Mit dem José Cuervo Express nach Tequila

Tequila Express

Anfang des Jahres war ich in Guadalajara. Dort gibt es einen der verbleibenden zwei Personenzüge in Mexiko – den Tequila Express von José Cuervo.

Eine beliebte Touristenattraktion in Guadalajara ist eine Zugfahrt durch die blauen Agavenfelder nach Tequila mit Besichtigung der kleinen Stadt und der José Cuervo Destille. Auch wenn ich kein großer Fan von Tequila bin, stand diese Attraktion fest auf meinem Reiseplan und seitdem ich in San Luis Potosí wohne wollte ich immer eine Tour nach Guadalajara machen. Anfang des Jahres war es dann soweit – mit einem Kollegen verbrachte ich ein verlängertes Wochenende in der zweitgrößten Stadt Mexikos und nutzte einen Tag für die Tour nach Tequila.

 

Die Tour mit dem José Cuervo Express – was ist inbegriffen

Es gibt vier verschiedene Ticketkategorien für die Tour, je nach Schwere eures Geldbeutels. Das Basisprogramm ist aber immer das Gleiche:

  • Man entscheidet sich, ob man entweder am Morgen oder am Abend mit dem Zug fahren möchte (die Hin- bzw. Rückfahrt findet dann im Bus statt – früher konnte man mit dem Zug hin und zurück fahren, dies wurde aber Anfang des Jahres leider eingestellt).
  • Je nachdem, ob man mit Zug oder Bus zuerst fährt, muss man entweder 9 Uhr am Bahnhof oder 08:30 Uhr am Expogelände von Guadalajara sein.
  • Auf dem Weg in Zug/Bus wird Lotterie gespielt – die mexikanische Version von Bingo.
  • Erster Stopp auf dem Weg ist ein Agavenfeld – hier lernt man viel über die Agave und deren Ernte. Außerdem gibt es Tortillas, Mariachis und mexikanische Tanzeinlagen.
  • Angekommen in Tequila besichtigt man die José Cuervo Destille, anschließend hat man Zeit die kleine Stadt zu besichtigen oder mexikanische Folkloretänze anzuschauen.
  • Je nach gewähltem Ticket gibt es während Zug- und Busfahrt kostenlose Getränke (gute Cocktails 🙂 und leckeres Essen.
  • Die gesamte Tour dauert etwa 11h.

Die Tickets:

  • Express: 2100 Peso pro Person (6-17 Jahre 1850 Peso, darunter frei); inbegriffen sind: Zug- und Busfahrt (im Zug sitzt man im Expresswagen), Besichtigung Agavenfeld mit Vorführung, eine Kleinigkeit zu Essen, kostenlose Cocktails und Getränke, Lotteriespiel, Tequilaverkostung (nur ein Tequila), Tour durch die Destille, Freizeit in Tequila
  • Premium: 2300 Peso pro Person; inbegriffen sind: Zug- und Busfahrt (im Zug sitzt man im Premium Wagon), Besichtigung Agavenfeld mit Vorführung, regionale Snacks, kostenlose Cocktails und Getränke, Lotteriespiel, Tequilaverkostung (nur ein Tequila), Tour durch die Destille, Freizeit in Tequila
  • Premium Plus: 2500 Peso pro Person; inbegriffen sind: Zug- und Busfahrt (im Zug sitzt man im Premium Plus Wagon), Besichtigung Agavenfeld mit Vorführung, regionale Snacks, kostenlose Cocktails und Getränke, Premium Bar im Zug (Premium Tequila, Rum, Vodka, Whisky, etc.), Lotteriespiel, Tequilaverkostung (drei Tequilas), Tour durch die Destille, Besichtigung der Reserve der Familie Cuervo (Kammer mit dem teuersten/ältesten Tequila der Firma), Freizeit in Tequila
  • Diamante: 2800 Peso pro Person; inbegriffen sind: Zug- und Busfahrt (im Zug sitzt man im Diamante Wagon), Besichtigung Agavenfeld mit Vorführung, regionale Snacks, kostenlose Cocktails und Getränke, Premium Bar im Zug (Premium Tequila, Rum, Vodka, Whisky, etc.), Lotteriespiel, Tequilaverkostung (drei Tequilas – Platino, Reposado und Extra añejo), Tour durch die Destille, Besichtigung der Reserve der Familie Cuervo (Kammer mit dem teuersten/ältesten Tequila der Firma), Freizeit in Tequila

Die Tickets können entweder online auf der Seite von José Cuervo oder bei verschiedenen Reiseanbietern in Guadalajara gekauft werden. Wir hatten uns für die Premium Plus Tour entschieden und hatten über einen Reiseanbieter zusätzlich noch die Abholung von unserem AirBnB inklusive.

Falls ihr die Tour machen wollt, müsst ihr die Tickets sehr zeitig buchen, da schon sehr viele Reservierungen vorliegen (teilweise bis zu zwei Monate im Voraus). Die meisten entscheiden sich für die Tour mit dem Zug am Morgen und dem Bus am Abend – dies hat den Vorteil, dass man das Agavenfeld auf dem Rückweg besucht, wenn alle schon kräftig angetrunken sind (dort kann man dann an mexikanischen Tänzen teilnehmen). Wir hatten es genau andersherum gebucht und fuhren früh mit dem Bus.

Damit ihr beim vielen lesen nicht durstig bleibt, findet ihr hier einen guten Don Julio*:

Beginn der Tour und erster Stopp am Agavenfeld

Früh um acht Uhr wurden wir von unserem AirBnB abgeholt und fuhren zum Expogelände von Guadalajara. Dort fand die Registrierung für die Tour statt. Außerdem wurden wir in Gruppen eingeteilt – englischsprachig oder spanischsprachig. Auch wenn mein Spanisch immer besser wird, entschieden wir uns für die Tour auf Englisch. Wir mussten ca. 1h warten, bis es mit einer kleinen Einweisung los ging. Vor Ort gab es ein Frühstücksbuffet, sodass man sich die Wartezeit vertreiben konnte.

Pünklich um 09:30 Uhr stiegen wir dann in unseren bequemen Reisebus und es ging los. Kurz nachdem wir losgefahren sind, wurden schon erste Getränkewünsche entgegen genommen (Palomas, Tequila Sunrise, etc.), um die Fahrt komfortabler zu gestalten und um uns auf Tequila einzustimmen.

Nach etwa einer Stunde erreichten wir das Agavenfeld, an dem die Demonstration der Agavenernte stattfand. Agavengewächse gehören zur Pflanzenfamilie der Spargelgewächse. Sie sind in ganz Nord- und Mittelamerika, inklusive der Karibik, sehr verbreitet. Es gibt mehr als einhundert Unterarten der Agave, aber nur die Agave tequilana (blaue Agave) darf zur Herstellung von Tequila verwendet werden. Sie wächst fast ausschließlich in Mexiko, wird 30-50 cm hoch und kann einen Durchmesser von bis zu 1,8 m erreichen. Im Schnitt dauert es 8-9 Jahre, bis eine Agave geerntet werden kann.

Schon Ureinwohner Mexikos wussten vom hohen Zuckergehalt der Agavenblätter und rösteten diese. Den Agavendicksaft (Aguamiel), welcher zur Gährung und Herstellung von Alkohol verwendet wird, erhält man durch Auskochen der Piña, welche durch Abschlagen der Blätter am Agavenstamm entsteht  (aufgrund der Form wird der Stamm Piña = Ananas genannt). Ein im klassischen Arbeitskittel gekleideter Mexikaner führte uns das Prozedere vor und erklärte viel über das verwendete Werkzeug und die Menschen, die auf den Feldern arbeiten. Im Anschluss durfte man selbst einmal probieren.

Aus dem Agavendicksaft wird durch Gärung Pulque hergestellt. Dabei handelt es sich um einen dickflüssigen, weißen Gährsaft, welcher oft mit verschiedenen Geschmacksrichtungen vermischt getrunken wird. Das Getränk ist jedoch nichts für schwache Mägen – wer nicht in Mexiko aufgewachsen ist, sollte nicht zu viel davon trinken. Destilliert man den Agavendicksaft von verschiedenen Agaven, erhält man Mezcal. Dieser ist nicht so rein wie der Tequila, da für diesen nur blaue Agaven verwendet werden dürfen.

Übrigens ist der Name Tequila international geschützt – er darf nur von Tequilerías aus Jalisco verwendet werden.

