas dabei. Hier ein paar meiner Empfehlungen:

  • Hotel Museo Palacio de San Agustin*: Wer schon immer mal in einem Palast übernachten wollte, der ist hier richtig. Das Hotel liegt mitten in der Innenstadt, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind fußläufig erreichbar. Frühstück und Parkplatz sind inbegriffen. Die tolle Architektur hat jedoch ihren Preis.
  • City Centro by Marriott*: Mitten im Zentrum mit Rooftop-Pool und toller Bar. Parkplätze gibt es leider keine, jedoch findet ihr günstige Parkgaragen um die Ecke.
  • NH San Luis Potosí* oder City Express Junior*: An der Avenida Carranza, die direkt ins Zentrum führt. Frühstück teilweise inbegriffen, viele Restaurants um die Ecke, kostenlose Parkmöglichkeiten.

 

Jaral de Berrio Hacienda geschlossen, Privatführung durch die Kirche und etwas zur Geschichte

Wie so oft in Mexiko findet man spektakuläre Sehenswürdigkeiten mitten im nirgendwo. Es gibt kein Schild oder Wegweiser und auch nur extrem wenige Reiseführer berichten darüber. Genau so ist es bei Jaral de Berrios. Nach Einfahrt in den Ort seht ihr rechter Hand die Hacienda und auf der linken Seite einen riesigen Platz mit zwei tollen Kirchen (Capilla de la Merced und Parroquia San Diego de Alcalá) und  alten Dampföfen/Speichern.

 

Die Hacienda war leider für Besichtigungen geschlossen, jedoch fragte mich ein alter Mann an, ob ich eine Führung wollte (oder zumindest einen Mezcal). Ich lehnte dankend ab und lief ein wenig herum. An der Capilla de la Merced östlich des Platzes traf ich den Mann erneut. Die Kirche war verschlossen, aber er fragte, ob er für mich aufschließen soll. Etwas erstaunt antwortete ich mit ja. Er zog den Schlüssel aus der Tasche und gab mir eine tolle Privatführung auf Spanisch. Die kleine Kirche beinhaltet Fotos vieler  Besitzer der Hacienda. Er erzählte mir deren Geschichte.

Die Hacienda Jaral de Berrio wurde Ende des 16. Jahrhunderts durch Juan de Zavala errichtet. Dieser war ein Baske aus Biskaia und Einwohner Zacatecas, bevor er 1592 nach San Luis Potosí kam aufgrund der Entdeckung der Cerro de San Pedro Minen. Im Gegensatz zu Pedro aus dem letzten Artikel war er jedoch Kaufmann.

Juan de Zavala eröffnete ein großes Warengeschäft in San Luis Potosí und investierte viel Geld in die Minen. Er besaß eine große Hacienda zur Verarbeitung von Mineralien in der Stadt und begleitete einige öffentliche Ämter. Er war ein Wohltäter und beteiligte sich am Bau der Kathedrale, gründete das Krankenhaus San Juan de Dios und spendete zur Gründung des Jesuitenkollegs. Im Valle de San Francisco ließ Juan eine Hacienda auf seinen Namen (Hacienda de Zavala) errichten und nahm viele Viehzuchtstandorte in Besitz.

Die Namen der Besitzer wechselten im Laufe der Geschichte, da viele von ihnen zwar unfassbar reich waren, aber keine Nachkommen hatten. So wurde die Hacienda immer wieder verkauft und umbenannt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Doña Teresa Josefa Zaldívar de Retes de Paz y Vera und ihr Mann und damaliger Bürgermeister von Mexiko-Stadt Kapitän Andrés de Berrio Eigentümer der Einrichtung. Nach ihrem Tod hinterließen sie alles ihrem Sohn Miguel de Berrio y Zaldívar, der 1774 von König Carlos zum ersten Marquis von Jaral ernannt wurde, daher der Namenszusatz Berrio.

Interessant: Die Tochter von Miguel de Berrio, Doña María Ana de Berrio, heiratete den verschwenderischen Sizilianer Pedro de Moncada de Aragón und hatte mit ihm eine Tochter. Nach vier Jahren erklärte sie die Ehe als gescheitert und reichte einen Scheidungsantrag ein. Sie warf ihrem Mann Ehebruch, Missbrauch und Belästigung vor. Scheidungen waren damals alles andere als normal und das Gericht beschäftigte sich von 1772 bis 1792 mit dem Fall (hier einige Hintergründe, auf Spanisch).

