Ausgrabungsstätte Tamtoc in der Huasteca Potosina: Überraschend gut und mitten im Grünen

Auf meinem Rückweg von Tampico habe ich einen Stopp bei der Ausgrabungsstätte Tamtoc eingelegt. Ich war überrascht von der Größe des Geländes und nahm an einer privaten Führung teil, bei der ich viel über die huastekische Kultur lernte.

Anfang Mai habe ich ein verlängertes Wochenende in Tampico am Atlantik verbracht. Um zur Hafenstadt zu gelangen fährt man von San Luis Potosí aus durch die Huasteca Potosina und so hatte ich mir für den Rückweg eine der wichtigen huastekischen Ausgrabungsstätten in der Nähe von Ciudad Valles vorgenommen. Tamtoc stand schon lange auf meiner Bucketliste, ich bin jedoch irgendwie nie dazu gekommen.

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Anreise

Nach Tamtoc mit dem Auto von San Luis Potosí aus

Damit es schnell geht, fahrt ihr von San Luis Potosí aus den Highway 57 nach Norden und wechselt dann nach Villa Hidalgo auf den neuen Highway 75D Richtung Süden (Rioverde). Es sieht zwar erstmal wie ein Umweg aus, aber da ihr Maut zahlen müsst (ca. 25€ pro Strecke), sind die Highways leer und ihr kommt zügig voran. Von Rioverde aus geht es dann auf der Straße 70 in Richtung Tampico. Ihr solltet euch für die Cuota entscheiden – dabei handelt es sich um einen neu gebauten Highway als Verkürzung. Die Cuota führt südlich an Ciudad Valles vorbei und etwa 35 km nach der Stadt biegt ihr nach Überquerung des Río Tampaón auf die Bundesstraße 14 in Richtung Tamuín/San Vicente. Nach etwa 6 km biegt ihr nach rechts ab und folgt der Straße durch die Orte Tamante und Los Sabino immer am Río Tampaón entlang zur Zona Arqueológica. Ihr solltet etwa 3-3,5 h für die 340 km nach Tamtoc einplanen.

Hinweis: Wie so oft in Mexiko gibt es kaum Wegweiser oder Schilder an Straßen oder Abzweigungen. Ich empfehle euch ein Handy mit Google Maps, Waze oder einer Offline-Navigation. Simkarten könnt ihr vor eurer Reise online bei Holafly*besorgen (mit dem Code alltagraus erhaltet ihr sogar noch Rabatt!), alternativ hier in Mexiko im Oxxo.

 

Übernachtung

Ein Tagesausflug von San Luis Potosí aus nach Tamtoc ist zwar möglich, würde ich euch aber aufgrund der Entfernung nicht empfehlen. Gute Unterkünfte und viele Restaurants findet ihr in Ciudad Valles und Umgebung oder Xilitla. Dann seid ihr mitten in der Huasteca und könnt am nächsten Tag gleich loslegen (z.B. Cascadas de Micos, Sotano de las Golondrinas, weitere Tipps am Ende des Artikels).

Hotelempfehlungen Ciudad Valles:

  • Grann Hotel*: Schicker Pool, leckeres Restaurant, tolles Frühstück – was will man mehr?
  • Casa Ammah*: Kleines Boutique Hotel mit Wifi, Parkplatz, Pool.

Nördlich:

Südlich:

Hotels in Ciudad Valles*:

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Geschichte von Tamtoc

Die Ausgrabungsstätte Tamtoc befindet sich auf einer Mäander des Río Tampaón im Municipio Tamuín in San Luis Potosí. Aufgrund der Größe von 210 ha sowie der regionalen und militärischen Bedeutung handelte es sich vermutlich um die Hauptstadt der Huasteken. Tamtoc kommt aus der indigenen Sprache Téenek und bedeutet Ort der Wasserwolken.

Das Volk der Huasteken siedelte in der Region der Huasteca Potosina schon seit über 1000 Jahren v. Chr.. Tamtoc wurde gegen 600 v. Chr. gegründet und zum ersten Mal besiedelt. Zwischen 600-900 n. Chr. lag eine zweite Besiedelung und die Blütezeit der Stadt. Die letzte Besiedelung fand zwischen 900-1350 n. Chr. statt. In dieser Phase fanden ein starkes Bevölkerungswachstum und intensive Bauaktivitäten statt. Aus bisher unbekannten Gründen verlor die Stadt nach dieser Periode ihre Bedeutung und wurde verlassen.

Kurios: In Tamtoc herrschte eine hohe feminine Präsenz: Über 90% der ausgegrabenen menschlichen Überreste stammen von Frauen. Die meisten der gefundenen Keramik- und Lehmfiguren stellen Frauen dar. Es wird angenommen, dass sie in der Gemeinde einen hohen Stellenwert hatten.

