Mit dem Zug zur chinesischen Mauer bei Shanhaiguan und Jiumenkau

China, Jiumenkau

Heute früh sind wir mit dem Zug nach Shanhaiguan und später mit einem Fahrer weiter nach Jiumenkau gefahren. In Shanhaiguan geht ein Stück der chinesischen Mauer ins Wasser und in Jiumenkau gibt es einen Mauerteil über den Fluss Jiujiang.

Zugfahren in China

Zuallererst aber erstmal was zum Zugfahren in China :). China ist wie bereits erwähnt das viergrößte Land der Welt und hat die höchste Bevölkerungszahl. Trotz der Größe des Landes konzentrieren sich sehr viele Leute in großen Städten an der Ostküste. Der Transport dieser Leute spielt eine riesige Rolle und daher hat man in den letzten Jahren das Schnellbahnnetz immer weiter ausgebaut. Es gibt 6 verschiedene Klassen von Zügen (G-, D-, C-, Z-, T-, K-Zug). Der Geschwindigkeit nach kommt nach der Magnetschwebebahn Transrapid in Shanghai (300-430 km/h) der G-Zug (250-400 km/h), dann der D-Zug (200-250 km/h), dann C-Zug (160-300 km/h), dann die anderen. Weiterhin gibt es normalerweise 5 verschiedene Sitzarten – harter Sitz, weicher Sitz, harter Schlafwagen (6 Betten pro Abteil), weicher Schlafwagen (4 Betten pro Abteil, besser), Soft-Schlafwagen. In Schnellzügen gibt es erste, zweite, Business- und Superior-Klasse. Wir sind zweite Klasse gefahren – es gibt mehr als genug Beinfreiheit, verstellbare Sitze, Steckdosen – reicht völlig aus (da kann sich DB mal was abschauen :). Tickets kauft man online (chinesische Seiten oder CTrip – da ist die Zug- und Bahnhofsauswahl jedoch nicht komplett) oder am Schalter (in großen Städten wie Shenyang gibt es auch englischen Service), nachdem man seinen Pass zur Legitimation vorgelegt hat.

Am Tag der Fahrt sollte man mindestens 30 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof sein, da es länger dauern kann. Eine Zugfahrt ist wie eine Flugreise in China – um den Bahnhof zu betreten muss man sein Ticket zeigen, dann durch eine Sicherheitskontrolle. Danach gehts zum Gate, welches erst 5 Minuten vor Abfahrt geöffnet wird (erneute Kontrolle der Karten). Im Zug kann es dann nochmal zur Kontrolle der Karten kommen.

Vorsicht: Das Ticket nach der Fahrt nicht gleich wegwerfen, in manchen Zielbahnhöfen braucht man es nochmal, um den Bahnhof zu verlassen.

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Unser Zug fuhr kurz vor 9 Uhr ab. Da wir am Freitag lecker essen waren und ich verschlafen habe, musste ich das Frühstück ausfallen lassen. Auf der Hinfahrt hatten wir einen D-Zug, auf der Rückfahrt einen G-Zug – aufgrund der Strecke sind beide Züge aber gleich schnell gefahren, 200 km/h. Die Fahrt dauerte ca. zwei Stunden und ging durch das noch graue und staubige Land (in ein paar Wochen soll aber alles grün sein :). Angekommen in Shanhaiguan stiegen wir aus und waren erstaunt, wie leer alles war – kaum Leute unterwegs, der Vorplatz vom Bahnhof war leer. Leider kamen gleich mehrere Taxifahrer, die uns irgendwo hinfahren wollten (da westliche Touris kein Chinesisch verstehen, zeigen sie kleine Karten mit Sehenwürdigkeiten) und so penetrant waren, dass sie erst verschwunden sind, nachdem wir um einige Ecken gebogen waren (es ist Nebensaison und da versuchen die mit allen Mitteln ein wenig Geld zu verdienen).

Shanhaiguan liegt mehr als 300 km südwestlich von Shenyang am gelben Meer. Es ist bekannt durch den Old Dragons Head, das ist der Ort, an dem die Mauer ins Meer geht. Man spricht zwar immer von der großen Mauer, jedoch handelt es sich hierbei eigentlich um sehr viele Mauerstücke, die zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Dynastien gebaut wurden (übrigens ist es auch ein Mythos, dass man die Mauer aus dem Weltraum sieht – da sie nur so breit wie eine Straße ist und auch häufig grau wie der Stein, auf dem sie steht, kann man sie von dort oben aus nicht sehen). Das längste Stück der Mauer ist 2400 km lang, insgesamt gibt man eine Länge von ca. 22.000 km an, wovon ca. 6600 km in der Ming-Dynastie gebaut wurden. Sie ist das größte Bauwerk der Welt von Volumen und Masse her und geht durch 15 Provinzen. Ein Großteil der Mauer befindet sich jedoch in einem schlechten Zustand nur einzelne Stücke wurden restauriert. Vieles zur Geschichte der Mauer kann im Wikipedia-Eintrag nachgelesen werden.

