Ein absolutes Highlight meines Weihnachtsurlaubes 2020 war das Tauchen in den Cenotes Dos Ojos. Die einfallenden Lichtstrahlen sorgten für spektakuläre Reflexionen im kristallklaren Wasser – ich kam aus dem Staunen kaum heraus. Anfängern möchte ich gerne ein paar Tipps mitgeben, denn tauchen in einer Cenote ist nicht für jeden geeignet.
Was für ein toller Urlaub! Nach Isla Mujeres, Isla Contoy, Tulum und Punta Allen standen die Mayaruinen von Coba auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin legte ich noch einen Zwischenstopp an den Cenotes Dos Ojos ein. Ich hatte zwei Tauchgänge für Anfänger gebucht.
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Über die Cenotes Dos Ojos
Das Sistema Dos Ojos ist das weltweit drittlängste bekannte Unterwasserhöhlensystem. Die bisher dokumentierte Länge beträgt 82,4 km. Durch 28 Cenotes steht das Höhlensystem mit der Oberfläche in Verbindung. Über Cenotes hatten wir schon einmal gesprochen – dabei handelt es sich um Karsthöhlen mit Grundwasserzugang. Bei vielen dieser Höhlen stürzte im Laufe der Zeit die Decke ein, sodass ein großes, mit Süßwasser gefülltes Kalksteinloch entstand. Der Name Cenote kommt aus dem Maya und bedeutet soviel wie „heiliger Quell“. In Zeiten der Ureinwohner wurden sie als Trinkwasserquellen genutzt und stellten den Eingang zur Unterwelt dar.
Die Halbinsel Yucatán kann man sich auch als Schweizer Käse vorstellen: Man schätzt die Anzahl an Cenotes hier auf über 6.000! Im Durchschnitt haben sie eine Tiefe von 15 m, wobei es auch welche mit Tiefen von über 100 m gibt. Viele der Höhlen sind untereinander verbunden, sodass es auf Yucatán die vermutlich größten Höhlensysteme der Welt gibt: Ox Bel Ha mit 256,6 km und Sac Actun mit 222,7 km Länge. Sie sind beide über mehr als 140 Cenotes zugänglich.
Dos Ojos ist das bekannteste System in der Nähe von Tulum. Der Name („zwei Augen“) bezieht sich auf zwei benachbarte Cenotes, die durch eine Unterwasserhöhle miteinander verbunden sind. Seit 1986 wird das System erforscht. Es beinhaltet unter anderem die mit 119,1 m tiefsten Höhlenpassage Yucatáns („The pit“). Die Temperatur des extrem klaren Wassers beträgt im Schnitt 25°C. Durch küstennahe Karstquellen gibt es eine Verbindung zum Ozean, deren Lage jedoch trotz Färbeversuchen noch nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Man spricht von einem anchialinem System, da tiefer gelegenes Meerwasser durch Süß- und Brackwasser überlagert wird.
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Anreise
Wer tauchen möchte, sollte vorher eine Tour buchen. Es gibt zahlreiche Anbieter im Internet, ihr könnt aber auch in eurem Hotel nachfragen oder an einem der Touristenstände in Downtown Tulum vorbeischauen. Die meisten Pakete beinhalten den Transport zu den Cenotes Dos Ojos. Wer nur schwimmen oder schnorcheln möchte, der reist am besten mit dem eigenen Mietwagen an. Folgt meiner Beschreibung im Artikel zu Tulum und biegt etwa 20 km vor der Stadt an den großen Schildern zum Sistema Dos Ojos ab. Eine Alternative stellen Taxis von Downtown Tulum dar, diese sind in der Regel aber sehr teuer.
Wichtig: Parkt nicht am Eingang, sondern holt euer Ticket und sagt, dass ihr direkt an der Cenote parken möchtet. Dann könnt ihr einfahren und müsst nicht den langen Feldweg laufen.
Tauchen in den Cenotes Dos Ojos
Wie ihr wisst, habe ich meinen Tauchkurs erst im März 2020 auf Cozumel absolviert. Aufgrund der Coronapandemie konnte ich nach den vier Tauchgängen für die PADI-Zertifizierung nicht noch einmal tauchen gehen. Ich war mir daher sehr unsicher, ob ich bereits genug Erfahrung hatte. Viele Anbieter empfehlen Dos Ojos für Anfänger, da die Wassertiefe zwischen den beiden Höhlen nur 5-8 m beträgt und alles gut ausgebaut ist (mit Seilen zur Orientierung auf dem Boden). Dennoch hatte ich Bedenken (zu Recht, wie sich später herausstellte).
Ich informierte mich bei Stefan von Cenoteadventures.com. Er erklärte mir die Gefahren bei einem Tauchgang in einer Cenote und meinte, dass er Taucher mit weniger als 30 Tauchgängen in der Regel ablehne. Selbst bei einem einfachen Tauchgang haben unerfahrene Taucher meist zu viel mit sich selbst zu tun und können daher ihr Umfeld gar nicht richtig genießen. Da er aber aktuell wenig Anfragen hatte, könnte er mich eventuell zu einer einfachen Höhle mitnehmen und sich komplett auf mich konzentrieren – jedoch unter der Voraussetzung, dass ich im Vorfeld noch vier Tauchgänge absolviere, um mein Wissen aufzufrischen.
Meine zwei Tauchgänge auf Isla Mujeres waren die ersten beiden seit dem PADI Kurs im März. Ich war erstaunt, wie gut alles funktionierte und wie viel ich trotz der langen Zeit noch im Gedächtnis hatte. Zwei weitere Tauchgänge wollte ich im Verlauf des Urlaubs absolvieren und dann Stefan anrufen für die Cenote. Aufgrund des vollen Zeitplans kam ich jedoch nicht erneut zum Tauchen und ich fand auch heraus, dass Stefan um Playa del Carmen herum operierte, ich war jedoch bereits in Tulum. Mit Paolo, dem Cenote Guy, fand ich einen weiteren erfahrenen Tauchlehrer, der nur einen anderen Taucher an diesem Tag betreute und mir eine Tour anbot. Ich zahlte 160 USD für zwei Tauchgänge in Dos Ojos. Auf dem Rückweg von Punta Allen hielt ich an seinem Dive Shop im Tulum und probierte das Equipment in der richtigen Größe an, danach vereinbarten wir den Treffpunkt direkt am Eingang der Cenotes. Ich checkte noch in meiner nächsten Unterkunft ein (Aldea Tucanes* – wirklich cool, Beschreibung im nächsten Report zu Coba). Und begab mich auf den Weg zu den Cenotes Dos Ojos.
Nachdem wir Eintritt gezahlt hatten, fuhren wir mit unseren Autos direkt zum Parkplatz vor den beiden miteinander verbundenen Cenotes. Leider stellte Paolo fest, dass er den BCD (Tarierweste), den ich am Morgen in der richtigen Größe ausgesucht hatte, vergessen hatte (soviel zum Thema gute Vorbereitung). Erklärung für die Nichttaucher: Diese Weste kann mit Luft aus der Flasche gefüllt werden und sorgt für Auftrieb. An der Wasseroberfläche bläst man sie in der Regel komplett auf und beim Abtauchen lässt man die komplette Luft ab. Paolo lieh mir kurzerhand einen von einer anderen Tauchgruppe – dieser war mir aber viel zu groß. Als Resultat hing die Flasche auf meinem Rücken viel zu tief und alles rutschte an mir, sobald ich mich bewegte. Spätestens jetzt hätte ich die Tour absagen sollen.
Tipp: Ein eigener Neoprenanzug ist hygienischer und hat den Vorteil, dass ihr die Dicke selbst bestimmen könnt:*
Wir begannen mit einem kurzen Briefing zu den bevorstehenden Tauchgängen: Es gibt zwei Cenotes – das östliche (erste) und das westliche (zweite) „Auge“. Außerdem befindet sich noch eine weitere Höhle, die Batcave, westlich der beiden Cenotes. Alle drei sind durch kleine Passagen unter Wasser miteinander verbunden. Die Tiefe beträgt 2-8 m und am Boden befinden sich gelbe Leinen, an denen man sich beim Tauchen orientieren kann. Nördlich der westlichen Cenote gibt es die sog. „Barbie-Line“ – hier hat man ein kleines Plastikkrokodil aufgestellt, dass eine Barbie im Maul hat. Die „Barbie-Line“ definiert das nördliche Ende der Tauchtour, dahinter dürfen nur professionelle Taucher tiefer in das System eindringen.
Nach dem Briefing wurde ich darauf hingewiesen, dass meine eigenen Flossen viel zu groß sind und ich musste kleinere von Paolo leihen (sind die Fins zu lang, kann man schnell anstoßen und die Strukturen in den Höhlen zerstören). Wir gingen zurück zum Parkplatz, legten all unser Equipment an und stiegen die Treppen zum Eingang der östlichen Cenote hinunter (hier, am „ersten Auge“ steigen die Taucher ein). Da ihr mindestens vier mal mit komplettem Equipment die Treppen runter und hoch gehen müsst, solltet ihr eine gewisse körperliche Fitness mitbringen (die hatte der andere Taucher, ein älterer US-Amerikaner eher nicht, man sah ihm die Anstrengung beim Treppenlaufen deutlich an).
Endlich begann der erste Tauchgang! Wir sprangen ins Wasser, probierten das Equipment aus, ließen die Luft aus unseren Westen und begannen durch eine Passage zwischen dem ersten und dem zweiten Auge zu tauchen. Alles lief eigentlich ganz gut, bis ich plötzlich einen massiven Auftrieb spürte und an die Oberfläche getrieben wurde. Ich kämpfte dagegen an und dachte, dass es an mir und meiner Erfahrung lag. Ich bemühte mich ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen und mit ruhigen Bewegungen wieder zu sinken, doch es half nichts (ihr taucht hier unter Stalaktiten hindurch und wenn ihr aufsteigt, könnt ihr euch leicht euren Kopf verletzen). Ich schlug mit der Flasche an einigen Steinen an und tauchte in der zweiten Höhle auf. Dort merkte ich, dass sich meine Weste mit Luft gefüllt hatte – als ich sie abließ, sank ich wieder und konnte den Tauchgang fortsetzen. Der BCP sollte sich nicht selbstständig mit Luft füllen. Das gleiche passierte mir auf dem ersten Tauchgang noch zwei Mal – dieses Mal wusste ich, was ich zu tun hatte, jedoch musste ich extrem schnell reagieren, um mich nicht zu verletzen (einmal schlug ich mir dennoch den Kopf an). Genießen konnte ich die erste Tour auf diese Art nicht – ich habe zwar nebenbei noch ein paar Videos machen können, aber ich war permanent angespannt, um bei der kleinsten Aufwärtsbewegung gegenzusteuern.
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Nach der ersten Tour beschwerte ich mich bei Paolo und er gab mir eine Kopfhaube als Schutz (auch jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Canceln gewesen, aber ich war trotz der Probleme extrem fasziniert). Beim zweiten Tauchgang blies sich die Weste erneut mehrmals auf, da ich aber darauf eingestellt war, konnte ich mich etwas besser auf die wunderschönen Reflexionen im Wasser konzentrieren. Jeder Tauchgang dauerte etwa 30 Minuten, beim zweiten war es mir dann schon etwas kalt (ich kühle relativ schnell aus und bin daher ein Fan von etwas dickeren Neoprenanzügen).
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Das Tauchen durch die Höhlen war am Ende viel leichter, als ich es mir vorgestellt hatte (abgesehen von meinem BCP Problem). Die Passagen sind alle groß genug, sodass ich nirgends ein Gefühl der Enge hatte. Am schönsten war es, als wir unter Wasser die einfallenden Lichtstrahlen beobachtet haben. Wir haben dann unsere Taschenlampen ausgeschaltet und einen Moment das Schauspiel genossen.
Tipp: Aufgrund der Pandemie habe ich mir endlich mein eigenes Schnorchelequipment gekauft. Ich fühlte mich unsicher einen Schnorchel oder eine Maske auszuleihen, da man ja nie weiß, wie gereinigt wurde. Empfehlen kann ich das folgende Set von Cressi:*
Damit ihr euch nicht ärgert, solltet ihr gleich Antifog für die Brille mit bestellen (neue Brillen beschlagen oft sehr stark):*
Fazit und Tipps
Trotz der schlechten Vorbereitung waren die Cenotes Dos Ojos das Highlight meines Weihnachtsurlaubes. Die Tauchgänge durch die Passagen zwischen den Höhlen waren extrem faszinierend und die Lichtspiele so beeindruckend, dass ich sie lange nicht vergessen werde. Leider musste ich feststellen, dass Cenotes nicht für Tauchanfänger geeignet sind. Man kann leicht Platzangst bekommen, die Orientierung verlieren oder bei Problemen, wie in meinem Fall, in Panik verfallen. Auch werde ich nie wieder eine Tour mit Paolo buchen. Seine Bewertungen sind zwar alle sehr gut und er ist auch erfahren, aber er hätte mich als Anfänger niemals mit kaputtem Equipment tauchen lassen dürfen.
Hier ein paar Tipps, damit eure Tour ein voller Erfolg wird:
- Erfahrung: Wie Stefan bereits gesagt hat, solltet ihr vor eurer ersten Cenote bereits Taucherfahrung gesammelt haben. Als Faustwert hat er mindestens 30 Tauchgänge angegeben. Je nachdem, wie sicher ihr euch fühlt, können auch weniger ausreichen. Zweistellig sollte die Anzahl aber schon sein.
- Vorbereitung: Wer lange nicht tauchen war, sollte erst ein paar Tauchgänge zur Auffrischung im offenen Wasser durchführen (Riffs gibt es rund um Yucatán genug).
- Equipment: Checkt unbedingt euer Equipment. Ich hätte in meinem Fall eigentlich absagen und mein Geld zurückverlangen sollen, da die kaputte Weste großes Verletzungspotential barg (ich hätte mir locker den Kopf blutig schlagen können beim plötzlichen Aufsteigen).
- Fitness: Da ihr mit komplettem Equipment mehrmals Treppen hoch und runter gehen müsst, solltet ihr eine gute Fitness mitbringen.
- Platzangst: Die Passagen in Dos Ojos sind in der Regel groß genug. Dennoch kann es hier und da mal eng werden – wer Platzangst hat, sollte auf die Tour verzichten.
- Ruhe bewahren: Wichtigste Regel überhaupt. Egal was passiert, bewahrt Ruhe und verfallt nicht in Panik. Die Tauchlehrer vor Ort kennen die Cenotes besser als jeder andere und können euch bei Problemen helfen.
Ich wünsche mir, dass ihr auf keine Probleme mit dem Equipment stoßt und eure Tour genießen könnt. Die Unterwasserwelt in Cenotes ist so faszinierend, dass ich sicher noch ein paar Tauchgänge unternehmen werde – jedoch erst, wenn ich mehr Erfahrungen gesammelt habe.
Die Videos aus dem Beitrag habe ich übrigens mit der DJI Osmo Pocket aufgenommen:*
Ich nächsten Artikel geht es um die Ausgrabungsstätte Coba und meine Übernachtung im Dschungel!
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