Nevado de Colima: Beeindruckende Vulkanwanderung (4260 m) und fragwürdige Bustour

Vergangenes Jahr habe ich zwei 4000er in Mexiko bestiegen. Alles begann im August mit einer Bustour zum 4260 m hohen Nevado de Colima.

Trotz der vielen Ausflüge in Mexiko gibt es immer noch Neues zu entdecken! Über die Webpage der Wandergruppe Bowichi bin ich auf eine Bustour zum Nevado de Colima gestoßen, einem 4260 m hohen inaktiven Vulkangipfel. Ich bin ein großer Fan von diesen Wochenendausflügen geworden, da viele Kollegen und Freunde oft keine Zeit für größere Touren haben und da man hier nicht viel selbst organisieren muss. Bisher war ich oft mit den Senderistas Principiantes unterwegs, der Nevado de Colima war meine erste Tour mit Bowichi. Es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern und diese Tour hinterließ bei mir einen gemischten Eindruck, dazu später mehr.



Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen. Falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*.


Anreise

Von San Luis Potosí aus

Falls ihr euch nicht für eine Bustour entscheidet, sondern die Anreise selbst plant (ca. 6h), dann fahrt ihr von San Luis Potosí aus in Richtung Westen (Guadalajara). Ihr könnt die Libre 80 nehmen über Escalerias oder die Cuota 20D (mit Maut) vorbei an Villa Magna (Boulevard Horizontes) – ihr kommt dann auch auf die Libre 80 (später auch Cuota). Auf dieser Straße bleibt ihr sehr lange (230 km). Fahrt an Villa de Arriaga, Lagos de Moreno und Jalostotitlán vorbei, bis ihr kurz vor Guadalajara auf die Macrolibre kommt (Umfahrung der Stadt). Dieser teuren Mautstraße folgt ihr 64 km und biegt dann wieder kurz auf die 80 und nach 3 km auf die 54D in Richtung Colima ab. Der 54D folgt ihr dann noch 50 km nach Ciudad Guzmán am Fuß des Vulkanes. Entweder übernachtet ihr in der Stadt und Umgebung (Cabañás/Hotels*) oder direkt im Nationalpark Nevado de Colima (nur Camping, d.h. Zelt mitbringen). Südwestlich von Ciudad Guzmán befindet sich der Abzweig zum Nationalpark und hier findet ihr den Eingang (Eintritt ca. 45 MXN pro Person).

Von anderen Orten aus

Es gibt einige kleine Flughäfen in der Nähe des Vulkanes (z.B. nationaler Flughafen Colima, 80 km), die nächsten internationalen Flughäfen befinden sich in Guadalajara (160 km) und Manzanillo (220 km). Von dort aus könnt ihr entweder auf eigene Faust mit dem Mietwagen* oder als Teilnehmer in Bustouren zum Vulkan fahren.

Übernachtung und Unterkunft

Die erste Nacht meiner Tour übernachtete ich im Bus, die zweite Nacht im Zelt* im a…kalten Nationalpark. Damit ihr etwas mehr Komfort habt, hier ein paar Empfehlungen:

Alternativen in Ciudad Guzmán:

  • Tryp By Wyndham*: Schicke Zimmer mit Ausblick, Frühstück inbegriffen, AC, Parkplatz.
  • Hotel Zapotlan*: Günstiges Hotel mit Pool im Innenhof, kostenlose Parkplätze.

Näher am Vulkan:

  • Cabañas del Volcan:* Für Selbstversorger/Abenteuerfreunde: Sehr abgelegene, einfache und rustikale Cabaña (komplettes Haus mit Platz für bis zu 8 Gästen, kein Wifi, kein Handyempfang, Ofen zum Heizen, Küche). Es gibt viele weitere Cabañas in der Nähe – diese sind aber oft nicht auf Booking / Expedia gelistet.
  • Camping im Nationalpark: Es gibt mehrere Campingplätze, jedoch ohne fließendes Wasser oder Strom. Für mehr Informationen könnt ihr die Seite vom Nationalpark konsultieren bzw. direkt per Mail/Telefon Kontakt aufnehmen.

Weitere Hotels*:


Vulkan Colima

Die zwei Erhebungen Nevado de Colima (4260 m) in Jalisco und Vólcan de Colima (3850 m) in Colima gehören zum mexikanischen Vulkan Colima. Während der Nevado de Colima inaktiv ist und ohne Guide bestiegen werden kann, gehört der Vólcan de Colima zu den aktivsten Vulkanen der Welt und darf nur unter Begleitung eines erfahrenen Führers bestiegen werden. Auf dem Weg zum Gipfel des Nevado kann man immer wieder schöne Ausblicke auf den Vólcan de Colima erhaschen.

Die Geschichte des Vulkan Colima reicht mehrere Millionen Jahre zurück. Er zählt zu den 16 gefährlichsten Vulkanen der Welt und ist der gefährlichste Mexikos. Seit dem 16. Jahrhundert brach er mehr als 40 Mal aus. Die umliegenden Dörfer wurden schon mehrfach evakuiert oder auf mögliche Evakuierungen vorbereitet. Unter anderem kam es 2005 zum stärksten Ausbruch seit zwei Jahrzehnten – es wurde eine Sperrzone von 7,5 km um den Vulkan errichtet, Asche wurde mehr als 9 km in die Atmosphäre geschleudert. Die stärkste bekannte Eruption fand 1913 statt, die Asche ging sogar noch in Guadalajara nieder (120 km entfernt).

Anstrengende Bustour und Camping: Nichts für den verwöhnten Stadtmensch

Das meine Bustour kein Zuckerschlecken werden würde, wusste ich schon. Die erste Nacht verbrachten wir im Kleinbus, der im Gegensatz zu den großen Reisebussen schon relativ unbequem war. Noch dazu war der umgebaute VW Transporter völlig untermotorisiert und überladen, sodass wir zwar auf der Geraden alle LKWs überholen konnten, aber schon beim kleinsten Berg ganz rechts außen am Rand der Straße fuhren und alle LKWs wieder vorbeizogen. Dieses Fahrverhalten sorgte nicht unbedingt für ein Sicherheitsgefühl bei mir und so kam ich nie in einen richtigen Tiefschlaf. Für die zweite Nacht waren Zelte vorbereitet. Leider gab es auf dem Zeltplatz im Nationalpark jedoch weder Strom noch fließendes Wasser.

Wir kamen erst am Nachmittag nach 12h Busfahrt (mit Pause für Frühstück/Mittag, etc.) am Fuße des Berges an. Unser untermotorisierter Bus schaffte es bei voller Besetzung natürlich nicht den Berg hoch und so stiegen wir nach einer Weile aus und folgten dem Feldweg in Richtung Zeltplatz. Ein Pickup, den die Reiseleiter von Bowichi für den Transport der Zelte und anderer Dinge nutzten, kam immer mal wieder vorbei und nahm kleine Gruppen Wanderer mit zum Camp.

Als ich endlich ankam, war es später Nachmittag. Ich brachte meine Sachen in das bereits aufgebaute Zelt und gönnte mir noch ein paar Stücken kalte Pizza von Little Cesars mit einem Bier zum Abendbrot. 18:30 Uhr wurde es bereits dunkel, sodass wir nur noch ein paar Minuten am Lagerfeuer verbrachten und zeitig schlafen gingen. Gegen 2 Uhr morgens sollten wir aufstehen und aufbrechen.

Der Boden unter dem Zelt war relativ hart und ich hatte nur zwei dünne Yogamatten als Unterlage unter meinen viel zu dünnen Schlafsack (noch von meinem USA Roadtrip). In der Nacht wurde es auf 3400 m relativ kalt – immerhin hatte ich mich mit Thermo-Unterwäsche und dickeren Wanderhosen vorbereitet. Dennoch wurde auch diese zweite Nacht zur Qual. Ich glaube, dass ich mittlerweile zu verwöhnt bin, Camping ist nicht meine Sache.

