Wenden wir uns nach dem enttäuschenden Besuch des Santuario de las Luciérnagas etwas Schönerem zu: Den Pyramiden und Statuen der Ausgrabungsstätte Tula. Diese sind wirklich sehenswert!
Im letzten Artikel habe ich euch bereits über den langen Trip nach Tlaxcala und von den Glühwürmchen berichtet. Am folgenden Tag sind wir relativ zeitig aufgestanden, um uns auf den Rückweg zu machen. Wir hatten einen Stopp in Tula de Allende und Tequisquiapan sowie eine Übernachtung Querétaro geplant, bevor wir am Sonntag den restlichen Weg nach San Luis Potosí bestreiten wollten.
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Tula de Allende ist eine relativ hässliche Industriestadt im Bundesstaat Hidalgo. Man erkennt sie schon von weitem an der riesigen Raffinerie, die den meisten Menschen vor Ort Arbeit bietet. Uns ging es bei unserem Besuch jedoch nicht um die Stadt an sich, sondern um die Ausgrabungsstätte Tula im Norden von ihr.
Anreise
Die Anreise ist denkbar einfach: Von San Luis Potosí aus folgt ihr dem Highway 57 in Richtung Mexiko-Stadt. Kurz vor Querétaro wechselt ihr auf den Highway 57D (Stadtumfahrung) weiter in Richtung Mexiko. Nach einer Weile kommt ihr automatisch auf den Highway 45 und dann wieder auf den Highway 57. Ihr fahrt immer weiter in Richtung Mexiko-Stadt. Etwa 50 km vor der Stadtgrenze trefft ihr auf den Highway M40D in Richtung Tula. Diesem folgt ihr und biegt direkt an der Mautstelle Tula in Richtung Stadt ab. Da die Ausgrabungsstätte im Norden der Stadt liegt, befindet sie sich nur in kleiner Entfernung zur Autobahn und ist perfekt für abfahrende Autofahrer ausgeschildert. Die folgende Karte zeigt die Anreise zum Santuario de las Luciérnagas, beinhaltet aber einen Pin für Tula.
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Ausgrabungsstätte Tula
Tula, oder in aztekisch Tōllān Xicocotitlān (Ort der Binsen), war das kulturelle Zentrum der Tolteken und wurde von diesen zwischen dem 10.-12. Jahrhundert nach Christus bewohnt. Zu dieser Zeit schufen die Tolteken ein großes Reich. Die Azteken, die die Tolteken schätzten, betrachteten diese als ihre königlichen Vorfahren. Das Wort Tolteken kommt übrigens vom aztekischen tolteca und bedeuted Bewohner von Tollán, also Bewohner von Tula. Es wird vermutet, dass die toltekische Stadt im 11.-12. Jahrhundert mehr als 30.000 Einwohner hatte. Ihr Zentrum bildete ein zentraler Platz, der von drei Säulenhallen umgeben war. Die Bewohner waren für ihr Kunsthandwerk berühmt, vor allem für die Verarbeitung von Obsidian. Zur Blütezeit wuchs im fruchtbaren Umland Kakao. Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Stadt geplündert und von benachbarten Stämmen eingenommen. Die Azteken zerstörten sie schließlich.
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Pyramide des Tlahuizcalpentecuhtli (Pyramide B)
Die Morgenstern-Pyramide ist das bekannteste Gebäude von Tula, es wird auch Tempel des Quetzalcoatl genannt (diese Namen kann man übrigens erst nach 3-5 Tequilas richtig aussprechen^^). Dieser fünfstufige Pyramidenstumpf kann bestiegen werden. Vom Dach des Tempels auf der Spitze sind nur noch vier Säulen und vier Krieger-Atlanten erhalten. Diese sind 4,5 m hoch und stellen toltekische Krieger mit charakteristischer Tracht und Bewaffnung dar (Brustpanzer in Schmetterlingsform, Kopfschmuck, Speer und Messer in rechter Hand, Beutel mit Weihrauch in der linken). Sie hielten ebenfalls das Dach des Tempels. Das Original des linken Atlanten steht in Mexiko-Stadt im Museo Nacional de Antropología. Die zwei kleineren runden Säulen davor hielten den Eingang.
An der Ostseite der Pyramide kann unter einem Gerüst ein flachplastischer Dekor gesehen werden, der früher vermutlich die ganze Pyramide umgab. Er zeigt Jaguare abwechselnd mit Kojoten, Adler, die Herzen fressen, und eigenartige Mischwesen aus Mensch und Schlange.
Pyramide C
Dieser Tempel befindet sich schräg gegenüber der Pyramide B und wurde nur teilweise ausgegraben. Er ist größer und bietet einen anderen Grundriss, da sich die Treppe auf einer Vorkonstruktion befindet. Es gibt ebenfalls fünf große Stufen, die früher vermutlich ähnlich dekoriert waren wie die Pyramide B.
Palacio Quemado
Der verbrannte Palast befindet sich westlich der Pyramide B, er wird aufgrund seiner Brandspuren so genannt. Er wurde vermutlich für Versammlungen und Zeremonien genutzt und besteht aus verschiedenen Hallen und Räumen, die durch Korridore miteinander verbunden waren.
Ballspielplatz
Das Juego de Pelota war auch in Tula bekannt und so gibt es auf dem Gelände zwei Ballspielplätze, einen großen im Westen des zentralen Platzes und einen sehr kleinen nördlich der Pyramide B.
Weitere Sehenswürdigkeiten und Infos
Nord-, Süd- und Ostseite bieten verschieden große Säulenhallen mit einfachen und doppelten Säulenreihen. Etwa 1,5 km nördlich des Eingangs liegt ein Komplex von Wohngebäuden mit einer Pyramide mit eigenartigem Grundriss (rechteckiger Körper, der einen weiteren kreisrunden Körper aufnimmt).
Es gibt Ähnlichkeiten vieler Bauten mit der Anlage in Chichén Itzá in Yucatan. Vermutlich gab es eine Volksgruppe, die zwischen beiden Städten vermittelt hat. Ebenfalls vermutet man, dass Tula nach dem Untergang von Teotihuacán zur vorherrschenden Macht in der Region aufstieg. Die Stadt lag zentral für Handelswege in einer Gegend mit fruchtbaren Böden. Sie scheint gute Verbindungen gehabt zu haben, da auch mehrfarbige Keramik aus der Region von Costa Rica gefunden wurde.
Fazit Ausgrabungsstätte Tula
Die Stadt Tula de Allende ist nicht wirklich sehenswert, die Ausgrabungsstätte Tula dafür umso mehr. Die großen steinernen Krieger sehen beeindruckend aus und man kann aufgrund der vielen Säulenhallen und der Wohnanlagen nördlich der Hauptsehenswürdigkeiten vom Gipfel der Pyramide B die Größe der Stadt erahnen. Auf dem Gelände befinden sich einige Tafeln zu den Sehenswürdigkeiten auf Spanisch und sogar Englisch (wow!). Für den Besuch haben wir etwa 2 h benötigt. Der Eintritt war mit 50 Peso pro Person gut bemessen. Direkt am Eingang gibt es noch ein Museum, welches Keramik, Schmuck und Skulpturen beinhaltet. Der Weg zum zentralen Platz führt durch einen schön angelegten Kakteengarten. Hier und da bieten Händler entlang des Weges ihre Waren an (ähnlich Teotihuacán). Neben Chichén Itzá und Teotihuacán finde ich die Anlage von Tula besonders sehenswert. Sie ist zwar nicht so groß und bekannt, dafür findet man nur hier die großen Kriegersäulen. Falls ihr auf dem Weg nach Puebla, Tlaxcala oder einfach nur Mexiko-Stadt seid, lohnt sich ein kurzer Stopp.
Tipp: Es gibt kaum schattenspendende Bebauungen oder Gebäude auf dem Gelände, daher einen Hut und Sonnencreme* nicht vergessen.
Hotel benötigt?*