Real de Catorce – Halluzinogene, Pferde und Jeeps

Real de Catorce

Und da bin ich wieder…kurze Schreibpause, war mal wieder unterwegs. Dieses Mal schreibe ich über einen Kurztrip, den ich mit einem Kollegen vergangenes Jahr gemacht habe. Es ging nach Real de Catorce. Warum es gar nicht mal so schön war, lest ihr hier.

Über die Stadt

Real de Catorce sagt euch nichts? Aber ihr kennt doch sicher die Filme Mexican* (mit Julia Roberts und Brad Pitt) bzw. Bandidas* (mit Penélope Cruz und Salma Hayek)? Gut, dann kennt ihr auch ein wenig von Real de Catorce – beide Filme wurden nämlich u.a. dort gedreht.

Wie so ziemlich jedes zweite Dorf, gehört auch Real de Catorce zu den Pueblos Magicos. Im Gegensatz zu Pinos hat es den Namen aber verdient. Real de Catorce liegt ganz im Norden des Bundesstaates auf 2755 m Höhe in der Sierra de Catorce. Die Stadt wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet. Der Name, welcher früher Real de Minas de Nuestra Señora de la Limpia Concepción de Guadalupe de los Álamos de Catorce lautete (unglaublich, oder?), kommt wahrscheinlich von 14 spanischen Soldaten, die hier von indigenen Kämpfern getötet wurden. Ab 1772, in der Endphase der Kolonialzeit, hatte die Stadt aufgrund ihres Silberreichtums eine große Bedeutung, diese hielt bis Anfang des 20. Jahrhunderts an, als die Stadt um die 40.000 Einwohner hatte. Die Produktion der Mine der Stadt überbot sogar fast die berühmte Valencia Mine in Guanajuato. Als der Silberpreis Anfang des 20. Jahrhunderts einbrach, kam der Bergbau mehr und mehr zum Erliegen und die meisten Menschen verließen die Stadt. Heutzutage hat sie nur noch ca. 1500 Einwohner. Ruinen und verfallene Häuser säumen einige Straßen. Man spricht auch von „Geisterstadt“, jedoch passt das nicht ganz – durch den Tourismus haben sich einige Hotels und Geschäfte angesiedelt. Auch haben ein paar ausländische Firmen einine Teil der Minen wieder eröffnet (das gleiche möchte man in Cerro de San Pedro).

Toller Reiseführer für ganz Mexiko*:

Anreise

Die Anreise aus San Luis Potosí ist mal wieder denkbar einfach: Ihr nehmt einfach die Bundesstraße 57 nach Norden (das ist die Straße, die euch in Richtung Süden nach Querétaro und dann nach Mexiko-Stadt bringt). An Matehuala fahrt ihr über die 57D vorbei und danach biegt ihr auf die 62 ab. Nach dem Ort Cedral biegt ihr dann nach links auf eine Pflasterstraße ab. Hier geht es dann eine ganze Weile relativ holprig bis zu einem 2 km Tunnel. Angeblich soll es sich dabei um den einzigen Zugang zum Ort handeln – das stimmt aber nicht: Eine Anreise über die Bundesstraße 6 und dann von Westen her in die Stadt wäre auch möglich – wenn nicht gerade die Brücke repariert wird (wie bei meiner Tour).

Tunnel Real de Catorce

Tunnel Real de Catorce

Der Tunnel ist übrigens einspurig – ihr solltet euch also auf Wartezeiten bei Ein- und vor allem bei Ausreise einstellen.

 

Sehenswürdigkeiten

Bei einer kleinen Runde durch die Stadt könnt ihr euch den Templo de la Purisima Concepción anschauen. Diese Kirche ist am 04.10. Ziel tausender Katholiken, die am Tag des Heiligen Franz von Assisi für das Wunder der unbefleckten Empfängnis danken.

Gleich gegenüber der Kirche findet ihr das Centro Cultural de Real de Catorce (Mi-Fr, So-Di 09-16 Uhr geöffnet, 10 Peso Eintritt) – hier wurden früher Geldstücke geprägt. Heute beinhaltet es ein Kulturzentrum mit Galerien und Wechselausstellungen.

Beim nächsten Mal dabei: Drohne DJI Mavic Air*

 

Rund um die Stadt

Viel zu sehen gibt es in der Stadt nicht, dafür ist aber die Umgebung umso schöner! Rund um die Stadt gibt es viele Wanderwege – fragt einfach im Hotel nach einer Karte. Ziele sind unter anderem eine weitere Geisterstadt (Pueblo Fantasmo) oder die Ruinen der Mine.

Ausritt zum El Quemado, oder besser Au-Ritt

Wir entschieden uns gegen Wandern und für eine Tour zu Pferd (ein großer Fehler). Gleich vor dem Hotel fragten wir einen Local nach einem Ausritt und für 300 Peso pro Person brachte er uns zu zwei Pferden, nahm sich selbst einen Esel und dann ging es auf den El Quemado, den heiligen Berg der Huicholen (indigener Stamm). Ich bin seit Ewigkeiten kein Pferd mehr geritten und die Version, die ich bekommen hatte, erwies sich als besonders unpassend: Es war zu klein für mich, die Steigbügel zu weit oben (Oberschenkel und Unterschenkel waren um weniger aus 90° zueinander gebeugt) und irgendwie hatte es ein großes Problem – es musste immer vorne laufen. Das führte zu einigen recht waghalsigen Überholmanövern, da das andere Pferd es in der Regel nicht vorbeilassen wollte (Helme oder anderen Schutz gibt es nicht). Bereits nach wenigen Minuten konnte ich nicht mehr sitzen…aber ich wusste ja nicht, was noch kommen würde.

Google hatte uns im Vorfeld schlechtes Wetter angesagt: Es sollten 13 Grad und Regen werden. Bereits am Morgen deuteten sich aber Sonne und über 20 Grad an. Dummerweise waren wir nicht auf Sonne vorbereitet (Sonnencreme* und Hut – wie kann man die nur vergessen in Mexiko?). Die Tour den Berg hinauf dauerte nur etwa 1h. Die Landschaft auf dem Weg und der Ausblick vom Gipfel waren wunderschön. Auf dem Gipfel gibt es einen Schrein für den Sonnengott, einige Huicholen scheinen immer dort zu sein. Unser Guide erzählte uns, dass das Wetter immer schlecht war, bis man hinter dem Haus ein Kind verbrannt hat. Moment? Ein KIND verbrannt? Auf Nachfrage zeigte er auf einen Stein in Form eines Menschens, der deutliche Brandspuren aufwies…puh, diese verrückten Mexikaner…

 

Mein Tipp: Erweiterung der Tour ablehnen

Etwa im selben Moment machte er uns ein Angebot: Für 1000 Peso mehr pro Person wollte er uns eine sehr schöne Tour auf der anderen Seite des Berges geben und den Rückweg würden wir dann per Jeep fahren. Gesamtdauer ca. 1,5h mehr. 1000 Peso pro Person waren natürlich viel zu viel – also handelte ich ihn runter auf 300 Peso pro Person und wir willigten ein (obwohl ich schon nicht mehr sitzen konnte). Von nun an ging es über Stock und Stein den Berg hinunter. Ich rutschte im Sattel hin und her und ab einem gewissen Zeitpunkt tat mir einfach alles weh. Noch dazu sprang dieses dämliche Pferd über Steine, nur um am anderen vorbei zu kommen.

Im Tal angekommen folgte der Weg einem ausgetrockneten Flussbett. Da wir schon über eine Stunde unterwegs waren, fragte mein Kollege, wie weit es noch sei. Der Guide meinte, dass es noch sehr weit ist – worauf sich meine Schmerzen nur noch mehr verstärkten. Mittlerweile hatten wir auch einen ordentlichen Sonnenbrand auf dem Kopf und legten uns unsere Jacken darüber, um es nicht noch schlimmer zu machen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde platzte meinem Kollegen der Kragen und er fragte entzürnt, wie lange das denn noch gehen sollte. Dummerweise waren wir zwar schon auf dem Rückweg, es war aber immer noch weit.

 

 

Halluzinogene gegen den Schmerz

Nach einigen weiteren Minuten machten wir einen Halt. Mir taten die Beine und Knie so weh, dass ich mich gar nicht traute, abzusteigen. Schlussendlich tat ich es trotzdem, da uns der Guide Peyote zeigen wollte. Dabei handelt es sich um Kakteengewächse (Lophophora williamsii), die vom Süden Texas bis nach San Luis Potosí verbreitet sind. Die Pflanze wurde bereits früher in Mexiko aufgrund ihrer antibiotischen und psychotropen Wirkung als Heilmittel und zum Hellsehen eingesetzt. Unter anderem enthält der Kaktus mehr als 50 Alkaloide – unter anderem Meskalin, eine Droge, die ähnliche Effekte wie LSD hervorruft. Der Gehalt der Droge im Kaktus ist jedoch sehr gering, sodass man viele Pflanzenteile essen müsste, um eine Wirkung zu erzielen. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, da der Geschmack sehr bitter ist. Dennoch gab es viele Indianerstämme, die Meskalin für Kulte und rituelle Zwecke einsetzten.

Peyote
Der kleine Knubbel ist Peyote.

In der 1960er Jahren war Mescalin neben LSD als Halluzinogen weit verbreitet. Viele Psychotherapeuten und Forscher experimentierten in dieser Zeit ebenfalls mit der Droge, jedoch wurde bekannt, dass sie starke Psychosen hervorrufen konnte. In Deutschland wurde sie dann 1967 und weltweit 1971 verboten. Heutzutagen stehen auf Besitz von Mescalin in einigen Ländern bis zu fünf Jahre Haft, nur einigen wenigen indigenen Völkern wird noch der Konsum und Besitz für rituelle Zwecke erlaubt (z.B. den Huicholen).

