Der ideale Backpacking Rucksack und wie man ihn richtig packt

Vor einigen Jahren habe ich mir einen Backpacking Rucksack für meine Tour durch Malaysia gekauft. Dieser hat sich mittlerweile als treuer Begleiter auf vielen Reisen bewährt und ich möchte ihn nicht mehr hergeben. Wie auch ihr den richtigen Rucksack findet und was ihr beim Packen beachten müsst, lest ihr hier.

Die Wahl des richtigen Gepäcks für die Reise

Wanderungen oder Kurztrips über wenige Tage

Je nach Reise nutze ich verschiedene Gepäckstücke. Plane ich einen Wanderausflug, wie nach La Ventana, reicht ein bequemer Tagesrucksack mit einer Größe von 25 Litern. Handelt es sich um eine Flugreise mit Hotelübernachtung und fahre ich vor Ort mit Mietwagen oder Taxi, wie in Chiapas, dann kommt ein kleiner Koffer für das Handgepäck zum Einsatz (erlaubte Größe bei den meisten Airlines: 50 cm x 40 cm x 25 cm). Das spart Geld beim Ticketkauf und ihr kommt nicht in Versuchung, unnötige Dinge mit euch rumzuschleppen. Ich packe nur das absolut Notwendige ein und komme auf ein Gewicht von 8-10 Kg. Viele Airlines erlauben euch neben dem Handgepäck noch eine kleine Tasche – in diese könnt ihr Elektronikequipment, wie Powerbank, Ladegeräte oder eure Drohne stecken.

Abschiedsgeschenk aus Mexiko. Reicht für Tagestouren vollkommen aus und hat wunderschöne Aufnäher :).

 

Größere Urlaube (ab 1 Woche)

Ab einer Dauer von mehr als einer Woche komme ich selten um ein großes Gepäckstück herum. Auch im Urlaub beeinflusst die Art der Reise die Wahl des Gepäcks: Bei Flugreisen mit Transport per Taxi oder Mietwagen und Übernachtungen in Hotels, wie mein letzter Roadtrip über Yucatán, bevorzuge ich einen normalen Reisekoffer. Beinhaltet der Reiseplan einige Abschnitte zu Fuß oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, wie meine Tour durch Malaysia, kommt mein großer Backpacking Rucksack zum Einsatz. Bei dessen Nutzung gibt es einiges zu beachten, angefangen vom richtigen Packen und Verteilen des Gewichtes auf eurem Rücken bis zur Gepäckaufgabe am Flughafen. Einige Fragestellungen möchte ich euch im Folgenden beantworten.

Backpacking Rucksack für längere Urlaube.

 

Der Backpacking Rucksack

Wie wähle ich den richtigen?

Vor meiner Reise nach Malaysia im Jahr 2018 musste ein großer Rucksack her. Ich hatte damals noch keine Ahnung und suchte im Internet verschiedene Angebote heraus. Qualitätsmarken wie Deuter, Osprey und Mammut waren mir ein Begriff, jedoch fand ich auch viele günstigere (und dennoch gut bewertete) Angebote. Nach dem Durchforsten unzähliger Rezensionen qualmte mir der Kopf und ich entschied mich für den Gang zur Filiale eines Reiseausrüsters. Die Meinung eines Experten musste her und vor dem Kauf wollte ich den Rucksack mit richtigem Gewicht testen. Empfehlen kann ich unter anderem die großen Filialen vom Outdoor-Shop Unterwegs, auf deren Website es neben dem Online-Shop auch die Auskunft gibt, ob eine Filiale geöffnet ist oder nur Click&Meet bzw. Click&Collect anbietet, dies ist ja in den aktuellen Zeiten leider notwendig.

Takeaway: Online ist zwar meist schnell und günstig, aber bei einem guten Rucksack ist eine Fachberatung unabdinglich. Weiterhin bieten Fachgeschäfte den Vorteil, dass ihr verschiedene Rucksäcke mit richtigem Gewicht auf eurem Rücken testen könnt. Tipp: Fragt die Filialverfügbarkeit bei Unterwegs vor eurem Besuch ab.

Im Laden merkte ich schnell den Unterschied zwischen einer Qualitätsmarke und günstigeren Herstellern. Viele der preiswerteren Hersteller bieten zwar leichtere Rucksäcke, deren Tragesysteme sind aber deutlich schlechter und weniger ausgereift, als bei den etablierten Marken.

