Geheimtipp an Mexikos Atlantikküste: Isla de Lobos und Tamiahua in Veracruz

Außerhalb Yucatáns gibt es an Mexikos Atlantikküste nichts zu sehen? Weit gefehlt! Hier ein toller Geheimtipp und ein Fischerdorf, dass ich unbedingt nochmal besuchen möchte.

Im Mai haben wir mal wieder einen Roadtrip durch Mexiko unternommen. Im Gegensatz zur großen Tour an die Westküste vergangenes Jahr, hatten wir dieses Mal nur etwa eine Woche Zeit. Diese nutzten wir für einen Besuch der Atlantikküste vor dem Bundesstaat Veracruz, da war ich bisher noch nicht.

Freitagnachmittag nach der Arbeit fuhren wir los. Erster kurzer Zwischenstopp: Tampico. In der Hauptstadt von Tamaulipas war ich schon einmal. Allzu viel gibt es dort nicht zu sehen und nach einer Übernachtung, kurzem Besuch von Strand, Waschbären und Aliens, fuhren wir weiter in Richtung Süden zum tollen Fischerdorf Tamiahua. Von dort startete am Sonntag eine Bootstour zur wunderschönen Isla de Lobos.



Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen. Falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*.


Anreise

Von San Luis Potosí aus

Damit es schnell geht, fahrt ihr von San Luis Potosí aus den Highway 57 nach Norden und wechselt dann nach Villa Hidalgo auf den neuen Highway 75D Richtung Süden (Rioverde). Von Rioverde aus geht es auf der Cuota 70 über Ciudad Valles nach Tampico (ca. 260 km). Sobald ihr San Luis Potosí verlasst, wird die Straße plötzlich deutlich schlechter. Von Tampico aus müsst ihr dann nochmal 2 h in Richtung Süden (114 km) auf der 180/180D fahren und bei der der Mautstation Naranjo auf die Straße Veracruz – Naranjo – Tamiahua abbiegen. Nach weiteren 40 km kommt ihr im verschlafenen Fischerdorf Tamiahua an (Karte).

Alternativ könnt ihr auch bis nach Tuxpan (weitere 25 km nach Süden) fahren. Mit 85.000 Einwohnern ist Tuxpan deutlich größer als Tamiahua. Vom Hafen aus gibt es ebenfalls Bootstouren zur Isla de Lobos, jedoch dauert die Fahrt deutlich länger. (Karte).

Übernachtung und Unterkunft

Viele Unterkünfte könnt ihr auf Booking.com* in Tamiahua nicht finden (vor Ort gibt es mehr, ohne Webpräsenz). In den Suchergebnissen fällt jedoch das Puerto Lobos Dive Camp* auf (Website). Hier haben wir unsere Übernachtung gebucht und waren total überrascht! Die ganze Anlage ist top gepflegt (private Parkplätze, schöner Garten, Gemeinschaftsbereich mit Leseecke, Küche, tolle Zimmer, Pool und gute Lage). Vor Ort bzw. über die Website könnt ihr Equipment, Kurse und Tauchgänge buchen. Ausflüge (mit Schnorcheln oder Tauchen), u.a. zur Isla de Lobos oder einer versenkten Plattform werden auch angeboten. Wer Frühstück/Mittagessen/Abendbrot möchte, kann dies auch bestellen. Die Preise sind zwar nicht günstig, aber Service und Anlage sind wirklich super. Da es uns so gut gefiel, verlängerten wir sogar noch einen Tag und unternahmen eine Tour durch die Mangroven.


Ausflug zur Isla de Lobos

Über die Insel

Die nur ca. 600 m * 500 m große und maximal 2,5 m hohe Isla de Lobos liegt nordöstlich von Tamiahua und gehört zum Veracruz Reef System National Park. Der Name der Insel kommt von den mittlerweile ausgestorbenen karibischen Mönchsrobben (Monachus Tropicalis). Aufgrund ihrer geografischen Lage ist die Insel starken Wetterschwankungen ausgesetzt. Im Jahr 1920 lief aufgrund schlechten Wetters das Schiff Melchor Ocampo auf Grund, welches Vorräte zur Insel transportierte. Die Reste des Schiffs haben sich zu einem Lebensraum für Fische und Korallen entwickelt und sind auf Grund der geringen Tiefe und des wahnsinnig klaren Wassers bei Tauchern und Schnorchlern beliebt.

In prähispanischer Zeit bewohnten Huasteken die Gegend um die Insel und der Ort Tamiahua war im 12. Jahrhundert die Hauptstadt des Huasteken-Reiches (Tamiahua = „Ort mit viel Wasser“). Im Jahr 1516 erkundeten die Spanier unter Kapitän Don Francisco Hernández des Córdoba den Río Tuxpan. Etwas später, im Jahr 1522, eroberte Hernán Cortés die Huasteca. Die Isla de Lobos entwickelte sich zu einem Versteck für Piraten. 1847 ankerten amerikanische Schiffe an der Insel, um den Angriff auf den Hafen von Tuxpan am 13.04. vorzubereiten.

1963 begann Pemex mit der Ölförderung rund um die Isla de Lobos. Dazu baute die Firma einen künstlichen Kanal. Die Ölförderung fügte dem Riffsystem großen Schaden zu und wurde zum Glück eingestellt. Ein Großteil der Anlagen war schon abgebaut, als das Veracruz-Riffsystem 1994 zum Naturschutzgebiet (Veracruz Reef System Nationalpark) erklärt wurde.

Heutzutage ist die Insel unbewohnt. Ihr findet dort keine Hotels oder Restaurants (Lebensmittel für den Tag am Strand müssen selbst mitgebracht werden). Übernachtungen in Zelten sind nur mit Ausnahmegenehmigungen erlaubt.

Veracruz Reef System National Park

Der Nationalpark umfasst zwei Teilbereiche: Das Veracruz-Polygon, bestehend aus sieben Riffs und zwei Inseln, sowie das Antón Lizardo Polygon, bestehend aus 12 Riffen und vier Inseln. Er ist von großer ökologischer Bedeutung und gehört zu Mexikos Ramsar-Gebieten (Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung; die Islas Mariettas, vor der Westküste Mexikos, gehören auch dazu).

Über die Tour

Nachdem wir Samtagmorgen in Tampico kurz Innenstadt und Strand besucht hatten, fuhren wir weiter nach Tamiahua. Ich war das erste Mal in der Gegend und war von der Ruhe des kleinen Fischerdörfchens begeistert. Unsere Unterkunft war fantastisch und nach dem einchecken verbrachten wir ein bisschen Zeit ganz entspannt im Pool.

Für den kommenden Tag hatten wir über LTVer die Tour zur Isla de Lobos für 1200 Pesos pro Person gebucht (auch unsere Unterkunft bot eine ähnliche Tour an). Das Paket beinhaltete Eintritt in den Nationalpark, Bootstransport zur Insel, Schwimmwesten, Schnorchelequipment, Wasser/Erfrischungsgetränke und einen kleinen Snack.

Der halbtägige Bootsausflug startete 07:00 Uhr am „Malecon“ in Tamiahua. Mehrere Boote mit Guide und Tourigruppen von bis zu 15 Personen starteten in Richtung Insel. Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt kamen wir an dem von Pemex künstlich angelegtem Kanal mit wunderschönem türkisblauen Wasser im Norden der Insel an. Von hier aus ging es zu Fuß durch den Palmenwald in Richtung Strand.

Etwa zwei Stunden verbrachten wir mit Baden, Schnorcheln und Ausruhen am Strand. Zwischendurch gab es Tamales und Getränke, die der Tourguide mitgebracht hatte. Das Wetter hätte an unserem Besuchstag nicht besser sein können – der Ozean war relativ ruhig und klar, das Wasser sehr warm. Auf dem Weg zurück zum Boot hielten wir noch kurz am Nord-West-Strand, dieser ist aktuell nicht für Touristen zugänglich.

Wie bereits erwähnt, liegt kurz vor der Insel das Schiff Melchor Ocampo in einer Tiefe von nur 3-7 Metern auf Grund. Unser Kapitän brauchte uns nicht zweimal zu fragen, ob wir über das Schiff hinweg Schnorcheln wollten. Wir sprangen ins Wasser und waren absolut begeistert! Das riesige Schiff liegt in so geringer Tiefe, dass man eigentlich gar nicht tauchen braucht. Es ist mittlerweile mit Korallen überwachsen und etliche Fische tümmelten sich zwischen den Wrackteilen. Aufgrund des klaren Wassers konnten wir jedes Detail sehen – wir wollten den Kopf gar nicht mehr aus dem Wasser heben!

Beste Reisezeit

Die Isla de Lobos ist extremen Wetterphänomenen ausgesetzt – starken Nordwinden und Wirbelstürmen. Die Saison der Nordwinde beginnt Ende September und kann teilweise bis Mai dauern. Ein Besuch der Insel ist während der Zeit möglich, jedoch werden Touren manchmal abgesagt. Wirbelstürme treten im Atlantik häufiger von Juni bis November auf. Empfehlenswert ist eine Reise zwischen Februar und Mai (Juni – September hat die höchsten Temperaturen und den höchsten Niederschlag). Ihr solltet euch am besten ein paar Tage vor der geplanten Reise über das Wetter informieren.

Abendessen in Tamiahua

Nach der Tour schauten wir uns noch ein wenig das Fischerdörfchen Tamiahua an und fuhren zum vorgelagerten Strand. Zum Abendessen gab es natürlich frisch gefangenes Seafood. Nachdem wir am Vortag im Restaurante Puerto Excelente sehr gut gegessen hatten, wählten wir für den zweiten Abend das Restaurante El Paraíso und wurden nicht enttäuscht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Isla de Lobos gehört zum Veracruz Reef System National Park und kann nur über Touren aus Tamiahua oder Tuxpan besucht werden. Auf der Instel gibt es keine Hotels oder Restaurants.
  • Es gibt verschiedene Tourenanbieter, ich habe bei LTVer für 1200 MXN pro Person gebucht. Das Paket beinhaltete:
    • halbtägige Bootstour von Tamiahua zur Insel
    • Guide / Kapitän
    • Eintritt in den Nationalpark
    • Schwimmwesten und Schnorchelequipment
    • Wasser / Erfrischungsgetränke, kleiner Snack
  • Ihr solltet noch mitbringen:

Fazit

Was für ein Paradies! Die Isla de Lobos bringt etwas von Karibik vor die Atlantikküste von Veracruz. Sie ist ein Geheimtipp, selbst viele mexikanische Arbeitskollegen im Büro kannten die Insel noch nicht. Das Fischerdorf Tamiahua ist ein kleines Juwel – es ist ganz entspannt, gibt gutes Essen und einen riesigen Strand. Eigentlich möchte ich sofort dorthin zurück!


In der Umgebung

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert