Guadalajara – Wiege mexikanischer Traditionen

Tlaquepaque

Anfang des Jahres habe ich ein langes Wochenende in der zweitgrößten Stadt Mexikos verbracht. Guadalajara ist zwar deutlich kleiner als Mexiko-Stadt, jedoch nicht weniger sehenswert.

Wie im Artikel über den tollen Tequila-Zug (José Cuervo Express) bereits berichtet, war ich Anfang 2019 mit einem Kollegen in Guadalajara. Ein Besuch der Stadt stand schon seit langem auf meiner Reiseliste und da San Luis Potosí so zentral liegt, ließ er sich auch leicht umsetzen.

Über Guadalajara

Guadalajara ist mit 1,5 Mio. Einwohnern (5 Mio. im Ballungsraum) die zweitgrößte Stadt Mexikos – zum Vergleich: Mexiko Stadt hat knapp 9 Mio. Einwohner im Zentrum und unglaubliche 22 Millionen im Ballungsraum. Im Grunde besteht GDL aus drei Städten: Zapopan, Guadalajara und dem wunderschönen Tlaquepaque (lustiger Name, oder?). Die Stadt ist die Wiege vieler mexikanischer Traditionen wie zum Beispiel den Mariachis* und des Tequila*.

1532 wurde die Stadt unter dem Namen Espéritu Santo von den Spaniern gegründet und schachbrettartig angelegt. 1560 wurde Guadalajara Hauptstadt der Provinz Nueva Galicia. Unser alter Bekannter Miguel Hidalgo gründete 1810 eine revolutionäre Regierung in der Stadt. Während der mexikanischen Revolution fanden schwere Gefechte in der Stadt statt. In den Jahren 1818 und 1875 zerstörten Erdbeben großte Teile der Stadt, sie wurde aber immer wieder aufgebaut.

Ab den 1970er Jahren rückte die Stadt aufgrund des aufstrebenden Drogenschmuggels durch das Guadalajara Kartell immer wieder in die Medien. Miguel Ángel Félix Gallardo, Rafael Caro Quintero und Ernesto Fonseca Carrillo gründeten das erste große Drogenkartell Mexikos, indem sie verschiedene, teilweise verfeindete Gruppen vereinten und ein Drogenimperium schufen, das bis zu seiner Aufsplittung jährlich bis zu 5 Milliarden Dollar Umsatz machte. Anfangs produzierte und verkaufte man nur Marihuana, später stieg man in das Kokaingeschäft ein und machte Deals mit den Größen Kolumbiens. Hauptsitz des Kartells war Guadalajara. Falls ihr euch für diesen dunklen Teil der Geschichte Mexikos interessiert – es gibt Wikipedia Artikel und Netflix hat mittlerweile seine Serie Narcos um Narcos México erweitert.

 

Anreise und Unterkunft

Guadalajara ist von San Luis Potosí aus in nur 3,5 h zu erreichen. Die Route ist denkbar einfach – ihr fahrt im Westen von SLP auf die Bundesstraße 80, welche dann in die 80D übergeht. Dieser folgt ihr bis etwa 10km vor Guadalajara. Hier biegt ihr auf die 90D ab und fahrt direkt in das Stadtzentrum.

Übernachtet haben wir dieses Mal in einem AirBnB an der genialen Avenida Chapultepec (voller toller Restaurants und Bars). Die Wohnung war sehr groß, besaß Balkon und Stellplatz sowie einen tollen Ausblick über die Stadt aus der siebten Etage. Falls ihr noch nicht bei AirBnb seid, könnt ihr hier 25€ Rabatt auf eure erste Buchung bekommen*.

Immer noch der beste Reiseführer für euren Trip: Lonely Planet Mexiko*

 

Sehenswürdigkeiten

Tlaquepaque

Guadalajara bietet Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle. Gleich auf dem Weg zum AirBnB haben wir uns das wunderbare Viertel Tlaquepaque, 7 km südöstlich des Zentrums, anschaut. Diese Gegend hat den Charme einer kleinen Kolonialstadt – wunderschöne Häuse und Kirchen reihen sich aneinander, in kleinen Gassen bieten Handwerker und Künstler ihre Waren an. Das Leben spielt sich hier um den schönen Jardín Hidalgo und die Fußgängerstraße Calle Independencia ab – hier findet ihr auch die besten Restaurants und Cafés sowie schicke kleine Boutiquen. Gleich neben dem Jardín findet ihr die tolle Kirche Santuario Nuestra Señora de la Soledad.

Wenn ihr Glück habt, könnt ihr am Nachmittag im Jardín Hidalgo auch Voladores sehen – fliegende Menschen aus Papantla. Beim Danza del Volador steigen fünf  Männer auf eine Plattform an der Spitze eines 25 m hohen Pfahles. Während sich vier Männer ein Seil umbinden (sie stellen die Winde dar), sitzt der fünfte mit Flöte und Trommel in der Mitte (er stellt die Sonne dar). Während der Mann in der Mitte die Musik spielt, lassen sich die vier anderen Männer kopfüber an den Seilen in 13 Umrundungen um den Pfahl zu Boden kreisen. Der Tanz zieht immer viele Touristen an, vermutlich handelt es sich dabei um einen Fruchtbarkeitskult.

Tequila
Voladores in Tequila

Tlaquepaque ist für mich der schönste Teil von Guadalajara. Die Calle Independencia erinnert mich ein wenig an das wunderschöne Coyoacan in Mexiko-Stadt. Ein Spaziergang durch die schöne Fußgängerzone gehört fest zu eurer Reise nach Guadalajara.

 

Guadalajara Zentrum

Im Zentrum Guadalajaras befindet sich der Plaza de Armas. Von hier aus könnt ihr zu Fuß das Zentrum erkunden – rund um den Platz befinden sich die tollsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nördlich des Plaza de Armas findet ihr die kollossale Kathedrale der Stadt (geöffnet Mo-So 08-20 Uhr, Eintritt frei). Sie wurde zwischen 1558 und 1618 errichtet, die Türme wurden jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts durch ein Erdbeben vernichtet und im neogotischen Stil wieder errichtet. Die Kathedrale bietet elf geschmückte Altare, verzierte Säulen und gotische Bögen. Kommt man zur richtigen Zeit, kann man sehen, wie Licht durch die Buntglasfenster auf das letzte Abendmahl fällt.

Gleich neben der Kathedrale befindet sich der Plaza de la Liberación, welcher 1980 errichtet wurde. Hier findet ihr den obligatorischen Schriftzug mit dem Namen der Stadt. Am Norden des Platzes befindet sich das Museo Regional de Guadalajara, welches sehr umfangreich die Geschichte der Stadt erzählt (geöffnet Di-So 09-17 Uhr, Eintritt frei).

Der Palacio de Gobierno schließt sich östlich an den Plaza de Armas an. Er wurde 1774 gebaut und beinhaltet die Büroräume der Regierung (Mo-Fr 09-19 Uhr geöffnet, Eintritt frei). Der Palast ist öffentlich zugänglich und vor allem wegen der großen Wandgemälde vom berühmten José Clemente Orozco interessant.

Gleich östlich neben dem Plaza de la Liberacíon findet ihr das Teatro Degollado, welches die Philharmonie von Guadalajara beinhaltet. Sein Bau dauerte über 30 Jahre und begann 1856 (Mo-Fr 12-14 Uhr kostenlos zugänglich).

Teatro Degollado

Nördlich der Kathedrale liegt die Rotonda de los Jaliscienses Ilustres. Sie zeigt 20 Bronzestatuen berühmter Personen der Stadt (Architekten, Maler, Schriftsteller, etc.).

Teatro Degollado

Das wunderbare Instituto Cultural de Cabañas befindet sich einen zehnminütigen Fußmarsch in Richtung Osten vom Plaza de Armas entfernt (geöffnet Di-So 10-18 Uhr, Eintritt Di frei, ansonsten 70 Peso pro Person). Das neoklassische Gebäude ist ein UNESCO Weltkulturerbe, es beinhaltet, neben vielen weiteren Werken lokaler Künstler, 57 gigantische Wandgemälde von José Clemente Orozco*. Das Gebäude wurde vom spanischen Architekten Manuel Tolsá entwurfen und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut. Es diente 150 Jahre lang als Waisenhaus, in dem etwa 500 Kinder gleichzeitig lebten. Ihr solltet unbedingt an einer der kostenlosen Führungen teilnehmen (Spanisch/Englisch) – ein Guide wird die Wandgemälde aus verschiedenen Sichtwinkeln zeigen, die Einblicke sind verblüffend.

Südlich des Institutes befindet sich die Plaza de los Mariachis, der Geburtsort der Volkssänger. Tagsüber lohnt sich die Gasse aber kaum, es wirkt alles ein bisschen heruntergekommen und schmutzig. Nachts erweckt die Gegend aber zum Leben – zig Mariachis stehen an der Straße und bieten ihre Lieder an. Für jeden Mexiko-Neuling ein tolles Erlebnis (für jeden alten Hasen eher ein Schrecken :D).

Nördlich vom Plaza de Armas gibt es noch eine schicke kleine Kirche am La Reforma Park, Templo San José de Gracia. Nicht zwingend sehenswert, aber ich fand das Setting mit dem kleinen Park und der Kirche dahinter toll.

Westlich des Centro Historico befindet sich an der Avenida Juárez das Museo de las Artes (Di-So, 10-18 Uhr, Eintritt frei). Es beinhaltet moderne Kunst und eine Kuppel mit riesigen Malereien von Orozco. Besonders ist aber auch das Renaissancegebäude, in dem es untergebracht ist. Es diente ehemals als Verwaltungsgebäude der Universität. Gleich hinter dem Museum findet ihr eine wunderschöne katholische Kirche, die Templo Expiatori del Santísimo Sacramento, definitiv sehenswert.

Weiter westlich kommt ihr auf der Avenida Ignacio Vallarta zum Arcos Vallarta Guadalajara. Dieser Triumphbogen wurde 1942 zum 400-jährigen Bestehen der Stadt gebaut.

Arcos Vallarta Guadalajara

 

Avenida Chapultepec

Die Avenida Chapultepec erwacht nachts zum Leben – hier reihen sich etliche Bars und Clubs aneinander und man kann gut und gerne einige Stunden mit Bar-Hopping verbringen. Als Fans von Craft-Bier haben wir beim El Depósito gestartet und uns dann immer weiter in Richtung Süden vorgearbeitet – ein Bier hier, ein Cocktail da. Aber nicht nur im El Deposito kommt ihr auf eure Kosten, auch in der Bar El Grillo gibt es über 50 verschiedene Craft-Bier-Sorten – wohl bekomm’s!

Am Sonntag wird die Chapultepec übrigens gesperrt und den Fußgängern, Radfahrern und Inlineskatern überlassen.

 

Zapopan

Der Mittelklassevorort Zapopan bietet eine beeindruckende Basilika, welche eine kleine Statue der Jungfrau Guadalupe beinhaltet und daher das ganze Jahr über Ziel zahlreicher Pilger ist. Im Oktober wird die Statue von der zentralen Kathedrale nach Zapopan getragen und tausende Gläubige kriechen der Statue zu ihrem Ziel hinterher. Bie Basílica de Zapopan wurde 1730 erbaut und befindet sich am Hauptplatz des Vorortes.

Bosque Los Colomos und Jardín Japonés

Unweit von der Basílica de Zapopan befindet sich der Bosque Los Colomos – ein großer Park und Teil der grünen Lunge von Guadalajara. Hier trifft man sich zum Ausruhe, Luft holen und Sport machen. Im Park gibt es einen sehenswerten japanischen Garten.

 

 

Restauranttipps

Auch in Guadalajara gibt es typische und lokale Gerichte der mexikanischen Küche*. Ein bekanntes Gericht aus Jalisco ist die Torta Ahogada. Dabei handelt es sich um eine Torta (belegtes Brötchen/Sandwich) in Fleischsaft mit Zwiebeln. Ihr könnt es gerne probieren, aber mein Fall war es nicht.

La Tequila Cocina de México

In diesem Restaurant haben wir am Freitagabend, kurz nach Ankunft in der Stadt, exzellent mexikanisch gegessen. Die Gerichte sind alle extrem lecker und die Preise angemessen.

Asador La Vaca Argentina Pérgolas

Hier haben wir am Sonntag ein saftiges Steak gegessen. Die Preise sind etwas höher, dafür passt aber die Qualität. Sehr lecker :).

Restaurant Hueso

Dieses Restaurant wurde mir von mehreren Kollegen empfohlen. Es bietet verschiedene Fisch- und Fleischgerichte und die Bewertung spricht für sich. Trotz der Aussagen, es sei das beste Restaurant der Stadt, habe ich es leider nicht geschafft, dort zu essen. Falls ihr dort speist, dürft ihr mir gerne verraten, wie es euch geschmeckt hat.

 

Cuarto de kilo

Wenns mal schnell gehen muss, wie wäre es dann mit einem Burger? Diese Kette wurde mir von mexikanischen Arbeitskollegen empfohlen – gute Burger, nichts weiter. Gibt es zum Beispiel in Tlaquepaque.

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