 

Wie finde ich die richtige Größe?

Das ist eine schwierige Frage und kommt immer auf den Einsatzzweck an. Die meisten Backpacking Rucksäcke bekommt ihr in Größen zwischen 50 Liter bis 85 Liter. Auf Reisen in warmen Ländern braucht ihr weniger Equipment als auf einer Outdoor-Tour in einem wechselhaften Gebiet.

Nachdem ich verschiedene Varianten mit richtiger Beladung (etwa 20 Kg) probiert hatte, entschied ich mich für den Aircontact 55+10 (maximal 65 Liter). Dieser bot für mich das Optimum zwischen Gewicht und Größe und war für die Reise nach Malaysia bestens geeignet, denn ich benötigte kein besonderes Equipment oder dicke Kleidung. Meine Reisebegleitung entschied sich für den Aircontact Pro SL 65+15 (max. 80 Liter), da sie einerseits gerne mehr Pflegeprodukte und Wechselsachen mitnehmen möchte und andererseits die Slim Line besser auf ihre Passform abgestimmt war.

Tipp: Bei längeren Trips solltet ihr Kleidung für max. 1 Woche einpacken. Unterwegs findet sich immer eine Möglichkeit zum Waschen, notfalls tut es auch ein wenig Waschmittel und Handwäsche.

 

Auf was sollte ich noch achten?

Ein guter Backpacking Rucksack bietet euch auf mehreren Reisen ein komfortables Tragegefühl, ohne dass sich das Material ermüdet oder abnutzt. Er hat durchdachte Einstellmöglichkeiten und eine sinnvolle Aufteilung der Packfächer. Hier die wichtigsten Entscheidungskriterien für den Kauf:

  • Tragesystem: Egal wie gut euch der Rucksack gefällt – fühlt er sich unkomfortabel auf eurem Rücken an, ist er ungeeignet. Ein gutes Tragesystem ist das A und O bei der Wahl und wichtiger als alle anderen Kriterien. Rücken- und Hüftpolster müssen stabil, bequem und einstellbar sein. Bei richtiger Einstellung liegt der Großteil des Gewichtes auf euren Hüften und der Rücken wird entlastet. Neben dem festen Sitz darf man für den hohen Preis aber auch eine gute Entlüftung erwarten.
  • Qualität: Der Rucksack sollte hochwertig verarbeitet sein und keine schlechten Nähte oder Materialien aufweisen. Ihr gebt zwischen 150 € bis 250 € aus, dafür kann man eine gewisse Langlebigkeit erwarten. Etablierte Marken bieten zusätzlich oft einen Reparaturservice, der nach der Garantiezeit für günstiges Geld Reparaturen vornimmt, denn ein teurer Rucksack ist kein Wegwerfprodukt (zum Beispiel Reparaturservice von Deuter).
  • Einteilung der Packfächer: Bei der Aufteilung haben sich viele Hersteller mittlerweile angeglichen. Es gibt ein kleines Fach oben im Deckel (für oft benötigte Dinge), ein großes zentrales Fach und ein mittelgroßes Fach unten (oft „Schlafsackfach“ genannt). Außerdem findet ihr häufig noch Netze links und rechts am Rucksack für Trinkflaschen, Taschen in den Hüftpolstern für Ausweise, Pass und Kleinzeug sowie Ösen und Gurte für Wanderstöcke oder ähnliches. Sind alle wichtigen Taschen vorhanden, schaut ihr euch an, wie sie beladen werden können. Gute Rucksäcke können nicht nur von oben, sondern auch über einen großen Frontzugriff beladen werden können. Weiterhin sollte es möglich sein, das Bodenfach durch das Hauptfach beladen zu können (Trennwand mit Reißverschluss).
  • Besonderheiten: Im besten Fall besitzt der Rucksack einen passenden Regenschutz in einer kleinen Tasche. Andere Gimmicks, wie ein kleiner Daypack (beim Aircontact Pro) oder eine Tafel mit Notfallzeichen, spielen bei eurer Kaufentscheidung eine untergeordnete Rolle.