Noch eine ausgefallene Geschenk-Idee gesucht? Wie wäre es mit einem Tequila in einer typisch mexikanischen Flasche?*:

Ankunft in Tequila und Führung durch die älteste Destille der Welt (José Cuervo)

Der nächste Stopp war dann bereits die kleine Stadt Tequila. Die Stadt heißt ausgeschrieben Villa de Santiago de Tequila und ist, wie so viele andere auch, ein Pueblo Magico. Die Stadt wurde 1530 von den Franziskanern gegründet und 1600 errichtete Don Pedro de Tagle die erste Tequilafabrik vor Ort. Heutzutage lebt der Ort vom Tourismus und seinen Tequila Destillen, u.a. José Cuervo, Tequila Sauza, Tequila D’Reyes.

Die Führung durch die Destille beginnt mit einer kleinen Verkostung. Leider bin ich kein großer Tequila-Fan, jedoch habe ich fleißig zugeschaut und gelernt, wie man einen Tequila genießt. Danach geht es durch die Anlage und man bekommt den Verarbeitungsprozess erklärt (angefangen bei der Piña, welche dann ausgekocht wird, um den Gärsaft zu erhalten, welcher dann wiederum mehrfach destilliert wird). Die Tour ist recht kurzweilig und endet mit einem Besuch in der Familiengruft, wo man einige der teuersten Tequilas aufgehoben hat.

Im Anschluss hat man Zeit die Stadt zu besichtigen.

Immer noch der beste Reiseführer für euren Trip: Lonely Planet Mexiko*

 

Über Tequila

Der erste Tequila wurde von den Spaniern im 16. Jahrhundert in der Stadt Tequila hergestellt. Rund um die Stadt wuchs bereits damals die blaue Agave, welche als Heilmittel und zur Herstellung von Seilen oder Nadeln verwendet wurde. Kurz darauf verbot die spanische Kolonialregierung die Herstellung des Getränks, die Produktion lief jedoch im Verborgenen weiter, bis sie im 17. Jahrhundert wieder erlaubt wurde. 1911, nach Beendigung der Diktatur von Perfirio Diaz, wurde Tequila zum mexikanischen Nationalgetränk.

In der Regel hat Tequila 38-40 Volumenprozent Alkohol, vereinzelt jedoch auch mehr als 50 Prozent. Man unterscheidet zwischen zwei Qualitäten:

  • Tequila Mixto: Mindestens 51% des zur Herstellung verwendeten Zuckers stammt von der blauen Agave, der Rest kann bspw. Rohrzucker sein.
  • 100% Agave azul: 100% des zur Herstellung verwendeten Zuckers stammt von der blauen Agave. Dieser Tequila darf nur in Flaschen abgefüllt und versendet werden (unter Aufsicht des Consejo Regulador del Tequila).

Weiterhin gibt es fünf Gruppen, die ihr bestimmt schon einmal auf einer Flasche gesehen habt:

  • silver, blanco: transparenter Tequila, wird direkt nach Destillation in Flaschen abgefüllt
  • gold, joven: hier wird transparenter Tequila mit gealtertem Tequila (reposado, añejo) gemischt
  • reposado: muss mindestens zwei Monate in Eichenholz-Behältern geruht haben
  • añejo: 1-3 Jahre in Eichenholz-Behälter (max. 600l)
  • extra-añejo: >3 Jahre in Eichenholz-Behältern

Einer meiner Lieblins-Tequilas (da etwas milder): Jose Cuervo 1800 Añejo*

 

Fazit

Auch wenn ich Tequila nicht sonderlich mag, habe ich die Tour mit dem José Cuervo Express sehr genossen. Ich habe viel über die Agave und den Herstellungsprozess des mexikanischen Nationalgetränks erfahren und stand auf dem Rückweg schon ziemlich im Tee, da es den halben Tag kostenlos Cocktails gab. Auch die kleine Stadt Tequila ist sehenswert – aufgrund der vielen Touristen ist alles sehr schick und sauber und es gibt viele nette Restaurants zum entspannen. Weniger gefiel mir jedoch die Preisgestaltung der Tour – man zahlt mehr als 120€ pro Person, was schon ziemlich viel Geld ist (zumal man jetzt nicht mehr mit dem Zug hin und zurück fahren kann).

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