Kleiner Ausflug um San Luis Potosí: Ex-Hacienda de Gogorrón – hier wurde Zorro gedreht

Schönes muss nicht immer weit weg sein: Zwischen den vielen größeren Ausflügen brauche ich auch mal eine Pause. Zum Glück gibt es auch in der näheren Umgebung von San Luis Potosí tolle Sehenswürdigkeiten. Ich habe einen freien Sonntag genutzt und mir zwei tolle Haciendas angeschaut: Die Ex-Hacienda de Gogorrón und die Jaral de Berrio Hacienda.

Die Zeit vergeht und seit meinem letzten Artikel über ein Tauch-/Wellnesswochenende in der Huasteca Potosina ist schon wieder ein Monat vergangen. Nach meinem genialen zweiwöchigen Roadtrip durch Kanada (Calgary nach Vancouver Island, vielleicht schreibe ich noch darüber) im Juli brauchte ich erstmal eine kleine Pause. Da ich aber kaum ein ganzes Wochenende stillsitzen kann, fuhr ich an einem Sonntag ein wenig durch die Gegend und schaute zwei Haciendas an.

Der folgende Text sollte eigentlich deutlich kürzer werden und beide Haciendas beinhalten. Bei meiner Recherche bin ich aber auf so viele tolle Geschichten und Informationen gestoßen, dass ich kurzerhand zwei Artikel daraus machte.

Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen und falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*:


 

Die Ex-Hacienda de Gogorrón: Ein Ort voller Geschichte

Anfahrt

Mein erster Stopp war die Ex-Hacienda de Gogorrón kurz vor Villa de Reyes. Von San Luis Potosí aus fahrt ihr auf dem Highway 57 nach Süden und biegt nach etwa 30 km auf die Bundesstraße 37 in Richtung Villa de Reyes ab. Dieser folgt ihr weitere 20 km (am BMW Werk vorbei). Die Schilder zur Hacienda über irgendwelche Staubpisten ignoriert ihr und nutzt einfach diesen Abzweig. Als ich ankam stand ich vor einem verschlossenen Tor mit einer Klingel (hier). Nachdem ich die betätigt hatte, kam ein Mädchen und ließ mich rein (sie verlangte 50 Peso Eintritt). Ihr könnt mit dem Auto direkt vor der Hacienda parken.

 

Übernachtung

Für den Besuch der Hacienda braucht ihr nur 1-2 h einplanen, wenn ihr jedoch viele der anderen tollen Sehenswürdigkeiten rund um San Luis Potosí anschauen wollt, dann solltet ihr euch ein Hotel in der Stadt nehmen. San Luis Potosí boomt und es ist für jeden etwas dabei. Hier ein paar meiner Empfehlungen:

  • Hotel Museo Palacio de San Agustin*: Wer schon immer mal in einem Palast übernachten wollte, der ist hier richtig. Das Hotel liegt mitten in der Innenstadt, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind fußläufig erreichbar. Frühstück und Parkplatz sind inbegriffen. Die tolle Architektur hat jedoch ihren Preis.
  • City Centro by Marriott*: Mitten im Zentrum mit Rooftop-Pool und toller Bar. Parkplätze gibt es leider keine, jedoch findet ihr günstige Parkgaragen um die Ecke.
  • NH San Luis Potosí* oder City Express Junior*: An der Avenida Carranza, die direkt ins Zentrum führt. Frühstück teilweise inbegriffen, viele Restaurants um die Ecke, kostenlose Parkmöglichkeiten.

 

Spaziergang durch die Hacienda und etwas zur Geschichte

Ich war überrascht, dass außer mir kaum andere Leute auf dem Gelände unterwegs waren und hakte kurz nach. Einen Guide gab es leider nicht, aber ich durfte mich frei bewegen und Fotos machen. Die Anlage ist riesig, wunderschön und gepflegt. Man merkt aber, dass aktuell absolute Trockenheit herrscht. Vor einem großen alten Gebäude fand ich schließlich eine Tafel, die etwas zur Geschichte der Hacienda bereithielt (Recherche im Internet half mir später mein Wissen auszubauen).

Pedro de Arizmendi Gogorrón wurde 1550 geboren. Er war ein Bergmann aus Biskaia in Spanien, der 1580 Doña Antonia Rivas Palimino y Rendón heiratete. 1592 wurden die Minen in Cerro de San Pedro entdeckt und er zog von Zacatecas nach San Luis Potosí um als Kommissar des heiligen Amtes der Inquisition zu arbeiten und Geld in den Ausbau der Minen zu investieren. Ab 1597 begann er Mineralien in seiner Hacienda in Tlaxcalilla zu schmelzen.

Durch Gründung und Investition in verschiedene Minen, sowie die Weiterverarbeitung der Mineralien wurde Don Pedro sehr reich. Er gründete eine weitere Hacienda im Valle de San Francisco mit mehreren Wassermühlen, einem Staudamm, zwölf Öfen zum Schmelzen, einem Ofen zum Raffinieren und einer Mühle zum Mahlen von Metallen. Bereits 1602 produzierte er mit diesen Installationen große Mengen an Silber.

Wie so oft, wurde die Fabrik auf einer archäologischen Stätte errichtet (das kennen wir ja schon aus Mexiko-Stadt oder Cholula, der größen Pyramide der Welt). Die ersten menschlichen Siedlungen konnten bereits 750 v. Chr. nachgewiesen werden. Die Tolteken nannten die Siedlung Tlapalnochtitlán (Ort der roten Kaktusfrüchte). Sie verließen die Stätte um 1200 nach Chr., als ihre Hauptstadt Tula fiel.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Hacienda immer mehr zu einem großen Landwirtschafts- und Viehzuchtbetrieb, der San Pedro de Gogorrón Hacienda, der reichsten  im Staat. Weideland, Futter und Getreide wurden für die vielen Zugtiere gebraucht, die zum Transport von Silber und Gold nötig waren. Um den Abbau und Abtransport zu erleichtern wurde Zacatecas durch den Camino Real de Tierra Adentro mit Querétaro verbunden.

Über Jahrhunderte wurde das Land um den Betrieb kultiviert und bewirtschaftet. Die Eigentümer wechselten und unter Felipe Muriedas Fox war es eine der produktivsten Einrichtungen zur Zeit des Präsidenten Porfirio Diaz. Muriedas errichtete das Wasserkraftwerk „Electra Manuela“, welches ihm die Gründung einer Fabrik für Wolldecken erlaubte, die später zur San Felipe Cashmere Factory umbenannt wurde. Seine Produktion war so fortschrittlich, dass er 1889 die Silbermedaille auf der Pariser Weltausstellung erhielt. Später zog die Fabrik in die Stadt San Luis Potosí um.

Muriedas ließ 17 Brunnen auf dem Gelände bohren, aus welchen Wasser mit sehr hohem Druck zur Oberfläche kam. Dem Wasser wurden heilende Eigenschaften zugeschrieben und man kann heute noch Reste des Badehauses sehen. Übrigens gibt es in der Nähe noch ein kleines Freibad (Parque Acuático Woow) und warme Quellen findet ihr hier sowieso überall (z.B. rund um San Miguel de Allende).

In ihrer Blüte gehörten zur Hacienda über 36.000 Hektar Land, vieles davon wurde im Rahmen der mexikanischen Revolution neu aufgeteilt und ging verloren. Das heutige Gelände ist deutlich kleiner. Es beinhaltet einige verfallene Reste der ursprünglichen Hacienda und der Mezcalfabrik, denn so eine gehört hier nun mal dazu (es gibt noch unzählige kleinere in der Gegend, ich schreibe später mal einen Bericht; gute Mezcals findet ihr hier*).

Das Haupthaus und die angeschlossene Kapelle sind noch gut erhalten, was unter anderem am Tourismus, Vermietungen für Hochzeiten/Events und an Investitionen aus der Filmbranche liegt. Hier wurde u.a. ein Zorro Film gedreht („Die Maske des Zorro“ mit Antonio Banderas und Catherine Zeta-Jones, gibt es auch auf Amazon*).

Viel Reichtum kommt oft durch Ausbeutung zustande und so gibt es auch um die Hacienda de Gogorrón viele Geschichten, die vom Missbrauch der Angestellten und Verbrechen der reichen Familien, die dort lebten, berichten.

Mehr Eindrücke:

Falls ihr euch auch für die mexikanische Geschichte interessiert, könnt ihr in diesem Buch etwas über die historischen Zivilisationen* und in diesem über die Eroberung Mexikos* lesen.

 

Fazit

Ich kann die Ex-Haxienda de Gogorrón für einen Halbtagesausflug in die Umgebung von San Luis Potosí empfehlen. Das Hauptgebäude und die umliegenden Grünflächen sind sehenswert und laden zu einem kurzen Spaziergang ein. Ihr könnt auch Ruinen der anderen Gebäude betreten und besichtigen, u.a. Teile der alten Wolldeckenfabrik oder des Badehauses. Das aktuelle Konzept der Hacienda habe ich jedoch nicht verstanden: Führungen gibt es nicht, ein Café oder Restaurant auch nicht. Das Haupthaus kann für Hochzeiten und Feiern gemietet werden und auf dem Gelände scheinen sich hier und da Gärtner auszuleben, da es selbst in der einen oder anderen Ruine toll bepflanzte Ecken gibt. Meiner Meinung nach könnte man deutlich mehr daraus machen.

Für euren Besuch solltet ihr 1-2 h einplanen, genügend Wasser, bequeme Schuhe, einen Hut* und ausreichend Sonnencreme* mitbringen.

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