 

Der Deuter Aircontact 55+10

Ich habe mich für den Deuter entschieden, da er sich von allen großen Rucksäcken im Laden einfach am komfortabelsten anfühlte. Ich testete in der Filiale mit einem Gewicht von 20 Kg im Rucksack. Der Angestellte erklärte mir alle wichtigen Verstellmöglichkeiten und stellte das Vari Quick System auf die richtige Schulterhöhe ein. Vari Quick besteht beim Aircontact aus einem Klettverschluss und zehn Ösen und beim Aircontact Pro aus einem Gurt mit einer roten Klammer (hier heißt es auch Vari Slide). Beim Aircontact Pro ist eine noch feinere Verstellung möglich. Rücken- und Hüftpolster bestehen aus einem steifen und luftdurchlässigen Schaum, bezogen mit einem Mesh. Der Rucksack liegt damit perfekt auf Rücken und Hüfte auf, das Material sorgt für eine gute Belüftung.

 

Wie stelle ich den Deuter Backpacking Rucksack richtig ein?

Lockert zuerst alle Riemen und bepackt den Rucksack mit einem realistischen Gewicht. Danach setzt ihr ihn auf und platziert die Hüftflosse. Diese sitzt auf Höhe des Hüftkamms – zu niedrig scheuert die Flosse an den Leisten und zu hoch drückt sie auf euren Bauch. Im Anschluss zieht ihr die Schultergurte fest, jedoch nicht zu stramm, da der Großteil des Gewichts auf euren Hüften liegen sollte. Prüft jetzt, ob der Schulterträger richtig positioniert ist. Er muss zwischen den Schultern liegen und die Polster diese umspannen. Falls er nicht richtig sitzt, setzt ihr den Rucksack ab und verstellt die Höhe (beim Vari Quick-System wird der Halter dabei immer unter vier Ösen durchgeführt). Schließt nun den Brustgurt und zieht die Stabilisierungsriemen an Hüfte und Schultern an, sie bringen den Rucksack näher an euren Rücken und lassen euch stabiler gehen.

Bei längeren Touren könnt ihr von Zeit zu Zeit die Stabilisierungsriemen anpassen – etwas lockerer bieten sie bessere Belüftung für den Rücken, etwas fester bieten sie mehr Stabilität.

Falls euch der Deuter nicht gefällt, findet ihr im Elchblog bei Unterwegs viele weitere Tests. Auch beim Hersteller Deuter könnt ihr Tipps, Packlisten und eine Anleitung zur richtigen Einstellung eures Rucksackes für Backpacking finden.

 

Wie packe ich meinen Backpacking Rucksack richtig?

Die drei wichtigsten Punkte beim Packen eines Rucksacks:

  1. Reduktion auf das Wesentliche: Jedes überflüssige Kilogramm erschwert eure Reise. Packt daher nur notwendige Dinge entsprechend eures Vorhabens ein (Wanderung, Backpacking, etc.).
  2. Richtige Gewichtsverteilung: Der Schwerpunkt eures Rucksacks sollte dicht am Körper und möglichst in Schulterhöhe liegen, damit zieht er euch nicht nach hinten.
  3. Richtige Einstellung: Der Großteil des Gewichts lastet auf den Hüften. Polster müssen auf der richtigen Höhe sitzen und Stabilisierungsriemen für einen optimalen und komfortablen Sitz eingestellt sein.

 

Was gehört wohin im Backpacking Rucksack?

  • Schlafsack und andere leichte Ausrüstung kommen ins Bodenfach. Braucht ihr keinen Schlafsack, könnt ihr dieses Fach auch gut für Schmutzwäsche, Schuhe oder nasse Kleidungsstücke (z.B. nach einer Badetour nutzen), da es einen eigenen Verschluss hat und die Nässe nach unten abtropfen kann.
  • Leichte Dinge, die ihr schnell erreichen müsst, zum Beispiel Kamera und Elektronik, packt ihr nach oben ins Deckelfach. Pass und Dokumente kommen in die Taschen am Hüftgurt und sobald ihr sie nicht mehr braucht, kommen sie zusammen mit den anderen sensiblen Dingen in einen Drybag in den Kopf des Rucksacks.
  • Schwere Ausrüstung, wie Proviant, dicke Kleidung und Zelt, kommt auf Schulterhöhe möglichst nah an den Rücken. Damit diese Sachen nicht verrutschen, solltet ihr beim Packen möglichst wenig Freiraum lassen.
  • Die äußeren Taschen müssen gleichmäßig bepackt werden, um für eine ideale Gewichtsverteilung zu sorgen (bspw. Trinkflasche auf die eine Seite und Stöcke auf die andere).
  • Möglichst wenig an Gurten oder Karabinern außen befestigen, damit ihr nicht hängen bleibt oder der Rucksack bei Bewegungen nachschwingt  (euer Körper macht unbewusst immer kleine Ausgleichsbewegungen bei Schwingungen, diese führen zur schnelleren Ermüdung).
  • Kleine Dinge, wie Socken und Unterwäsche, werden gerne genutzt, um Freiräume zu stopfen. Ich bin kein großer Fan davon, da ich so immer durch den Rucksack wühlen muss. Diese Dinge kommen bei mir in eine kleine Wäschetasche.
  • Kleidung, die schnell erreichbar sein muss, zum Beispiel Regenponcho/-jacke oder Badesachen in warmen Ländern, werden oben einpackt. Weniger genutzte Dinge dagegen möglichst weit unten, so vermeidet ihr die lange Suche.

 

Weitere Tipps:

  • Prüft die Wetterbedingungen vor eurer Reise. Ein Regenschutz für den Rucksack sollte immer dabei sein (bei Deuter inklusive).
  • Wenn es im Urlaub schnell gehen soll, könnt ihr eure Kleidung auf Tage aufteilen und zusammenrollen (siehe unten) – somit habt ihr mit einem Griff alles für den nächsten Tag bereit. Optional könnt ihr die Rollen noch in Plastiktüten verpacken, um sie vor Nässe zu schützen.
  • Sportkleidung aus Polyester bietet mehrere Vorteile: Sie trocknet schnell, ist leicht und zerknittert nicht. Sie ist somit die erste Wahl für eure Tour. Das gleiche gilt übrigens für Mikrofaserhandtücher.

 

Kleidung rollen:

Das Internet ist voller verrückter Ideen und Lifehacks und so bin ich irgendwann auf Videos zum Kleider rollen gestoßen. Ihr könnt dabei einzelne Kleidungsstücke (z.B. Hosen oder T-Shirts) oder auch die Sachen für einen gesamten Tag in die Form einer Rolle bringen. Dies spart Platz im Rucksack und Zeit bei der Suche.

 

Wie gebe ich meinen Backpacking Rucksack auf?

Gurte, Riemen und Schnüre großer Rucksäcke können auf Gepäckbändern schnell hängen bleiben. Dies kann euren teuren Rucksack beschädigen. Viele Airlines schicken euch daher direkt zum Schalter für Sperrgepäck. Dort kommt eure Ausrüstung in Transportboxen. Leider bieten einige Airlines diesen Service nicht kostenlos an und auch Sperrgepäck ist vor Beschädigungen nicht sicher. Eine Alternative stellen sogenannte Cargo Bags dar. Im Grunde handelt es sich dabei um eine günstige und strapazierfähige Transporthülle. Ich habe mir vor Malaysia einen solchen Cargobag für 15 € von Frilufts gekauft (Größe M). Nach etwa fünf Reisen weist dieser jetzt erste Löcher auf und muss ersetzt werden, der Rucksack selbst wurde aber bei keiner Tour beschädigt.

 

Fazit

Spätestens wenn ihr eine große Outdoor-Tour oder einen längeren Trip in ein fernes Land plant, kommt ihr an einem Backpacking Rucksack nicht vorbei. Die Auswahl an verfügbaren Modellen verschiedener Hersteller ist mittlerweile aber so groß, dass man ohne Expertenberatung schnell den Überblick verlieren kann. Mir ist es so ergangen, daher habe ich mich bei einem Reiseausrüster beraten lassen und für den Deuter entschieden. Der Aircontact hat mich mittlerweile auf vielen Reisen begleitet und nie enttäuscht. Bisher weist er keine einzige Beschädigung auf, obwohl er einiges durchmachen musste. Ein guter Backpacking Rucksack sollte Qualität, Langlebigkeit und Tragekomfort bieten, er muss aber auch für euren Einsatzzweck abgestimmt sein. Bei meiner Recherche habe ich damals extrem viel Nützliches gelernt, dass ich euch mit diesem Artikel gerne weitergeben wollte. Ich hoffe, dass euch die Tipps für das Packen und die Auswahl eures Reisebegleiters viel Freude auf zukünftigen Trips bereiten.

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