Während der Zeit des ersten Marquis wurde das Vermögen der Berrios so groß, dass man sagte, ihr Vieh weide von Durango bis ins Tal von Mexiko. Sie besaßen 99 Haciendas, die von Mexiko-Stadt bis nach Zacatecas reichten. In Mexiko-Stadt errichtete Miguel de Berrio den berühmten Palacio de Iturbide. Der Palast wurde auf so eine aufwändige Weise gebaut, dass die Kosten in etwa der Höhe der Mitgift seiner Tochter entsprachen. Miguel wollte damit verhindern, dass Pedro de Moncada das ganze Geld verschwendete. Vom Balkon des Palastes akzeptierte Agustín de Iturbide das Angebot Mexikos erster Kaiser nach der Unabhängigkeit zu werden.

Aber zurück zur Hacienda: Sie wurde eine der größten und reichsten Haciendas in Neuspanien und Spanien. Die Pferde von Jaral de Berrio waren so berühmt, dass der Bildhauer Manuel Tolsá eines davon für die berühmte Reiterstatue von Carlos dem IV. wählte (steht auf der Promenade des Kunstmuseums in Mexiko-Stadt).

1810 war Juan Nepomuceno de Moncada y Berrio, Enkel des ersten Marquis, Eigentümer der Hacienda. Er schloss sich dem Priester Hidalgo im Kampf um die Unabhängigkeit an. Als königliche Truppen jedoch auf der Hacienda eintrafen, wechselte er die Seite und gründete das Moncada Regiment, um die Ländereien zu verteidigen. Im Anschluss ernannte ihn der Kaiser zum Ritter des kaiserlichen Ordens.

1855 lebten ca. 6500 Personen auf dem Gelände, es gab Büros, eine Post, zwei Grundschulen und zwei Gasthäuser. Die Kapelle wurde zu einer Pfarrei und 1890 zur mexikanischen Nationalkirche erhoben. Im gleichen Jahr wurde das dritte und imposanteste Gebäude der Hacienda errichtet. Bewohnt wurde es von Francisco Cayo de Mnaca y Fernández de Córdoba, dem letzten Nachkommen des Marquis von Jaral de Berrio.

Die zweite Kirche am Platz: Parroquia San Diego

Im 20. Jahrhundert verlor der Komplex aufgrund politischer Instabilität und der mexikanischen Revolution viel Land. Das Letzte, was über die Eigentümer der Hacienda bekannt ist, ist dass Doña Margarita, die Schwiegertochter von Juan Isidro, die Hacienda an Herrn Rutilio Rojas Rodríguez verkaufte, als sie noch 5.000 ha umfasste. Dieser wiederum vererbte sie an seine Kinder Luis und Gerardo Rojas Santos.

Die Hacienda kann nur nach Anfrage bei Mezcal Marqués de Jaral de Berrio besichtigt werden. Seit 1764 wird auf dem Gebiet Mezcal produziert, angeboten werden ausgezeichnete Mezcal Joven und Reposado der Agavensorte Salmiana. Der Mezcal schmeckt nicht rauchig, da Wasserdampf genutzt wird, um die Agaven vor dem Mahlvorgang aufzuweichen.

 

Cowboyspektakel und Mezcal

Nach Besichtigung der Kirche führte mich der Mann zu seinem Auto. Er öffnete den Kofferraum und dort fand ich einen großen Stapel Bücher und einige Kisten Mezcal. Erst wollte er mir ein Buch verkaufen, aber als ich sagte, dass ich nicht so gut Spanisch lesen kann, landeten wir beim Mezcal. Nach einer kurzen Verkostung kaufte ich ihm eine Flasche ab.

Ich war gerade auf dem Weg zum Auto als plötzlich um die 100 Cowboys auf Pferden auftauchten und auf dem großen Platz antraten. Es gab eine kurze Rede und ein paar unverständliche „Viva…“ und dann reiteten sie davon. Ein tolles Spektakel zum Abschluss meiner Tour.

 

Fazit

Absolut unverständlich, warum man hier nicht mehr daraus macht! Das Gebäude der Jaral de Berrio Hacienda, der große Platz davor und die zwei Kirchen sind absolut sehenswert. Die Geschichte dahinter ist sehr beeindruckend und je mehr ich recherchierte desto interessanter wurde es. Eine Schande, dass man solche Orte nicht ausschildert und mehr für die Touristen bietet, dies würde auch den Leuten vor Ort helfen.

Für euren Besuch von Jaral de Berrio solltet ihr max. 1-2 h einplanen, bequeme Schuhe, einen Hut* und ausreichend Sonnencreme* mitbringen. Die Tour würde ich mit der Ex-Hacienda de Gogorrón aus dem letzten Artikel verknüpfen – ein tolles Halbtagesausflug von San Luis Potosí aus (eignet sich auch gut für einen Motorradtour).

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