Nassau – Vom Ende des Bahamas Urlaubes

Graycliff Hotel Nassau

Den letzten Tag meines Sommerurlaubs 2018 habe ich in Nassau verbracht. Für viele Kreuzfahrtreisende stellt Nassau den einzigen Kontakt mit den Bahamas dar. Das ist Schade, denn eigentlich ist Nassau so gar nicht wie der Rest der Bahamas.

Anreise und Unterkunft

Vom wunderschönen Exuma aus nahm ich mal wieder ein verspätetes Flugzeug von Bahamas Air und flog direkt nach Nassau (Insel New Providence). Vom Flughafen aus in die Stadt fahren leider nur teure Taxis (ihr müsst mit 40-50 Dollar nach Downtown Nassau rechnen) oder Jitneys, dafür müsst ihr aber etwas mehr Zeit einplanen (Infos in meinem anderen Artikel). Ich hatte mal wieder ein AirBnb gebucht und wurde vom Besitzer für 40 Dollar abgeholt (hier könnt ihr euch bei AirBnb registrieren und Übernachtungen oder Attraktionen buchen*). Die Wohnung lag in der Nähe des Zentrums, von hier aus ließ sich alles fußläufig erreichen.

 

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Geschichte

New Providence wurde 1656 durch Puritaner besiedelt, die von Bermuda aus Fahrt auf die Insel nahmen. Damals hieß die Insel William Sayle´s Island, nach dem ehemaligen Gouverneur der Bermudas (ihr erinnert euch sicher an die Geschichte von Eleuthera – William Sayle führte die Gruppe von Puritanern an, die dort strandeten und sich ein neues Leben aufbauen wollten). Ende des 17. Jahrhunderts wurde Nassau aufgrund seines gut gelegenen und durch die kleine Insel Paradise Island geschützten Hafens ein Anlaufpunkt für Piraten.

1717 wurden die Bahamas britische Kronkolonie. Da mittlerweile über 3.000 der gefürchtesten Piraten in Nassau wohnten und sich nicht um Gesetze und Normen scherten, setzte man als ersten Gouverneur einen ehemaligen Piraten ein, Woodes Rogers, um der Sache Herr zu werden. 1776, während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, wurde Nassau von Revolutionstruppen eingenommen, die jedoch nach ein paar Wochen wieder verschwanden. Ende des 18. Jahrhunderts stieg die Bevölkerung der Bahamas stark an, da aufgrund der Niederlage viele englandtreue Amerikaner auswanderten. Sie entwickelten die Plantagenwirtschaft und brachten Sklaven. Der Anteil der Afroamerikaner stieg auf über 75% an. Der Aufschwung hielt jedoch nicht lange an, die hohen Transportkosten zwischen den Inseln und die dünne Humusschicht auf dem Boden machten den Anbau unrentabel. Nachdem die Sklaverei abgeschafft wurde, ging die Plantagenwirtschaft auf den Bahamas endgültig den Bach hinunter.

Nach der Abschaffung des Sklavenhandels brauchte die schwarze Bevölkerung mehr Lebensraum und die britische Regierung brachte mehr Afroamerikaner nach Nassau. Im amerikanischen Bürgerkrieg wurden die Bahamas Basis für die „Blockade Runners“, die die Südstatten trotz der Blockage der Nordstaaten versorgten. Nach dem Krieg ging es dann aber wieder ein wenig bergab, bevor ein neuer Aufschwung1919 mit der Prohibition kam. Die Bahamas entwickelten sich zu dieser Zeit wieder zu einer Schmugglerbasis.

1967 übernahm zum ersten Mal die schwarze Mehrheit die Regierung und 1973 wurden die Bahamas unabhängig. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es erneut zu einem Aufschwung aufgrund des Drogenhandels. Kokain aus Südamerika wurde über die Bahamas in die USA geschmuggelt. Dieser Handel konnte durch Regierungsabkommen jedoch unterbunden werden (Interessierten empfehle ich die Netflix Serie Narcos).

