An zwei Wochenenden dieses Jahres hat es mich in die Sierra Gorda verschlagen, Mexikos Naturschutzgebiet mit der größten Vielfalt an Ökosystemen. Hier gibt es über 3.000 m hohe Gipfel, tiefe Canyons, Dschungel und Wüste. Was ihr alles anschauen könnt und was die Unterschiede zur Huasteca Potosina sind, lest ihr hier.
Über die Sierra Gorda
Viele Freunde und Arbeitskollegen berichteten mir begeistert vom Gebiet der Sierra Gorda, so dass ich vor einigen Wochen beschloss, dem Gebiet einen Besuch abzustatten. Weil es mir so gut gefiel, war ich vor zwei Wochen bereits zum zweiten Mal da. Das Kalksteingebirge der Sierra Gorda befindet sich zwischen der Stadt Querétaro und der Huasteca Potosina. Es nimmt den nordöstlichen Teil des Bundesstaates Querétaro ein. Mit 15 Vegetationstypen ist es das „grüne Juwel“ und das Naturschutzgebiet mit der größten Vielfalt an Ökosystemen Mexikos. Im Durchschnitt ist das Gebirge 1000 m hoch, mit Höhen von 700 m bis 3100 m (!). Es ist charakterisiert durch Canyons, Einbruchdiolen, Karsthöhlen und windige Höhen. Trotz der ca. 1000 mm Niederschlag pro Jahr gibt es nur wenige Flüsse und Bäche und diese trocknen im Frühjahr regelmäßig aus. Nur in den Sommermonaten Juni bis September fällt Regen.
Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen. Falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*:
Geschichte
Bereits im 2./3. Jahrhundert n. Chr. waren Teile des Gebietes spärlich besiedelt. Die Ruinen von Tancama, südöstlich von Jalpan de Serra, bezeugen dies. Azteken und spanische Conquistadoren zeigten jedoch wenig Interesse an der Gegend aufgrund ihrer kargen und zerklüfteten Charakteristik. Niedergelassen hat sich hier im Laufe der Zeit vor allem indianisch-stämmige Bevölkerung – Huasteken, Chichimeken und Otomí. Im 16. Jahrhundert sorgte der Augustinerorden für deren Missionierung, doch wurde diese im Jahr 1609 in die Hände des Minoritenordens gelegt. Dieser gründete Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Missionen vor Ort.
Heutzutage ist die Sierra Gorda sehr dünn besiedelt. Etwa 100.000 Menschen leben auf ca. 3500 km². Viele Einwohner leben abgelegen und versorgen sich selbst durch Viehhaltung und Anlage von Feldern auf Talhängen (dies erfordert Anpassung und Geschick, da die Karstböden das Regenwasser sehr schnell aufnehmen). Seit 1997 wurde die Sierra Gorda unter Schutz gestellt. Die Gemeinden Peñamiller, Arroyo Seco, Jalpan de Serra, Landa de Matamoros und Pinal de Amoles befinden sich innerhalb des Naturschutzgebietes. Fünf ehemalige Franziskanermissionen befinden sich in diesen Gemeinden, 2003 wurden sie von der UNESCO zu Weltkulturerbestätten ernannt (wie so vieles anderes in Mexiko).
Anreise
Von San Luis Potosí aus gibt es zwei Optionen zur Sierra Gorda zu gelangen:
1. Über die Schnellstraße in Richtung Huasteca Potosina und dann von Rioverde aus in Richtung Süden: Hierbei handelt es sich um die schnellste Option. Ihr fahrt von San Luis Potosí aus wie gewohnt auf dem Highway 57 nach Norden (Richtung Matehuala). Nach etwa 65 km biegt ihr ab auf die Cuota 75D (Highway mit Maut) nach Rioverde. Von dort aus folgt ihr der Bundesstraße 69 nach Arroyo Seco, eurer ersten Station in der Sierra Gorda. Von San Luis Pototosí aus bis nach Jalpan de Serra im Zentrum der Sierra Gorda sind es auf diesem Weg 280 km. Die Straßen sind gut ausgebaut, jedoch einspurig (ohne breite Schulter zum Überholen). Die vielen Kurven beginnen erst spät nach Arroyo Seco und sind weniger schlimm ausgeprägt als bei der zweiten Option, daher würde ich euch diesen Weg empfehlen, falls ihr mit Familie unterwegs seid. Wie früher bereits besprochen, rate ich euch von der Bundesstraße 70 nach Rioverde ab, auch wenn die 75D 30 km länger ist – ihr seid deutlich schneller und der Magen eurer Mitfahrer wird es euch danken.
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2. Über Querétaro: Die zweite Option führt euch über Querétaro. Von San Luis Potosí aus fahrt ihr auf dem Highway 57 in Richtung Mexiko-Stadt. Kurz vor Querétaro biegt ihr auf die 57D ab, welche ihr wenige Kilometer später wieder verlasst, um über die Bundesstraßen 540, 500 und 100 auf den Highway 120 zu gelangen. Dieser führt euch über viele Höhen, extreme Haarnadelkurven und viele Serpentinen in die Sierra Gorda. Insgesamt sind es etwa 390 km bei Option zwei. Ab Eingang der Sierra Gorda kommt ihr deutlich langsamer voran aufgrund der vielen Kurven. Falls ihr Zeit und eure Mitfahrer einen guten Magen haben, ist diese Route dennoch empfehlenswert – die Ausblicke sind fantastisch und ihr kommt auf dem Weg nach Jalpan bereits an einigen der tollen Sehenswürdigkeiten der Sierra Gorda vorbei. Auch könnt ihr auf diesem Weg die Weltkulturerbestadt Querétaro, den drittgrößten Monolithen der Welt in Bernal und einige tolle Weingüter (z.B. La Redonda) in der Region mit einplanen.
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Übernachtung – Hoteltipp
Es gibt zig Orte und Möglichkeiten zum Übernachten in der Sierra Gorda. Ihr könnt euch entweder ein Hotel in einer der Städte innerhalb des Naturschutzgebietes suchen (zum Beispiel in Arroyo Seco, Concá, Purísma de Arista, Jalpan de Serra, Pinal de Amoles, etc.) oder eine Tour inklusive Übernachtung buchen (es gibt auch tolle Zeltplätze, AirBnb, etc.). Bei meinem ersten Besuch bin ich über Rioverde nach Jalpan gefahren und habe dort im Casa Blanca Hotel* übernachtet. Dieses relativ neue Hotel liegt außerhalb vom Stadtzentrum, bietet saubere Zimmer mit Klimaanlage und Parkplatz direkt vor der Tür. Frühstück oder Pool gibt es leider nicht.
Bei meinem zweiten Besuch habe ich Option 2 über Bernal gewählt und eine Nacht in Bernal sowie eine Nacht in Jalpan übernachtet. In Bernal schlief ich im Hotel Feregino*. Dieses ist nett angelegt, bietet Blick auf den Peña de Bernal, jedoch waren das Zimmer und vor allem das Bad sehr klein. Frühstück war inbegriffen und meiner Meinung nach vollkommnen ausreichend. In Jalpan hatte ich dieses Mal das Los Angeles Hotel* gewählt. Das Zimmer und das Bad waren sehr groß und gut ausgestattet, das Hotel beinhaltet ein Restaurant und eine tolle Bar mit großer Bierauswahl, direkt neben dem Pool (die Bar hatte ich schon bei meinem ersten Besuch ausprobiert und sie hatte mir sehr gut gefallen). Die weniger guten Bewertungen zum Hotel hatten mich im Vorfeld etwas abgeschreckt – aber der Aufenthalt war fabelhaft. Der kleine Pool ist genau richtig gegen die Hitze der Sierra Gorda und am Abend kann man in der Bar bei Cocktails oder Bier auf bequemen Sesseln entspannen – toll! Einziger Kritikpunkt: Das Zimmer hatte kein Fenster zum Innenhof, sondern nur Fensterläden aus Holz – die haben es zwar angenehm dunkel gemacht, konnten aber den Lärm am Sonntagmorgen kaum vermeiden (als alle zeitig aufstanden, um in die Kirche zu gehen).
Mein Tipp für euch wäre das Los Angeles Hotel* (wenn auch mit Lärm am Sonntagmorgen). Der Pool und vor allem die Bar sind toll und laden zum Ausruhen nach einem langen Wandertag ein. Jalpan ist der ideale Ausgangspunkt für Besichtigungen in der Sierra Gorda – es liegt zentral, hat eine tolle Talsperre und ein Zentrum mit mehreren Restaurants (hier ist abends noch was los).
Weitere Hotels:*
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Sehenswürdigkeiten
Ich war erst zweimal in der Sierra Gorda, daher habe ich noch nicht alle Sehenswürdigkeiten sehen können. Auch musste ich leider feststellen, dass es sehr auf den Zeitraum des Besuches ankommt. Die folgende Liste ist nicht vollständig, enthält jedoch bereits einen großen Teil der Attraktionen. Die mit * markierten habe ich bereits besucht – ein Bericht folgt:
- Mirador Cuatro Palos*: Absolut genialer Ausblick! Von der Bergspitze auf 2700 m Höhe schaut man in einen 1700 m tiefen Canyon.
- Cascada El Chuveje: 35 m hoher Wasserfall. Zweimal dagewesen – zweimal enttäuscht: Dieser Wasserfall ist im Mai nicht zugänglich (zu trocken, kein Wasser). Bei meinem zweiten Besuch im Juli kam ich nach 17 Uhr an – da war der Eingang leider schon geschlossen. Beim dritten mal klappt es bestimmt^^.
- Talsperre Jalpan*: Große Talsperre, staut den Fluss Jalpan. Es gibt eine Art Strandbad, man kann aber auch an verschiedenen Stellen mit dem Auto direkt an den See fahren. Schwimmen ist erlaubt und das Wasser machte einen halbwegs sauberen Eindruck. Die 45°C während meines ersten Besuches ließen sich so ganz gut aushalten.
- Árbol millenial y nacimientos de Concá- Milleniumbaum und Wasserquellen von Concá*: Ein gigantisch großer Baum steht neben einem Gebiet mit mehren Wasserquellen. Das kristallklare Wasser fließt durch kleine Kanäle, in denen am Wochenende zig Mexikaner baden (ähnlich Media Luna, nur viel kleiner).
- Juntas del Concá*: Zusammenfluss von Río Ayutla und Santa María. Normalerweise hat man hier klares Wasser, kann baden und sich erfrischen. In den Regenmonaten im Sommer kommt teilweise aber eine schlammige, braune Brühe, so dass ich nicht hineingesprungen bin.
- Puente de Dios*: Geführter Wanderweg über Stege entlang eines Flussbettes. Zum Ende hin verbeitert sich der Fluss und fließt durch eine Höhle, von deren Decke weiteres Wasser tropft. Man kann im eiskalten Wasser baden – genial! Nicht verwechseln mit der Puente de Dios in Tamasopo.
- Cañon del Paraíso*: Extrem langer Cañon entlang des Río Extoraz. Es gibt verschiedene Einstiegspunkte zum Wandern (z.B. Peñamiller, Extoraz). Je nach Einstiegspunkt kann die Anreise schwierig bis bescheiden sein (Offroadfahrzeug, etc.). In den Regenmonaten im Sommer führt der Fluss zu viel Wasser, so dass man die Wanderung im Cañon vergessen kann (ich spreche leider aus Erfahrung…).
Kein Safe im Hotel? Dann bringt doch einfach euren eigenen:*
- Franziskanermission Misión de Santiago in Jalpan de Serra*
- Franziskanermission Misíon de San Francisco de Asis im Valle de Tilaco
- Franziskanermission Misíon de Nuestra Señora de la Luz in Tancoyol
- Franziskanermission Misíon de Santa María de la Purisma Concepcíon in Landa de Matamoros
- Misíon de Bucareli: Sehr abgelegenes Kloster in wunderschöner Landschaft. Die Anreise mit einem Offroadfahrzeug wird empfohlen.
- Sótano del Barro: Zweitgrößte Einbruchsdiole der Welt (420 m lang, 200 m breit, 455 m tief). Leider nur sehr schwer zu erreichen, ein Guide für die Wanderung wird empfohlen (oder gleich Sotano de las Huahuas oder Sotano de las Golondrinas anschauen – ist alles sehr ähnlich).
- Zona Arqueológica Tancama*: Ausgrabungsstätte südöstlich von Jalpan.
- Zona Arqueológica de Toluqilla: Ausgrabungsstätte im südlichen Teil der Sierra Gorda.
- Zona Arqueológica las Ranas: Ausgrabungsstätte im südlichen Teil der Sierra Gorda.
- Cascadas Miravillas: hoher Wasserfall im südlichen Teil der Sierra Gorda.
- Gruta los Herrera: Tropfsteinhöhle im südlichen Teil der Sierra Gorda.
- Grutas La Esperanza Cadereyta: Tropfsteinhöhle im südlichen Teil der Sierra Gorda.
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Weiterhin gibt es zig wunderschöne Campingplätze mitten im nirgendwo (z.B. El Jabali), weitere Missionen und tolle Kirchen, Wasserfälle, Wanderwege und Outdooraktivitäten (z.B. Jeep-Touren, Ausritte oder Orte zum Klettern). Ihr seht schon, man kann hier viel erleben.
Unterschiede zur Huasteca Potosina
Zur Huasteca Potosina habe ich euch ja bereits unzählige Berichte geschrieben. Sie begeistert mich mit ihren Sehenswürdigkeiten, ihrem Dschungel und dem vielen Wasser. Auch wenn die Sierra Gorda im Nordosten direkt in die Huasteca übergeht, möchte ich euch trotzdem einige wichtige Unterschiede nennen:
- Die Sierra Gorda ist landschaftlich abwechslungsreicher. Die Huasteca Potosina besteht zum größten Teil aus Dschungel, durchzogen von mehreren Flüssen. In der Sierra Gorda wechseln sich verschiedene Landschaften ab – hohe Gipfel (bis 3100 m), tiefe Täler/Canyons, Dschungel, Wüsten, Wälder. In der Huasteca gibt es mehr Wasser und alles ist noch ein wenig grüner.
- In der Sierra Gorda sind die Sehenswürdigkeiten schwerer erreichbar: Wenn ihr dachtet, dass die Anreisen zu vielen Attraktionen in der Huasteca schon schwierig sind, dann wartet erstmal die Sierra Gorda ab. Nur die Hauptstraßen sind gut ausgebaut, sobald ihr diese verlasst, fahrt ihr auf steinigen Feldwegen. Ein Offroadfahrzeug oder zumindest ein Auto mit mehr Bodenfreiheit ist Pflicht.
- In der Sierra Gorda benötigt ihr deutlich mehr Zeit aufgrund der Distanzen: Die Sehenswürdigkeiten sind weiter verstreut als in der Huasteca, weiterhin erlauben die Straßen kein sehr schnelles vorankommen (Serpentinen, Feldwege, etc.).
- Im Schnitt ist man auf etwa 1000 m Höhe in der Sierra Gorda unterwegs – hier ist das Klima trockener als in der feuchten Huasteca Potosina. Temperaturen und Regenzeit sind jedoch sehr ähnlich.
- Die Sierra Gorda lädt zum Wandern ein: Viele Sehenswürdigkeiten sind nur zu Fuß zu erreichen, es gibt viele Wanderwege. In der Huasteca parkt man meist relativ nah an der entsprechenden Attraktion und muss nur sehr wenig laufen.
- Die Huasteca ist prinzipiell etwas touristischer, da bereits weiter ausgebaut, jedoch haben die kleinen Städtchen in der Sierra Gorda viel mehr Charme als El Naranjo oder Ciudad Valles.
Mir gefallen beide Gebiete sehr gut. Für einen schnellen Sprung ins kühle Wasser und ein paar tolle Wasserfälle bevorzuge ich die Huasteca. Zum Wandern eignet sich jedoch die Sierra Gorda viel besser. Ähnlich wie bei der Huasteca werde ich euch in Zukunft einige Berichte zu den Sehenswürdigkeiten schreiben. Ihr dürft also gespannt sein.
Weitere Informationen
Mehrere Anbieter bieten Touren und Guides für die Sierra Gorda an, unter anderem:
Wichtig für eure Reise sind ein Fahrzeug mit mehr Bodenfreiheit, Wanderschuhe*, Sonnenschutz* und Mückenschutz*, Dry Bag*, Handtuch*, ausreichend Getränke und Power-/Müsliriegel. Bei den hohen Temperaturen vor Ort können Wanderungen sehr anstrengend sein, daher vorsorgen und immer genug Flüssigkeit dabei haben.
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