Wanderung auf den Nevado de Colima

Zwei Uhr morgens klingelte der Wecker und alle krochen völlig verschlafen aus ihren Zelten. Ich bekam einen Helm und ein Mexikaner lieh mir eine Stirnlampe (zum Glück – ich hatte nur eine einfache Taschenlampe dabei). Wanderstöcke hatte ich zum Glück eingepackt. Leider kamen einige nicht wirklich in die Pötte, sodass wir erst gegen 3 Uhr loswanderten (Adé Sonnenaufgang auf dem Gipfel). Wir befanden uns bereits auf einer Höhe von mehr als 3.400 m, sodass nur etwa 800 Höhenmeter bezwungen werden mussten (theoretisch kann man auch erst bei 4.000 m starten – bis dahin geht der Feldweg).

Die Wanderung war deutlich einfacher, als ich erwartet hatte (weniger steil als bspw. der Nevado de Toluca). Kurz nach 6 Uhr erreichten wir einen tollen Ausblick auf den Volcán de Colima. Die Sonne meldete sich bereits an, aber es standen noch etwa eine Stunde anstrengendere Kletterei auf dem Programm.

Gegen 7 Uhr erreichten wir das Gipfelkreuz. Die Sonne war schon deutlich voran gekommen und unter uns befand sich ein Meer aus Wolken. Der Anblick war wunderschön! Ohne Pausen und Fotostopps schafft man den Aufstieg deutlich schneller – ich würde 2,5-3 h einplanen.

Nevado de Colima: Der Abstieg

Wir blieben etwas mehr als eine Stunde auf 4260 m Höhe, bevor der Abstieg begann. Unterwegs kamen wir an einigen Geröllfeldern mit feinem Sand und kleinen Steinen vorbei, über die wir sehr schnell hinunter rutschen konnten. Bereits zweieinhalb Stunden später befanden wir uns wieder auf Höhe unseres Campingplatzes.

Der lange Rückweg: Der Bus ist kaputt

Nach der Wanderung freute ich mich auf einen entspannten Rückweg und ein paar Stunden Schlaf im Bus. Daraus wurde aber leider nichts. Voll beladen fuhren wir mit dem Kleintransporter den steinigen Feldweg hinunter in Richtung Ciudad Guzmán. Plötzlich hielt der Fahrer mit quietschenden Bremsen und stieg aus. Die Spurstange vorne links war gebrochen und die Vorderräder schauten in entgegengesetzte Richtungen – das war’s dann erstmal mit dem Bus. Vermutlich hatten wir auf dem Hinweg völlig überladen ein Schlagloch zu viel mitgenommen und der steinige Feldweg bergab hat dem bereits angebrochenen Bauteil den Rest gegeben. Nicht auszumalen was passiert wäre, wenn das Teil auf der Autobahn kaputt gegangen wäre.

Nun standen wir da – Mitten im Nirgendwo. Immerhin hatten wir Handyempfang. Nach einigen Telefonaten wollte man ein Ersatzteil bringen, die Reiseleiter von Bowichi kämpften aber glücklicherweise für einen Ersatzbus. In der Zwischenzeit wurden wir wieder in kleinen Gruppen mit dem Pickup nach Ciudad Guzmán in ein Restaurant gebracht. Dort warteten wir bis 21 Uhr endlich der neue Bus auftauchte (wieder ein umgebauter Transporter).

Aufgrund der Erschöpfung konnte ich auf der Rückfahrt relativ gut schlafen. Gegen 5:30 Uhr am Montagmorgen kamen wir wieder in San Luis Potosí an, sodass ich pünktlich 6 Uhr zur Rücksprache mit meinem Chef am Computer war (ich hatte zum Glück Home Office). Was für ein Wochenende… .