Heutzutage ist Nassau die bevölkerungsreichste Stadt der Bahamas. Der große Hafen bringt täglich Heerscharen an Kreuzfahrttouristen, die im Schnelldurchlauf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen. Tourismus und Finanzwirtschaft sind die wichtigsten Einnahmequellen des Staates. Die Bahamas haben sich in den letzten Jahren zu einem der größten Offshore Finanzzentren der Welt entwickelt. Leider kam es auch zu Missbrauch – Kapitalfluch und Steuerhinterziehung brachten die Bahamas auf die schwarze Liste, erst 2000 verabschiedete man Gesetze auf Druck anderer Regierungen und wurde wieder von der Liste gestrichen.

 

Kurios: Wrecker als Beruf

Die flachen Gewässer um die Inseln der Bahamas sorgten häufig dafür, dass Schiffe aufliefen. Hier kamen dann die „Wrecker“ zum Einsatz, die sich sofort daran machten, die Schiffe zu plündern. Die Regierung begann damit, Lizenzen für das Plündern zu vergeben und regelte es mit einer offiziellen Satzung. Der Erste, der ein aufgelaufenes Schiff erreichte, wurde Hauptansprechpartner und Leiter für die folgende Plünderung. Etwa 10% der Bevölkerung besaß 1856 eine Lizenz für das Plündern und der Staat verdiente mit 15-40% der Einnahmen fleißig mit. Als dann Ende des 19. Jahrhundert erste Leuchttürme gebaut wurden, war es mit den Plünderungen schnell vorbei.

 

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Sehenswürdigkeiten

Die Hauptsehenswürdigkeiten von Nassau liegen alle nicht weit voneinander entfernt – was wäre da schöner als ein Spaziergang bei gutem Wetter, vorbei an den schönen bunten Kolonialstilhäusern durch die wuselige Innenstadt? Da meine Zeit leider sehr limitiert war, startete ich bei meinem AirBnb in der Infant View Road und lief ostwärts in Richtung Innenstadt. Ein erster Stopp war die John Watling’s Distillery. Hier kann man bei einer Tour alles über die Herstellung von Rum erfahren. Handelt es sich um einen regulären Arbeitstag, kann man den Angestellten auch beim Arbeiten an den Maschinen zusehen. Die bunten Holzhäuser der Destillery gehören übrigens zum Buena Vista Estate, erbaut um 1789. Die Tour ist kostenlos, die Destille hat von Mo-So von 10-18 Uhr geöffnet. Link.

John Watling Distillery
John Watling Distillery

Gleich um die Ecke befindet sich die National Art Gallery der Bahamas. Die vielen Streetart-Bilder rund um das Viertel belegen, dass es hier um Kunst geht. Die Gallerie wurde 2003 in der frisch renovierten Villa Doyle eröffnet und bietet wechselnde Ausstellungen. Sie ist von Di-Sa von 10-17 Uhr geöffnet, So von 12-17 Uhr. Eintritt kostet 10 Dollar. Link.

Folgt der West Hill Street und ihr kommt zum wunderschönen Graycliff Hotel. Es wurde von Pirat Howard Graysmith in den 1720ern als Altersruhesitz gebaut und versteht sich heute als ein Gesamtkunstwerk. Zum Hotel gehört eine eigene Zigarrenfabrik, eine Chocolatier, ein Weinkeller mit 250.000 Flaschen und ein wunderschöner Pool. Das Hotelrestaurant ist das erste 5-Sterne Restaurant der Karibik.

Gleich gegenüber des Hotels befindet sich das Heritage Museum of the Bahamas, welches die Geschichte der Bahamas beleuchtet. Es ist von Mo-So von 9:00-17:00 Uhr geöffnet, Eintritt kostet 18,50$. Link.

Nur ein paar Meter weiter östlich werdet ihr das Government House sehen. Das rosa-weiße Haus steht auf dem Mount Fitzwiliam und wurde 1801 erbaut. Es ist die Residenz des Generalgouverneurs der Bahamas. Vor dem Hause steht eine Statue von Christopher Kolumbus. Besichtigen kann man es leider nicht.

Government House Nassau

Vom Government House lief ich Richtung Norden, um zum Hafen und zur Prince George Wharf zu kommen. Auf dem Weg schaute ich mir die schöne Christ Church Cathedral an. Sie ist die älteste Kirche Nassaus (erbaut 1837). Weiter in Richtung Wharf kommt man an unzähligen Restaurants und am Nassau Straw Market vorbei. Die renovierte Markthalle ist vollgestopft mit Souvenirständen. An vielen basteln die Verkäufer die typischen Strohwaren der Bahamas.

Von Prince George Wharf aus könnt ihr über die Brücke nach Paradise Island laufen, oder, viel bequemer, eine Fähre nehmen (6$ hin- und zurück). Mein Reiseführer empfahl noch das bunte Treiben am Potters Cay unterhalb der Brücke, aber dafür fehlte mir einfach die Zeit.

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Paradise Island

Der Puritaner Wiliam Sayle kaufte diese Insel im 17. Jahrhundert und nannte sie Hog Island („Schweineinsel“). Im Jahr 1930 ging die Insel an den Schweden Axel Wenner-Gren über. Der Großindustrielle ließ Gärten nach französischem Vorbild anlegen (Versailles Gardens). Nach seinem Tod kaufte ein amerikanischer Multimillionär die Insel, Huntington Hartford II, und änderte ihren Namen in Paradise Island.

Paradise Island ist mit Hotels vollgestopft und es gibt kaum noch einen öffentlich Strand. Zu erwähnen ist hier nur der Cabbage Beach, diesen könnt ihr zu Fuß oder per Taxi erreichen. Von vielen Reiseführern wird dieser Strand empfohlen und man sollte dort unbedingt vorbeischauen, wenn man die Bahamas besucht. Ganz ehrlich: Wenn ihr einen weiteren Zwischenstopp auf einer der äußeren Inseln geplant habt, dann lasst es. Der Strand ist voller besoffener Party-Amerikaner, die zu tausenden von den großen Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt werden. Einen ruhigen Platz wird man hier kaum finden. Die Preise für Liegen oder Sonnenschirm sind astronomisch (40 Dollar!) und das Wasser ist bei weitem nicht so klar und ruhig wie auf Eleuthera oder Exuma. Für mich gehört Nassau mit seinen Prunkhotels und seinen Privatstränden (bzw. vollen öffentlichen Stränden) einfach nicht zu den Bahamas.

Das Resort Atlantis Paradise Island gehört mit seinem Park und Casino zur absoluten Superlative in Nassau. Auch wenn ich hier niemals übernachten würde, kann ein Besuch der Anlage sehenswert sein. Neben dem pompösen Hotel gibt es im Park unzählige Pools, Wasserrutschen und Lagunen. Man findet hier über 50.000 Meerestiere (mehr als 250 Spezies). Viele können durch Tunnel unter dem Wasser beobachtet werden. Natürlich kann man hier auch wieder mit Delfinen schwimmen. Der Eintritt in das Kasino ist kostenlos, der Rest der Anlage kann nur nach Zahlung einer Tagestour besichtigt werden (etwas 30$ pro Person).

 

Weitere Sehenswürdigkeiten

Für weitere Sehenswürdigkeiten hat meine Zeit leider nicht gereicht. Dennoch möchte ich euch hier noch eine lose Aufzählung weiterer Attraktionen geben, falls ihr mehr Zeit habt, als ich:

  • Pirates of Nassau Museum: Interaktives Museum, dass euch das Leben der Piraten in Nassau nähr bringt. Eintritt 13,50$; geöffnet von Mo-Sa 08:30-17:30 Uhr, So 09:00-14:00 Uhr. Link.
  • Balcony House: Nassaus ältestes noch stehendes Holzgebäude. Hier wohnte unter anderem Ian Fleming eine Weile (Autor von James Bond). Das Museum im Haus ist kostenlos. Link.
  • Queen’s Staircase: 65-stufige Treppe zu Fort Fincastle; erbaut um 1793 von Sklaven, um das Fort mit der Stadt zu verbinden.
  • Fort Charlotte: Größtes Fort der Bahamas, 1880 erbaut. Jeden Mittwoch und Freitag gibt es Vorführungen über das Leben im 18. Jahrhundert in Nassau, 12 Uhr wird eine Kanone gefeuert. Eintritt 5$, geöffnet Mo-So von 09:00-16:00 Uhr.
  • Arawak Cay: Am „Fish Fry“ findet ihr allerhand interessante Imbissstände.
  • Cable Beach: Verdankt seinen Namen dem ersten Überseekabel, dass 1892 von Florida auf die Bahamas verlegt wurde.

 

Fazit Nassau

Nassau war für mich der Tiefpunkt meiner Bahamas Reise. Die Tage vorher hatte ich an wunderschönen, einsamen Stränden entspannt, habe tolle Touren gemacht und micht gefreut, endlich mal aus dem ganzen Trubel herauszukommen. Auch wenn Nassau viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist mir hier einfach viel zu viel los. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe bringen unzählige Kurzzeittouristen in die Stadt. Überall wimmelt es von Souvenirständen und Verkäufern (die einen im Vorbeigehen auch gleich  mal anquatschen und Dinge andrehen wollen). Ich bin kein Ressortfan und finde es überhaupt nicht schön, wenn man einfach alle Strände privatisiert. Die wenigen öffentlichen Strände in Nassau sind leider von Touristen überlaufen (vor allem trinkfreudige Amerikaner Anfang 20) und die Preise bewegen sich auf einem für mich nicht mehr wirklich akzeptierbaren Niveau. Zum Sightseeing ist die Stadt okay – aber sobald ihr einen Fuß auf eine der äußeren Inseln gesetzt habt werdet ihr mir glauben, wenn ich sage, dass Nassau nicht zum Rest der Bahamas passt.

 

Fazit Bahamas

Das klingt jetzt vielleicht ein wenig kitschig – aber der Urlaub in den Bahamas war einer der schönsten meines Lebens (mal von dem Ausrutscher Nassau abgesehen). Eleuthera strahlt eine ungeheure Ruhe aus – die Strände sind absolut leer und wunderschön, die Leute sind extrem freundlich und man kann wunderbar entspannen. Exuma ist minimal touristischer und bietet unglaubliche Sandstrände, sowie das klarste Wasser, dass ich je gesehen habe. In meinen Erinnerungen erscheint alles schon fast unreal, die Fotos beweisen aber das Gegenteil: Hier liegt für mich das Paradies.

Natürlich war der Urlaub nicht ganz günstig – ich habe 10 Flüge gebraucht (von San Luis Potosí nach Miami – Nassau – Eleuthera – Nassau – Exuma – Nassau – Miami – Mexiko). Übernachtungen in Einzel- bzw. Doppelzimmern gibt es kaum für unter 100$ pro Tag in den Bahamas, Supermärkte sind teuer (1l Milch ca. 3€), Restaurants ebenso (35-40$ pro Person solltet ihr für ein Abendessen einplanen). Die Mietwagen gab es nie unter 60$ pro Tag und die Touren und Ausflüge gingen ebenso ins Geld (Exuma Tour kostete über 200$ pro Person). Aber eins sollte man nicht vergessen: Man ist im Urlaub, da darf man sich gerne mal etwas gönnen, noch dazu, wenn es so wunderschön ist. Ich bin auf jeden Fall mehr als zufrieden, dass ich diese Tour gemacht habe.

Nach fast jedem Urlaub sage ich, dass ich wiederkommen möchte und mache es dann doch nicht. Bei den Bahamas bin ich mir jedoch sicher, dass ich zurückkommen werde, um weitere Inseln zu besichtigen (z.B. Cat Island, Long Island, Great Abaco, Crooked Island uvm.). Dann werde ich aber die Drohne* mitnehmen, um noch tollere Aufnahmen zu machen.

 

Den weiter oben beworbenen Reiseführer kann ich übrigens wärmsten empfehlen. Er enthält über 280 Seiten und beschreibt alle großen Inseln der Bahamas sehr detailliert. Ihr bekommt nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten genannt, sondern erfahrt auch einiges über die Geschichte der Bahamas. Hier* gibt es das Buch auf Amazon.

 

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