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Entspannung für den Po: Zurück mit dem Jeep

Nach der Besichtigung des Kaktus ging es weiter. Mein Pferd war mittlerweile verletzt – es hatte sich einen Huf blutig geschlagen, als es mal wieder versuchte, das andere zu überholen. Es tat mir leid, obwohl es selbst schuld war. Da es nicht mehr weit war, ritten wir trotzdem fleißig weiter voran und kamen schließlich an einer Straße an. Hier verließ uns unser Guide (auf den wir stinksauer waren), wir sollten einfach die nächsten Jeeps anhalten und mit ihnen zurück in die Stadt fahren. Gesagt, getan: Nachdem die ersten beiden vorbeifuhren, fanden wir schließlich einen Jeep, der uns für 40 Peso mit zurück in die Stadt nahm. Diese Jeeps gehören alle verschiedenen Touren an und fahren Touristen durch die Landschaft. Die Fahrzeuge sind groß und bieten hinten viel Platz. Wer sich traut, kann sich sogar auf das Dach setzen – mexiko-typisch gibt es dort aber keine Sicherheitseinrichtung – festhalten müsst ihr euch selber.

Meinem Hintern und meinen Beinen tat die Jeepfahrt extrem gut. Der Ausblick entlang der Straße, die quasi einen Meter neben dem Jeep zu Ende war, war atemberaubend. Nur einmal wurde mir ziemlich mulmig und ich musste mich erinnern, dass wir in Mexiko sind: Ein Jeep kam von vorn und wir mussten bergauf anhalten. Dabei kam der Jeep nicht wirklich zum Stehen – die Bremsen waren so runter, dass er anfing rückwärts zu rollen. Sobald der andere Jeep vorbei war, gab der Fahrer wieder Gas und es ging wieder vorwärts – will nicht wissen, wohin wir gerollt wären, wenn da mehrere Fahrzeuge gekommen wären… .

 

Restaurantempfehlung

Zurück in der Stadt zahlten wir unsere Schulden beim Fahrer und humpelten in das nächste Restaurant. Insgesamt waren wir vier Stunden auf dem Pferd! Beine, Knie und Po taten verdammt weh, noch dazu hatten wir den ganzen Tag nichts gegessen und einen mörderischen Sonnenbrand (die Haut war mittlerweile nicht mehr braun, sondern schwarz).

Das Restaurant, welches wir besuchten, hatten wir Freitagabend auch schon probiert. Es ist Teil eines Hotels und heißt Mesón de la Abundancia. Es ist sehr groß und die Einrichtung sehr interessant (Steinwände, tolle Leuchter, schöne Dekoration). Das Essen ist sehr gut, eine tolle Empfehlung sind die Empanadas (Tabla Especial), die bei den Vorspeisen gefunden werden können. Man bekommt fünf verschieden gefüllte Empanadas, sehr lecker.

 

Kurios: Freitagabend liefen wir ohne Sinn durch die Stadt. Einen vorbeilaufenden Mexikaner fragten wir, ob es einen Antro (Nachtclub) in der Stadt gibt. Er bejahte, natürlich gibt es einen, und zeigte uns den Weg. Dann fragte mein Kollege, ob es auch hübsche Mädchen gibt – da sagte er nur, dass es die hier nicht gibt^^. Der Nachtclub war dann auch eher nur eine Bar, sie heißt Tolentinos und war mit Locals gefüllt, die zu Reggaeton ihr Bestes gaben. Nicht zwingend eine Empfehlung, da klein, laut und nur Standard-Bier.

 

 

Fazit Real de Catorce

Wer auf Wandern, Reiten oder Jeep-Fahren steht, für den ist Real de Catorce ein tolles Ziel. Für alle anderen weniger – es gibt einfach nichts in der Stadt. Wenn ihr nicht so weit fahren möchtet, würde ich euch zum Einstieg erst mal Cerro de San Pedro ans Herz legen. Die Stadt ist in 20 Minuten von San Luis aus erreichbar, ist ebenfalls ausgestorben und bietet auch nicht wirklich viel zum Anschauen. Dafür gibt es lokales Bier und eine tolle Atmosphäre. Wandern und Jeep fahren kann man da sicher auch irgendwo.

Für mich persönlich wird es der letzte Ausflug nach Real de Catorce gewesen sein. Die Tour mit dem Pferd hat mich ziemlich fertig gemacht und mit dem Sonnenbrand hatte ich mehr als eine Woche später noch zu kämpfen (bitte an Wanderschuhe* und Sonnencreme* denken). Am Abend unserer Rückkehr gingen wir noch Steak essen und dann in einen Club. Ich hatte jedoch solche Schmerzen vom Ausritt, dass ich den Clubbesuch abbrach und nach Hause ging… .

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