Zusammenfassung: Das Wichtigste in Kürze

  • Colima: Aktivster Vulkan Mexikos, auf der Liste der 16 aktivsten Vulkan der Welt. Zwei Gipfel: Nevado de Colima (4260 m, inaktiv, beliebt bei Touristen, kein Guide nötig) und Vólcan de Colima (3850 m, sehr aktiv, darf nur mit erfahrenem Guide bestiegen werden).
  • Öffnungszeiten / Eintritt zum Nationalpark: 45 Pesos pro Person, täglich von 07:00-19:00 Uhr geöffnet.
  • Vom Abzweig südlich von Ciudad Guzman bis zum Eingang des Nationalparks sind es ca. 16 km steiniger Feldweg mit dem Auto (SUV/4×4 empfohlen), ca. 40-60 Minuten müsst ihr einplanen.
  • Vom Eingang des Parks bis zum Gipfel sind es zu Fuß ca. 8,5 km. Es sind einige Anstiege zu bezwingen, die Wanderung würde ich aber als durchschnittlich einstufen. Ohne Pausen/Fotostopps solltet ihr 2,5-3 h für den Aufstieg einplanen. Mit einem 4×4 könnt ihr theoretisch auch deutlich näher zum Gipfel fahren und eure Wander-/Kletterstrecke auf 1,5 km verkürzen.
  • Haustiere dürft ihr nicht mit in den Nationalpark bringen!
  • Benötigte Ausrüstung:
    • Handy oder GPS* (Karte vorher herunterladen), evtl. Powerbank*.
    • Ordentliche Wanderschuhe* mit Knöchelschutz. Wanderstöcke*, Helm*, evtl. Stirnlampe* (wenn ihr nachts aufsteigt) – dies wurde teilweise seitens Bowichi zur Verfügung gestellt. Sonnencreme*, Mückenschutz*. Sonnenbrille.
    • Mehrlagige Kleidung: Falls ihr zeitig startet oder am Berg übernachtet, braucht ihr auf jeden Fall Thermo-Unterwäsche*. Dazu eine gute Wanderhose*, ein schnell-trocknendes T-Shirt, eine Fleece-Jacke* und eine weitere wind-/regenfeste Jacke als äußerste Schicht. Achtet darauf, dass die äußeren Schichten dünn und nicht schwer sind, so könnt ihr sie unterwegs schnell in den Rucksack packen.
    • Mütze, Halstuch, Handschuhe (man glaubt es kaum in Mexiko – ich musste das erstmal im Keller zusammensuchen :D).
    • Zwei Rucksäcke: Kleiner Rucksack (20l)* mit Wasser (mind. 2-3l), Essen (z.B. Nüsse, Energieriegel), Platz für Kleidung, Toilettenpapier und was ihr sonst noch für die Wanderung braucht. Großer Rucksack für eure Campingsachen.
    • Beste Reisezeit: Dezember bis April (im Winter ist der Gipfel oft schneebedeckt).
  • Übernachtung: Entweder Camping im Nationalpark an ausgewiesenen Stellen (Zelt mitbringen, kein Wasser/Strom) oder in Cabañas / Hotels außerhalb des Parks in der Nähe von Ciudad Guzmán*, z.B. im Tryp By Wyndham* oder Hotel Zapotlan*.

Fazit

Was für eine Tour… . Mit dem untermotorisierten Bus ging es Freitagnacht in San Luis Potosí los. Ankunft auf dem Zeltplatz erst Samstagnachmittag. Dann kurze und ungemütliche Übernachtung und Aufstieg früh in den Morgenstunden. Genialer Ausblick auf dem Gipfel über den Wolken! Danach schneller Abstieg zum Zeltplatz und eigentlich zügige Rückfahrt nach San Luis Potosí. Daraus wurde leider nichts – der Bus ging kaputt, wir hatten eine längere Wartezeit in Ciudad Guzmán und kamen erst am Montagmorgen wieder zu Hause an.

Hat sich die Bustour gelohnt? Jein… Mit dem Auto wäre ich viel schneller in Ciudad Guzmán gewesen (ca. 6h von SLP) und hätte vermutlich in einem gemütlichen Hotel übernachtet. Ich wäre dann aber sicher nicht bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Vulkans angekommen, da man, wenn man nicht im Nationalpark übernachtet, erst gegen 7 Uhr einfahren kann. Auch hätte ich nicht so viele tolle neue Leute kennengelernt und mehr Geld bezahlt (Anreise, Benzin, Maut, Hotel), jedoch hätte ich deutlich mehr Zeit gehabt, um die Umgebung zu erkunden.

Einen Besuch des Nevado de Colima kann ich aber absolut empfehlen – eine tolle Wanderung mit Ausblick! Ihr könnt eure Tour ja mit einem Besuch des Lago de Chapala (größer See Mexikos), Guadalajara oder Manzanillo an der Küste verbinden.


In der Umgebung

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert