2014 habe ich Teotihuacán besucht, eine der bekanntesten und bedeutendsten Ruinenstädte Amerikas.
Teotihuacán stand schon immer auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, die ich in meinem Leben sehen wollte. Da ich häufig in Mexiko-City unterwegs war und Teotihuacán nur etwa 40km nordöstliche der Stadt liegt, musste ich den beeidruckenden Ruinen natürlich einen Besuch abstatten. Seit 1987 gehört die archäologische Städte zum UNESCO Weltkulturerbe und man kann ohne Zweifel behaupten, dass sie neben Chichén Itzá auf der Yucatan Halbinsel die berühmteste Pyramidenstadt Mexikos ist.
Anreise:
Es gibt verschiedene Wege, nach Teotihuacán zu reisen – vom Busbahnhof Central del Norte fährt jede Viertelstunde ein Bus für circa 50 Peso (2,50€) zur Ausgrabungsstätte. Dieser ist aber den Touris nur bedingt zu empfehlen, da es bereits Überfälle auf der Strecke gab (auch gibt es einen Stopp in Mexiko-Stadt, an dem Polizisten einsteigen und alle Passagiere filmen, um Personen bei einem Zwischenfall identifizieren zu können). Es werden auch private Touren mit Bussen oder Taxishuttles von zentralen Plätzen der Hauptstadt angeboten, diese kosten aber meist deutlich mehr als der öffentliche Bus (mit 20-30€ kann man rechnen). Wir nahmen unseren Mietwagen für die Anreise zu den Pyramiden – eine schnelle und günstige Variante, man muss aber erstmal mit dem chaotischen Verkehr in Mexiko-Stadt zurechtkommen. Wie immer gilt Vorsicht walten zu lassen – nicht in der Nacht fahren, Türen bei der Fahrt verriegeln, etc.. Da Teotihuacán ein sehr beliebtes Touri-Ziel ist, lohnt es sich, zeitig anzukommen. Die Anlage ist zwar riesig, dennoch kann es an manchen Tagen voll werden.
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Geschichte:
Das Gebiet um Teotihuacán war bereits mehr als 500 Jahre v. Chr. bewohnt, die Stadt entwickelte sich jedoch erst um ca. 250 v. Chr.. Von da an war sie circa 1000 Jahre lang bewohnt und entwickelte sich zu einem bedeutenden religiösen Zentrum und Handelsplatz. Es wird geschätzt, dass in ihrer Blütezeit bis zu 200.000 Menschen dort gewohnt haben, somit war es mit Abstand die größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt. Der Bau der meisten großen Monumente begann bereits ca. 200 v. Chr.. Den Reichtum bezog ihre Stadt aus dem Handel und der Verarbeitung von Obsidian. Im siebten Jahrhundert n. Chr. verblasste die Stadt aus bisher unbekannten Gründen. Die Einwohnerzahl nahm drastig ab, viele Gebäude wurden niedergebrannt. Die Azteken fanden die Stadt im 15. Jahrhundert verlassen vor und nahmen an, dass Götter die gigantischen Bauwerke errichtet haben müssen. Sie nannten die Stätte Teotihuacán, „den Ort, an dem Menschen zu Göttern werden“.
Als die Spanier im 16. Jahrhundert nach Mexiko kamen, ließen sie bedeutende Manuskripte älterer Kulturen verbrennen und zerstörten Altare und Götterbilder. Ein Großteil der Bevölkerung wurde in den kommenden Jahrzehnten zum Christentum bekehrt. Dennoch begannen auch in dieser Zeit erste Ausgrabungen, die seit 1900 professioneller fortgeführt werden.
Aufbau und Sehenswürdigkeiten:
Zu ihrer Blütezeit umfasste die Fläche der Stadt etwa 20 Quadratkilometer. Der Aufbau erfolgt nach einem strikten Raster (wie auf dem Reißbrett), hierzu wurde sogar der Fluss Río San Juan kanalisiert und umgeleitet. Von Nord nach Süd verläuft die Straße der Toten schnurgerade durch die Stadt. Sie ist 40m breit und 2km lang, links und rechts davon entstanden wichtige Handwerks- und Wohnviertel. Zentrum der Stadt bildet die Sonnenpyramide, neben der großen Pyramide von Cholula ist sie die zweitgrößte des amerikanischen Kontinents. Sie besitzt eine Höhe von 65m und eine Grundfläche von 222m x 225m, das macht sie zur drittgrößten Pyramide der Welt (Cholula und die Cheops Pyramide sind die größten). Von der Plattform auf der Spitze der Pyramide kann man perfekt die komplette Anlage begutachten. Neben der Sonnenpyramide befindet sich ein kleines Museum, dass einen Plan der gesamten Stadt beinhaltet.
Circa ein Jahrhundert nach der Sonnenpyramide entstand die Mondpyramide, sie ist mit einer Höhe von 46m und einer Grundfläche von 120m x 150m deutlich kleiner. Sie entstand in mehreren Bauphasen und es wird vermutet, dass sie dem „Sturmgott“ gewidmet war. Wie der Rest des gesamtes Geländes, ist auch die Mondpyramide untertunnelt, man fand dort menschliche Überreste.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Ciudadela, eine palastartige Anlage, vergleichbar mit der verbotenen Stadt in Peking. Zentrum der Anlage bildet ein Gebäudekomplex aus Wohnanlagen um den Tempel des Quetzalcoatl, der „Gefiederten Schlange“. Die Außenmauern der Ciudadela sind etwa 400m lang, sie konnte nur über einen kleinen Eingang von der Straße der Toten erreicht werden.
Die Haupt-Sehenswürdigkeiten liegen entlang der Camino de los Muertos (Straße der Toten). Diese endet im Norden an der Mondpyramide und verläuft im Süden ins offene Land. Über diese Straße kann man die Anlage zu Fuß erkunden, einen anderen Weg, z.B. Segways, Fahrräder, etc. gibt es leider nicht. Da man tagsüber meist in der prallen Sonne läuft und es wenige schattige Plätze zum Ausruhen gibt, sollte man unbedingt an Sonnencreme und einen Hut denken (kann man notfalls auch vor dem Eingang noch kaufen). Auch sollte man sich nicht überanstrengen und sich beim Besteigen der Pyramiden Zeit nehmen. Die Sonne und die Höhe (Teotihuacan liegt auch 2800m) können den Aufstieg sehr beschwerlich machen. Festes, trittsicheres Schuhwerk ist empfohlen, beim Auf- und Abstieg der Pyramiden sollte man auf die kleinen Stufen achten und entweder am Rand entlang eines Seiles oder seitlich zu gehen.
Eine Liste der Gebäude und Tempel gibt es auf Vikivoyage: Wikivoyage – Teotihuacán
Weitere Informationen:
Im Eingangsbereich um Tor 1 findet man einige Läden um Wasser, Sonnencreme und einen Hut zu kaufen (bitte unbedingt ausreichende Wasser mitnehmen). Die Souvenirs sind hier aber teilweise deutlich teurer als auf anderen Straßenmärkten. Im Bereich der Anlage findet man auch noch einige Mexikaner, die Ketten, Tequile oder andere kleine Dinge verkaufen.
Light and Sound Show: In Mexiko-Stadt kann man Ausflugspakete kaufen, die ein Abendessen und eine Light- und Sound-Show in Teotihuacan beinhalten. Ich habe die Show selbst leider nicht besucht, aber die durch Projektoren bunt angestrahlten Pyramiden sehen fantastisch aus – schaut einfach mal bei in der Google Suche.
In der Nähe der Pyramiden gibt es einige gute Restaurants. Ich war im La Gruta essen, ein Restaurant in einer kleinen Grotte mit sehr leckeren typischen mexikanischen Gerichten.
Fazit:
Die Ruinenstadt Teotihuacán gehört zu den bekanntesten der Welt und ist ein Pflichtbesuch, wenn man in Mexiko ist. Die schiere Größte der Anlage ist überwältigend und die tollen Pyramiden und Tempel sind sehr beeindruckend. Man muss sich vorstellen, dass das größtenteils bereits vor Christi entstanden ist und das hier zur Blütezeit 200.000 Menschen gelebt haben sollen. Für die Besichtigung sollte man 3-4h einplanen – mit An- und Abreise sowie Verpflegung ergibt sich somit ein toller Ganztagesausflug. Mir hat die Besichtigung von Teotihuacán sehr gut gefallen. Ich hatte auch Glück, denn am Tag meines Besuches waren nicht viele Touristen da und so konnte ich in aller Ruhe auf die Pyramiden klettern und die tolle Aussicht über die Anlage genießen. Falls ihr mal dort seid und zufällig an der Light- und Soundshow teilnehmen könnt, dann schreibt mir bitte eure Eindrücke :).
Links:
Was soll ich mehr sagen, außer: Beindruckend