 

Jiumenkau

Angekommen in Shanhaiguan haben wir versucht, zu Fuß ein wenig voran zu kommen, da die App auf dem Handy aber nicht mitspielte und wir wieder ein Problem mit dem Chinesischen hatten, haben wir uns von einem Fahrer bequatschen lassen. Er hat uns erstmal nach Jiumenkau gefahren, das wollten wir ohnehin sehen. Jiumenkou befindet sich ca. 15 km nördlich von Shanhaiguan. Dort führt die Mauer über den Jiujiang-Fluss. Das noch existierende Stück wurde in der Ming-Dynastie gebaut. Für 80 Yuan Eintritt kann man über die Brücke und ein Stück die Mauer entlang laufen. Weiterhin gibt es einen Geheimtunnel, der wohl auch sehr gut sein soll (leider wussten wir nichts davon zum Zeitpunkt) . Ein paar mehr Infos zum Nachlesen über diesen Teil gibt es hier. Uns hat das Mauerstück ganz gut gefallen, jedoch ist noch nicht richtig Frühling hier, d.h. alles um die Mauer sieht sehr grau, trocken und staubig aus und der Fluss war so gut wie leer. Ein paar Wochen später sieht es dort sicher super aus. Da wir uns in der Nebensaison befinden, waren nur wenige Touris da, großteils Chinesen, die sich über drei blonde Kerle gefreut haben (wir wurden das ein oder andere Mal fotografiert).

 

Zurück nach Shanhaiguan

Unser Fahrer, der uns für 30 Yuan nach Jiumenkau gefahren hat, bot uns für weitere 50 Yuan an, zu warten und uns dann zurück zu fahren. Normalerweise ist das nicht notwendig, da genug Fahrer rumstehen, aber er war so sympathisch und hat Selfies mit uns gemacht, dass wir zugestimmt haben (hatte außerdem lustige Musik im Auto und eine Rennstrecke auf der Heckscheibe :). Nach der Besichtigung von Jiumenkou wollten wir zum Old Dragon Head, dort geht die Mauer ins Wasser. Die meisten Attraktionen von Shanhaiguan wurden in den 80ern restauriert, der Teil der Mauer hat nach 2000 eine starke Erneuerung erhalten, sodass man hier nur noch wenig vom Original sieht (außer unter ein paar Glaskästen am Rand). Dennoch lohnt sich der Besuch. Um zum Old Dragon Head zu gelangen, muss man erneut Eintritt zahlen (Nebensaison 20 Yuan, Hauptsaison 50 Yuan). Man gelangt in einen schönen Park mit einigen ehemaligen Wachhäusern und Waffenkammern, dem Mauerstück und einem richtig schönen Tempel auf dem Meer – der Seegott-Tempel (Sea God Temple) und die Halle der Göttin (Goddess Hall).

Weiterhin gibt es in Shanhaiguan ein Mauermuseum (war geschlossen) und den First Pass under Heaven, ein großes restauriertes Tor an der Mauer um die Altstadt – dort muss man ein Ticket kaufen und kann dann noch einige Ausstellungen besuchen oder über die Stadtmauer laufen. Leider konnten wir auch hier nicht mehr rein, da bereits ab 16 Uhr kein Eintritt mehr möglich war – wahrscheinlich aufgrund der Nebensaison. Also haben wir uns in den Stadtpark gesetzt und Chinesen beim Tanzen und klatschend im Kreis laufen zugeschaut (sind schon manchmal komisch). Wahrscheinlich waren wir dort mal wieder eine Attraktion, weil plötzlich einige alte Chinesen zu uns kamen und uns auf Chinesisch angesprochen haben. Da keiner den anderen Verstand, war das ein wenig peinlich. Naja, die standen dann noch ca. 10 Minuten neben uns und haben etwas erzählt und immer mal gelacht, dann sind wir gegangen. Hier gibt es noch ein paar weitere Informationen für eine Reise nach Shanhaiguan.

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Fazit:

Uns hat der Trip insgesamt sehr gut gefallen. Für viele Menschen ist die chinesische Mauer ein interessantes Bauwerk und Besichtigungsziel. Wir werden uns später in Beijing (Peking) noch einen weiteren Teil der Mauer anschauen. Ein Tag reicht für Shanhaiguan völlig aus, ich empfehle euch aber früh zeitig mit dem Zug loszufahren und etwas oder besser zu planen als wir. Auch empfehle ich ein paar Wochen später zu fahren – wenn alles blüht sieht Jiumenkau sicher viel schöner aus.

Zum Ende eine kleine Zusammenfassung der Kosten:

  • 15 Yuan Taxi für 3 Personen vom Shangri-La-Hotel zum Bahnhof
  • 113 Yuan Hinfahrt ab Shenyangbeizhang (Nordbahnhof) pro Person
  • 30 Yuan Fahrer für 3 Personen von Shanheiguan nach Jiumenkau
  • 80 Yuan Eintritt Jiumenkau pro Person
  • 100 Yuan Fahrer für 3 Personen für den Rest des Tages
  • 20 Yuan Eintritt Old Dragons Head pro Person
  • 113 Yuan Rückfahrt ab Shanhaiguan nach Shenyang pro Person
  • 15 Yuan Taxi für 3 Personen Rückfahrt zum Shanri-La

Gesamt: ca. 65€ pro Person

Sparen kann man über An- und Rückreise per U-Bahn zum Bahnhof (2 Yuan pro Fahrt), Bus anstatt Fahrer in Shanhaiguan (1 Yuan pro Fahrt, mindestens 3 Fahrten, aber Chinesisch nötig).

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