Praktikum im BMW Werk Spartanburg – Überblick und Reisevorbereitungen

Grand Canyon

Von März bis Oktober 2012 habe ich im BMW-Werk Spartanburg, USA, ein sechsmonatiges Praktikum mit anschließendem kleinen Roadtrip absolviert. Zur damaligen Zeit hatte ich einen kleinen Blog auf meinem Uni-Webspace laufen für Familie und Freunde.

Ich hatte schon lange vor, die Inhalte dieses kleinen Blogs hier zur Verfügung zu stellen, dafür war aber ein bisschen Arbeit nötig. Während der 7 Monate habe ich unter anderem mehr als 15 Städte in den USA (u.a. New York, Washington D.C., Charlotte, Atlanta, Greenville, Savannah, Charleston, Miami, Nashville, New Orleans, Houston, Galveston, San Antonio, Austin, Denver, Sacramento, San Francisco, Los Angeles, Las Vegas), zwei Städte in Mexiko (Mexiko-Stadt und Puebla) und mehrere Nationalparks (u.a. Grand Canyon, Arches Nationalpark, Zyon Nationalpark, Everglades, Cesars Head State Park, …) besichtigt. Ich habe neue Freunde gefunden, viel gefeiert, war beim Skydiving und habe insgesamt mehr als 10.000 Fotos gesammelt.

Bevor es aber erstmal losgehen konnte, war natürlich einiges an Vorbereitung für die Reise notwendig… .

 

Das BMW-Werk Spartanburg

Mein Praktikum in den USA absolvierte ich im BMW-Werk Spartanburg. Dieses liegt genau zwischen den zwei Städten Greenville und Spartanburg in South Carolina. Bekannte nächstgrößere Städte sind Charlotte (North Carolina) und Atlanta (Georgia).

Im Werk Spartanburg arbeiten über 8000 Menschen und mit einer Kapazität von 450.000 Einheiten pro Jahr handelt es sich um das größte BMW-Werk (2014 hat es Dingolfing als bis dato größtes Werk abgelöst).

Gefertigt werden in Spartanburg die großen SUVs (X-Modelle ab X3 aufwärts). 70% der hier gebauten Fahrzeuge werden in 140 Länder weltweit exportiert.

Modelle sind unter anderem (Stand 2012):

  • X3
  • X4
  • X5
  • X5M
  • X5 PHEV
  • X6
  • X6M

 

Wie kam es eigentlich zu diesem Praktikum?

Im neunten Semester meines Elektrotechnikstudiums war ein Pflichtpraktikum notwendig, welches ich bei BMW im Bereich Entwicklung Fahrwerk/Fahrdynamik in München absolvierte. Eines Tages fragte mich mein Betreuer, ob ich nicht ein Praktikum in Spartanburg machen wollte. Ich malte mir hierfür zwar keine großen Chancen aus, bewarb mich aber trotzdem (Anschreiben + Lebenslauf Deutsch/Englisch). Kurz danach erhielt ich einen Anruf, dass man Interesse an mir hätte und eine Woche später kam ein Vertrag. Ich hatte nicht mal ein Vorstellungsgespräch vorher, war schon seltsam. Mit dem Vertrag fing der Spaß aber erst richtig an, denn es musste eine ganze Liste an Dingen zu Vorbereitung erledigt werden.

USA south carolina

 

Beantragung DS-2019-Dokument für das spätere Visum:

Für das sechsmonatige Praktikum in den USA war ein Visum vom Typ J1 notwendig. Um dieses Visum zu bekommen, muss man erstmal ein DS-2019-Formular beantragen, das ist sozusagen eine Eignungsbescheinigung zur Visabeantragung. Für dieses DS-2019-Dokument waren zur damaligen Zeit einige Schritte notwendig:

  • Motivationsschreiben auf Deutsch/Englisch
  • Lebenslauf auf Deutsch/Englisch
  • Notenbescheinigung der Universität
  • Vordiplom bzw. Bachelor (falls vorhanden)
  • mindestens 3 Referenzen vorheriger Arbeitgeber (Praktika, Hiwi-Jobs, etc.)
  • Nachweis englischer Sprachkenntnisse mindestens Level B1 durch:
    • Zertifikat einer Sprachschule (es gab Kollegen, die hier extra noch einen Kurs vorher gemacht haben)
    • Sprachnachweis am Telefon durch Gespräch mit GACC (German American Chamber of Commerce) – diese Methode habe ich gewählt, das Gespräch war einfach und dauerte nur ca. 10 Minuten (man telefoniert mit New York – Telefonkosten beachten!)
  • Telefoninterview mit GACC – hierfür hab ich ein zweites Mal dort angerufen
  • Nachweis finanzieller Absicherung – dies war durch das Praktikantengehalt durch BMW gegeben
  • Trainingsplan (TP) und Jobangebot (JO) von BMW
  • 600$ (!) für das Dokument (welches aus nur einer dünnen A4-Seite besteht)
  • Biometrisches Foto
  • Nachweis einer Krankenversicherung für den kompletten Aufenthalt – Möglichkeiten:
    • deutsche Auslandskrankenversicherung
    • Versicherung in den USA – ich entschied mich für diesen Weg, die Kosten betrugen 400$ für den kompletten Aufenthalt in den USA (Versicherung MAWISTA). Im Gegenzug zu einer deutschen Versicherung muss man bei einer lokalen Versicherung nicht in Vorleistung gehen und die Kosten dann später zurückfordern. Dieser Weg hat mir viel Stress und Kosten gespart, da ich schwer krank wurde, aber dazu später mehr…

Sollte die Einreise mehr als 7 Tage vor Praktikumsbeginn erfolgen, so musste man das der GACC bei Beantragung des DS-2019 mitteilen (war aber kein Problem). Nach Ablauf des Praktikums hat man 30 Tage Zeit um aus der USA auszureisen – diese Tage habe ich zum Reisen genutzt. Das DS-2019-Formular benötige ca. 2 Monate Bearbeitungszeit. Erst nach Erhalt des Formulars konnte man das richtige Visum beantragen (was einige Kollegen in Zeitknappheit brachte).

 

Flüge, Wohnung, Auto:

Ich nutzte die 2 Monate Bearbeitungszeit zur Buchung meiner Flüge. Da ein Freund von mir zu diesem Zeitpunkt ein Praktikum in New Brunswick absolvierte, buchte ich erstmal einen Flug nach New York (ohne Rückflug) und einen weiteren nach Charlotte. Da Charlotte in der Nähe von Greenville ist, dachte ich, dass ich mit dem Zug fahren kann – leider fahren aber kaum noch Personenzüge in den Südstaaten, daher musste ich später einen weiteren Flug für die verbleibenden 100 Meilen kaufen (20 Minuten Flug!).

Weiterhin musste ich mir eine Wohnung in der Nähe des BMW-Werkes suchen. Da ein Freund dieses Praktikum vor mir absolvierte, empfohl er mir in oder in die Nähe der sog. Farm zu ziehen. Dabei handelt es sich um ein Farmhaus, in dem vier Praktikanten leben können und in dem zu seiner Zeit immer viele Parties waren. Da es schon voll war, zog ich in die Nähe aufs Land (genau nach Duncan, mitten im Nichts) in ein Haus mit zwei weiteren Praktikanten. Leider war das ein großer Fehler, aber auch dazu später mehr… . Zur Wohnungssuche bekamen wir übrigens eine Liste mit Ansprechpartnern durch BMW.

Theoretisch konnte (und sollte) man sich am besten auch schon vor dem Praktikum ein Auto besorgen. Hierzu sendeten die Praktikanten, die zu dieser Zeit gerade ihr Praktikum absolvierten, Angebote für die Autos, die sie gerade fuhren. Leider schlug hier der deutsche Geiz zu und die Preise waren in der Regel weit überhöht (zumindest dachte ich das zum Zeitpunkt – es kauft doch keine ein Auto mit 250.000 Meilen auf der Uhr für 4000$, oder?). Ich entschied mich gegen die Angebote und dachte, dass ich mir vor Ort ein Auto suche – das war der nächste große Fehler… .