Die bevorzugte Lage am Fluss Tampaón sorgte für eine starke Entwicklung der Stadt und weitere Siedlungen in der Gegend. Wasser erlaubte Handel mit anderen Regionen und den einfachen Anbau von Nahrungsmitteln. Auch euch wird sicher auffallen, wie grün dort alles ist :).

 

Ausgrabungsstätte Tamtoc

Insgesamt wurden mehr als 70 Strukturen und Gebäude im Gelände der Ausgrabungsstätte entdeckt. Besucher können etwa 30 davon besichtigen. Meine Tour startete vom Besucherzentrum aus zur Main Plaza (Grupo A). Diese besteht aus 23 Strukturen, von denen 18 um die Plaza und 5 in deren Mitte angeordnet sind (vermutlich für administrative und religiöse Aktivitäten).

Östlich der Main Plaza befindet sich die kleinere Northeast Plaza (Grupo B) mit 10 Strukturen (Wohnhäuser und Produktionsstätten für Textilien). Weiter östlich könnt ihr den 21 m hohen Hügel Paso Bayo sehen (auch eine religiöse Struktur, nur halt nicht ausgegraben).

Der Weg geht weiter in Richtung Norden zur Gruppe C, hier findet ihr auch das Monument 32, Die Priesterin, einen Wasserkanal und eine Art Friedhof. Monument 32 ist ein gigantischer Mondkalender aus Sandstein – 8 m lang, 4 m hoch, 50 cm dick und etwa 30 Tonnen schwer! Er ist älter und größer als der Piedra del Sol der Aztekten, der in Tenochtitlán gefunden wurde. Man schätzt, dass der Kalender zwischen 1150 – 700 v. Chr. durch die Olmeken angefertigt wurde.

Euer nächster Stopp ist die 36 m hohe religiöse Struktur El Tizate. Steigt hinauf und genießt den tollen Ausblick über das grüne Land!

Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum kommt ihr noch am Pantéon vorbei, dort könnt ihr das Monument 22, El Robernante, entdecken. Dabei handelt es sich um eine halbe Skulptur eines nackten Mannes mit gepierctem Penis. Es könnte sich hierbei um den Herrscher von Tamtoc, Cinco Caracol, gehandelt haben. Daneben liegt eine große Steinplatte auf der eine Karte der Umgebung angefertigt wurde.

Zum Abschluss könnt ihr im Eingangsbereich noch die Venus of Tamtoc bestaunen. Diese Skulptur wurde bei Arbeiten zur Rettung des Mondkalenders, welcher mehr als 2500 Jahre unter Wasser lag, gefunden. Auch die Venus ist mehr als 2500 Jahre alt und eine beispiellose Entdeckung, da bisher keine derart detaillierte Skulptur dieses Alters in Lateinamerika gefunden wurde. Darüber hinaus handelt es sich um die Darstellung einer Frau – vermutlich nahmen Frauen einen höheren Stellenwert in prähispanischen Kulturen ein, als bisher angenommen. Die Venus ist etwa lebensgroß und aus Basalt, welcher in der Region nicht vorkommt. Auf ihrem Körper befinden sich Einschnitte in der Form von Tattoos, welches sich auf die 52 Jahre des mesoamerikanischen Kalenders sowie die 104 Jahre des Mond- und Sonnenzyklus beziehen. Man vermutet, dass es sich bei der Skulptur um eine Priesterin handelt.

Venus de Tamtoc

 

Weitere Eindrücke

Fazit

Tamtoc hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht. Die Ausgrabungsstätte ist bei relativ unbekannt, schlecht ausgeschildert und daher wenig touristisch (selbst der Lonely Planet liefert nur einen ganz kleinen Absatz über Tamtoc). Zu meinem Besuch waren vielleicht noch 5-10 weitere Personen auf dem Gelände. Mein Guide hat sich nur um mich gekümmert. Dennoch handelt es sich um eine oder vielleicht die bedeutendste Stätte der Huasteken und allein die Lage – wunderschön, mitten im Grünen, direkt am Fluss, lohnt die Anreise (das werdet ihr schon auf dem Weg dahin feststellen). Ich habe auf meiner Tour wieder viel Neues über die huastekische Kultur gelernt und staune immer wieder, wie groß und hoch entwickelt dieses Volk war und wie wenig man bisher davon gehört hat (Tipp: Museum in Tampico). Tamtoc erhält somit meine absolute Empfehlung für alle, die in der Huasteca zwischen dem ganzen Badespaß noch etwas Kultur einbauen wollen!

Tipp: Nehmt euch unbedingt einen Guide. Die Preise sind absolut okay (ich habe 200 Peso gegeben). Die Führung ist interessant und ihr könnt viel lernen.

 

In der Nähe

Die Huasteca Potosina ist ein Wunderland voller schöner Sehenswürdigkeiten – hier ein paar weitere Ideen:

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