Ausgrabungsstätte El Tajín in Veracruz: Wenig bekannt, aber absolut beeindruckend

In Mexiko gibt es unzählige tolle Ausgrabungsstätten. Während die bekannteren mittlerweile von Touristen überflutet werden, findet sich in den weniger bekannten noch das ein oder andere Juwel. El Tajín ist so ein Juwel – sie ist eine der bedeutendsten und am besten erhaltenen archäologischen Stätten Mexikos und touristisch relativ wenig bekannt.

Die Ausgrabungsstätte El Tajín war nach Tampico und Tamiahua (Isla de Lobos) der nächste Stopp auf unserem einwöchigen Roadtrip im Mai. El Tajín ist relativ unbekannt, braucht aber den Vergleich mit anderen berühmten Ausgrabungsstätten, wie Chichen Itzá nicht scheuen.



Vergesst nicht bei den anderen Posts zu Mexiko reinzuschauen. Falls ihr noch Lektüre braucht, habe ich noch etwas für euch: Der Reiseführer für eure Mexiko-Reise*.


Anreise

Die letzte Station unseres kleinen Roadtrips war Tamiahua (mit Besuch der fantastischen Isla de Lobos). Von dort aus fahrt ihr nur etwa 2 Stunden (114 km) zur Ausgrabungsstätte El Tajín. Folgt einfach der Carretera Tuxpan – Tamiahua in Richtung Süden. In Tuxpan biegt ihr auf die 180 und kurz danach auf die 130D México – Tuxpan ab. Dieser folgt ihr, bis ihr wieder auf einen Abzweig auf die 180 in Richtung Poza Rica de Hidalgo kommt. In Poza Rica de Hidalgo folgt ihr der Beschilderung Papantla bzw. El Tajín. Karte

Übernachtung und Unterkunft

Die nächstgrößere Stadt in der Nähe der Ausgrabungsstätte El Tajín ist das tolle Pueblo Mágico Papantla. Wir haben im für Mexiko ziemlich untypischen Freijoí Casa Vintage* übernachtet. Die zentral gelegene Unterkunft ist mit vielen alten und antiken Möbeln eingerichtet und versprüht einen Charme vergangener Zeiten. Frühstück wird vor Ort optional angeboten, einen privaten Parkplatz gibt es nicht, dafür haben wir immer vor dem Haus auf der Straße ein freies Plätzchen gefunden. Falls ihr in Papantla nicht fündig werdet, dann könnt ihr auch in Poza Rica de Hidalgo* schauen, die Auswahl ist dort etwas größer.

Alternativen*:

 

Danza de los Voladores

Papantla ist ein sehr sehenswertes Pueblo Mágico und die Heimat der „Voladores de Papantla“, über die ich in anderen Artikeln schon geschrieben habe. Beim sog. Danza del Volador steigen fünf  Männer auf eine Plattform an der Spitze eines 30 m hohen Pfahls aus Holz. Vier der Männer befestigen sich an den Enden von Seilen, die auf den Holzpfahl aufgewickelt sind (sie stellen die vier Winde dar). Der fünfte Mann sitzt in der Mitte auf dem Pfahl und spielt eine Chirimía, einer Flöte mit einer kleinen Trommel (er stellt die Sonne dar). Während der Mann in der Mitte die Musik spielt, lassen sich die vier anderen Männer kopfüber an den Seilen in 13 Umrundungen um den Pfahl zu Boden kreisen (ohne Sicherheitsleinen). Der Tanz zieht immer viele Touristen an, vermutlich handelt es sich dabei um einen Fruchtbarkeitskult. Der Ursprung des Rituals in unklar, jedoch wurde es 2009 durch die UNESCO zum kulturellen Erbe erklärt.


Ausgrabungsstätte El Tajín

Geschichte

Die Gegend um die heutige Ausgrabungsstätte El Tajín war bereits mehr als 5.000 Jahre v. Chr. von Nomaden besiedelt. Es ist unklar, wer die Stadt im ersten Jahrhundert vor Christus gegründet und später darin gewohnt hat, daher spricht man oft von der Kultur Tajín. Unterschiedliche Vermutungen wurden aufgestellt, vermutlich haben Totonaken die Stadt gegründet, aber auch Huasteken besiedelten die Gegend um die Zeit.

Aufgrund ihrer strategischen Lage entlang mesoamerikanischer Handelsrouten wuchs El Tajín schnell. Tajín bedeutet in der totonakischen Sprache „Stadt des Donners“. Man vermutet, dass Tajín auch der Name eines Gottes war. Zwischen 700 – 900 n. Chr. erreichte die Stadt ihre Blütezeit und herrschte über den Großteil des heutigen Veracruz. Aus den umliegenden Gebieten wurden die Einwohner mit Lebensmitteln, wie Korn, Bohnen, aber auch mit Luxusgütern, wie Kakao, versorgt. Das traditionelle Ballspiel und Pulque spielten eine große Rolle. Die damalige Religion basierte auf Beobachtungen von Sonne und Mond. Über die Zeit wurden etliche Pyramiden und siebzehn (!) Ballspielplätze errichtet (mehr als in jeder anderen mesoamerikanischen Stadt).

Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt durch Feuer zerstört und verlassen. Man vermutet durch einen Angriff der Chichimecen. Die Totonaken ließen sich daraufhin im Gebiet des heutigen Papantla nieder. El Tajín verschwand im Dschungel und wurde erst im 18. Jahrhundert durch Europäer entdeckt.

1785 entdeckte Diego Ruiz durch Zufall die Nischenpyramide, aber erst im 20. Jahrhundert kamen vermehrt Archäologen in die Gegend, da man aufgrund von gefunden Ölvorkommen Straßen ausbaute. In den 1930er Jahren wurden die ersten Gebäude freigelegt. Man geht davon aus, dass bisher nur die Hälfte von El Tajín entdeckt wurde. 1992 wurde die Ausgrabungsstätte aufgrund ihrer einzigartigen Architektur zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Die Nischenpyramide wurde als Meisterstück antiker mexikanischer Kultur ausgezeichnet.

Sehenswürdigkeiten

Das Gelände der Ausgrabungsstätte ist riesig (etwa 10 km²) und bietet wenig Schatten. Ihr solltet für die Besichtigung viel Zeit einplanen, ausreichend Sonnenschutz und viel Wasser mitbringen. Die Beschreibung aller Gebäude würde hier leider den Rahmen sprengen. Da es nur wenige Tafeln mit spärlichen Informationen vor Ort gibt, empfehle ich euch einen Führer (mehrsprachiger Guide für 300-500 Pesos pro Stunde).

Museum

Gleich am Eingang der Ausgrabungsstätte befindet sich ein Museum, dass bei unserem Besuch leider geschlossen war. Auf dem großen Platz vor dem Gebäude sollte eigentlich auch aller 30 Minuten ein Danza de los Voladoren stattfinden, was an unserem Tag leider auch nicht der Fall war.

Wie wäre es mit einem Tagesausflug?*

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Die Arroyo-Gruppe

Dieses Gebiet ist eines der ältesten der Stadt. Es umfasst vier primitive Pyramiden mit einheitlicher Höhe, die von Tempeln gekrönt sind. Aufgrund fehlender weiterer kleinerer Gebäude vermutet man, dass es sich hier um den Marktplatz der Stadt handelte.

Die Nischenpyramide

Die Pyramide de los Nichos ist das berühmteste Bauwerk und Markenzeichen El Tajíns. Der Name kommt aufgrund der 365 Nischen zustande, die vermutlich ein Sonnenjahr symbolisieren sollten. Die siebenstöckige Pyramide hat eine Grundfläche von 1225 m² und ist 25 m hoch. Ursprünglich war das Bauwerk dunkelrot bemalt, die Nischen schwarz. Im Inneren des Tempels fand man mehrere Skulpturen und Tafeln.

El Tajín Chico

El Tajín Chico war der Regierungsbezirk der antiken Stadt, er zieht sich in nordwestlicher Richtung einen Hügel hinauf und bietet einen guten Überblick. Paläste und zivile Gebäude wurde hier erbaut. Eine der wichtigsten Strukturen ist die Plaza de las Columnas (Platz der Säulen).

Ballspielplätze

Ganze 17 Ballspielplätze wurden in El Tajín gefunden. Der Juego de Pelota Norte (nördlicher Ballspielplatz) befindet sich in Tajín Chico, ist nur 27 m lang und vermutlich eines der ältesten Bauwerke. Der Juego de Pelota Sur (südlich) ist der berühmteste der Ballspielplätze. Er wurde 1150 erbaut und bietet sechs Panele an den Wänden, die Szenen im Zusammenhang mit dem Ritual des Ballspiels zeigen. Der Juego de Pelota de las Pinturas neben der Nischenpyramide bietet zwei gut erhaltene rot-blaue Fresken.

El Tajín – weitere Impressionen


Das Wichtigste in Kürze

Adresse: Karte

Website: INAH

Öffnungszeiten: Mo-So 09:00-18:00 Uhr (am besten zeitig oder relativ spät ankommen, um die starke Sonne zu vermeiden)

Eintritt: 95 Pesos pro Person; Guides ab 300 Pesos pro Stunde

Mitbringen: Bequeme Schuhe, Sonnenschutz* (es gibt kaum Schatten in der Anlage), Hut*, Mückenschutz*, ausreichend Flüssigkeit

Wie viel Zeit solltet ihr einplanen: Mindestens 2-3 h.


Fazit

El Tajín ist wirklich beeindruckend und einen Besuch wert. Die Architektur ist ganz anders als in vielen anderen Ausgrabungsstätten und die Ausmaße der Anlage sind gigantisch. Da Veracruz deutlich weniger touristisch ist als andere Bundesstaaten, werdet ihr hauptsächlich Touris aus Mexiko treffen. Im Vergleich zu den berühmten Stätten, wie Teotihuacán oder Chichén Itzá, ist hier deutlich weniger los und es gibt auch weniger Verkäufer, die euch auf die Nerven gehen.


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