 

Beantragung des Visums:

Nachdem ich endlich das DS-2019 erhalten hatte, konnte ich das Visum beantragen. Auch hierzu waren wieder einige Schritte und Geld nötig:

  • Überweisung weiterer 160 US-Dollar via I-901 SEVIS Fee
  • Antragsformular DS-160 für J1-Visum
    • dieses Antragsformular ist mit ca. 50 sinnfreien Fragen befüllt, u.a. „Sind Sie ein Terrorist?“, „Wollen Sie in den USA Geldwäsche betreiben?“, „Haben Sie in Ihrem Land Kriegsverbrechen begangen?“, … . Schon dumm, wer „ja“ ankreuzt.
  • Termin in der Botschaft (z.B. München), die Terminreservierung kostete erneut 10$!
  • Einsendung des Passes – dieser muss noch mindestens ein halbes Jahr gültig sein (über den Praktikumszeitraum hinaus)
  • Biometrisches Foto

Der Termin selber war dann recht relaxt. Nachdem man die Sicherheitsschleuße durchlaufen hatte (übrigens ist es verboten Handy o.ä. mitzunehmen), durfte man durch eine dicke Panzerglasscheibe mit einem Mitarbeiter der Botschaft sprechen. Das dauert nicht lang, er wollte sich nur nochmal in einigen Punkten vergewissern (z.B. Bezahlung). Danach dauerte es erneut ein paar Wochen bis man den Pass zurückbekam mit dem eingeklebten Visum. Übrigens konnte mein Kumpel aufgrund der knappen Zeit den Visumsfragebogen nicht rechtzeitig ausfüllen, sodass er die 50 sinnfreien Fragen in der Botschaft beantworten musste – da gab es sicher einiges zu lachen^^.

 

Weitere Reisevorbereitungen:

Seltsamerweise waren zum damaligen Zeitpunkt keine medizinischen Vorsorgeuntersuchungen notwendig, auch war ich damals nicht für irgendwelche Reiseschutzimpfungen beim Arzt – hab es schlichtweg vergessen^^. Ihr solltet das aber nicht vergessen – um herauszufinden, welche Impfungen ihr braucht und wie die Krankenkasse die Kosten übernimmt schaut ihr am besten in meinen Artikel.

Weiterhin sollte man nicht vergessen, dass die USA ein anderes Stromnetz (110 V, 50-60 Hz) und andere Stecker haben. Also Reiseadapter nicht vergessen – die gibts im Baumarkt oder bei Amazon*.

Bevor es losgehen konnte hab ich dann noch Kopien aller relevanten Dokumente gedruckt und zusätzlich digital abgelegt. Weiterhin habe ich mir einen internationalen Führerschein besorgt (15€).

Bei Einreise bekommt man dann eine kleine Karte (I-94) in den Pass geheftet, welche jedes Mal bei Verlassen des Landes wieder rausgerissen (ja, wirklich, rausgerissen) und bei Rückkehr wieder eingetackert wird. Da ich während meines Praktikums nicht ausreiste, wurde mir die Karte erst im Oktober 2012 aus dem Pass gerissen.

Achtung: Wenn man während der Praktikumszeit das Land verlässt, muss man das DS-2019 einschicken und unbedingt auf die I-94-Karte in der Passkontrolle achten. (Da das DS-2019 nur ein teures Stück Papier ist, sollte man es sehr vorsichtig behandeln!).

 

Zusammenfassung der Kosten:

  • DS-2019: 600$
  • Krankenversicherung MAWISTA: 400$
  • I-901 Gebühr für Beantragung Visum: 160$
  • Termin für Botschaft: 10$
  • Flug nach New York, später weiter nach Charlotte, dann Greenville: 594$
  • internationaler Führerschein: 15€
  • weitere Kosten für Passfotos, Telefonate, etc.

Da kam also einiges auf mich zu, zumal das alles selbst erledigt/gezahlt werden musste, ohne Unterstützung durch die Firma (dafür bekam man aber eine einmalige Möglichkeit und ein sehr gut bezahlten Praktikumsplatz, dazu später aber mehr …). Nach Ankunft in den USA ging es dann auch erstmal so weiter – ersten Monat Miete bezahlen, Auto mieten solange bis man ein eigenes hat, Auto kaufen, … . Mit Hilfe eines Briefes von der Arbeit musste dann auch eine Social Security Number in den USA beantragt sowie ein Führerschein besorgt werden. Außerdem musste ein Bankkonto eröffnet werden. Mit diesen Themen geht es dann in meinen nächsten Einträgen weiter :).

Nächster Artikel: 09.03.2012 | Auf dem Weg nach South Carolina – Washington D.C., New York, Besuch bei Luis

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